Und sie haben wieder getötet, sie präsentieren sich wieder von ihrer bestialischsten Seite. Das New Yorker Trio ist knapp zwei Jahre nach dem großartigen Reunion-Album Blood Run wieder am Start, um Freunden von sauber produzierten, netten Pop Metal-Alben das Fürchten zu lehren. Allein schon das fantastische Artwork zeigt, dass UNSANE nicht gewillt sind, von ihrer Ausrichtung abzuweichen. Weder optisch noch musikalisch. Ein Noise Rock-Biest der gewalttätigsten Sorte macht sich auf, um das hässliche Gesicht der Welt brutal zu reflektieren.
Und doch, UNSANE haben sich nach Blood Run hörbar weiterentwickelt – mehr Groove, mehr Brachialität, weniger Geschwindigkeit, mehr Wand, an der man sich den Kopf zertrümmern kann. Es mag zunächst etwas befremdlich wirken, dass ein Stück wie Only Pain schon fast in melancholische Gefilde abrutscht. Das gab es im Hause UNSANE noch nie. Stop. Jetzt nicht durchdrehen, denn wie gesagt, Pop Metal ist etwas ganz anderes. Das Trio liefert eine Intensitätsschlacht, bei der nur Sieger hervorgehen können – die Fans und die Band selbst. Die Band wirkt nach wie vor glaubwürdig, wütend und kompromisslos. Das Klientel wird mit einer weiteren Scheibe belohnt, die der Diskografie der Band absolut würdig ist. Je mehr man sich in von Country beeinflusste Stücke wie den perfekten Opener Against the Grain oder das fiese, mit Mundharmonika veredelte This Stops at the River hineinhört, desto besser wird das Album.
Den verbrauchten Schweiß und das verspritzte Blut hört man auch auf Visqueen deutlich heraus. So viel Intensität und bodenständige, ehrliche Gefühle, wie sie in diese Scheibe gepresst wurden, sind selten. Chris Spencer bringt wieder seine typischen Riffs zum Einsatz, die allesamt ins Schwarze treffen und das Gehör des Konsumenten nicht mehr verlassen. Seine Vocals sind weniger verzerrt als zuletzt und somit viel authentischer, direkter. Als Bild hat man nur seine Liveperformance im Kopf, vollkommen verschwitzt, die Adern treten allesamt aus dem Hals heraus. Bassist Dave Curran verzerrt sein Instrument wieder bis zum Anschlag und groovt wie für ihn typisch knallhart, man möchte dabei ausflippen und an die Decke hüpfen. Passend dazu ist das Drumming, das mal simpel groovend, mal leicht verspielt die Musik bestens unterstützt. Besser gesagt: Dieses Trio ist enorm gut aufeinander eingespielt und nur so konnte dieses Album diese ungeahnte Intensität entfalten.
Mir fehlen nur ein paar schnellere Songs. Disdain und Eat Crow sorgen zwar für Abwechslung, aber davon hätte es gerne mehr sein dürfen. Denn ab der Mitte des Albums beginnt man sich schwer danach zu sehnen – schlussendlich wird man doch noch belohnt. Davon abgesehen liefern UNSANE mit dem abschließenden Instrumental East Broadway ein nach Industrial klingendes Inferno ab, das fast neun Minuten boshaft verzerrte, maschinelle Klänge beinhaltet und gemein den Rücken des Hörers hochkriecht, um ihn geradewegs in die Hölle zu schicken. Das Soundgewand von Andrew Schneider, so fett, rau und ursprünglich holt das Maximum aus der Musik raus, das passt wie die Faust aufs Auge.
Der Hörer bleibt nach diesem Album, sofern es sich entfalten hat, verstört und begeistert zurück – UNSANE haben mit diesem Album wieder absolut ins Schwarze getroffen und werden alle Fans zufrieden stellen, sofern sie sich den leichten neuen Strömungen, die auf dem Album vertreten sind, anfreunden können. Allzu schwer dürfte das jedoch nicht werden, denn wo UNSANE drauf steht, ist UNSANE drin, auch beim sechsten Studioalbum der Ausnahmeband.
Veröffentlichungstermin: 5. April 2007
Spielzeit: 42:09 Min.
Line-Up:
Chris Spencer – Guitar, Vocals
Dave Curran – Bass, Vocals
Vincent Signorelli – Drums
Produziert von Andrew Schneider und UNSANE
Label: Ipecac Recordings
Homepage: http://www.theunsane.com
Tracklist:
1. Against the Grain
2. Last Man Standing
3. This Stops at the River
4. Only Pain
5. No One
6. Windshield
7. Shooting Clay
8. Line on the Wall
9. Disdain
10. Eat Crow
11. East Broadway