ROCK STAR [Metal Movie Madness]

"Rockstar" ist kein Klassiker und wahrscheinlich nicht mal ein toller Film, wenngleich für Heavy Metal-Fans von der Thematik her absolut sehenswert. Die Verlogenheit der Szene wird fein auf den Punkt gebracht und gibt reichlich Stoff zum Nachdenken. Die banale Handlung machen allein die mitreißenden Liveaufnahmen wett, der Rest ist nette Samstagabend-Popcornkinounterhaltung, bei der dank Bon Jovi sogar die Freundin nicht leiden muß außer, sie steht auf Black und Death Metal.

(USA 2001)

Spielzeit: 106 Minuten

Chris Cole führt ein Leben als Coverversion. Der Endzwanziger wohnt noch zu Hause, repariert tagsüber Kopiergeräte und lebt nachts den großen Rock n Roll-Traum. Seine Idole sind die Musiker der Heavy Metal-Band Steel Dragon, genauer ihr Sänger Bobby Beers, an dessen exakter Kopie Chris hart arbeitet. Mit der Tributeband Blood Polution, die die Songs, den Sound und die Auftritte von Steel Dragon bis aufs Haar kopiert, ahmt Chris das Leben seiner Helden nach. Als Gerüchte kursieren, daß Bobby Beers Steel Dragon verläßt, geschieht das Unglaubliche: Die Idole klingeln bei Chris durch, um ihm anbieten, ihr neuer Sänger zu werden. Chris steigt bei Steel Dragon ein und lernt das heiße Rock n Roll-Leben kennen. Schnell ist Bobby Beers vergessen, und Steel Dragon starten zu einem weiteren Triumphzug durch die Arenen dieser Welt. Doch die vermeintliche Traumwelt wirft schon bald Schatten auf Chris Privatleben…

Mit Mark Wahlberg ( Boogie Nights , Planet der Affen ) als Hauptfigur Chris Cole ist der Streifen brauchbar besetzt, wenngleich der Schauspieler, der vor seiner Leinwandkarriere als HipHop-Star Marky Mark ein paar Erfolge gefeiert hat, nach eigenem Bekunden nie Metal oder gar Rockmusik gehört hat. Regisseur Stephen Herek ( 101 Dalmatiner ) erzählt die dürftige Handlung gradlinig, vor allem aber so richtig amerikanisch. Bonbonrocker wie Bon Jovi, Def Leppard, Van Halen und David Lee Roth sind nicht gerade das, was hier in Europa unter Heavy Metal verstanden wird entsprechend komisch sieht das dann auch aus, im Film ein im besten 80er-Jahre-Style aufgerödeltes Metal-Publikum zu derartigen Weichspülklängen abgehen zu sehen. Ähnlich schwer tut man sich hierzulande mit bonbonfarbenen Kinobotschaften wie Du kannst es schaffen, wenn Du nur fest genug daran glaubst! . Die allgegenwärtigen Klischees von Sex, Drugs and Rock n Roll, der immense Fankult und die erstaunliche Austauschbarkeit der Szeneprotagonisten hingegen werden im Film glaubhaft dargestellt und durchaus mit Humor pointiert.

Inmitten der banalen Handlung dürften eingefleischte Heavy Metal-Fans den größten Spaß an der liebevollen Deko und an all den Kleinigkeiten im Hintergrund haben: An den Postern an den Wänden, den Schallplatten, die scheinbar achtlos neben der Stereoanlage stehen oder auch einfach nur an den fantastisch eingefangenen Konzertaufnahmen, die bei einem tatsächlich stattgefundenen Benefiz-Festival im Vorprogramm von Megadeth aufgenommen wurden – vor Fans, die nichts von dem Film wußten und gut auf Steel Dragon abgingen, sich jedoch irgendwann wunderten, warum diese unbekannte Band dort oben zum fünften Mal den selben einzigen Song anstimmt. Die Wahrheit: Sie hatte nur diesen einen!

Somit gibt es die fiktive Heavy Metal Truppe Steel Dragon wirklich zumindest für den Soundtrack zum Film. Neben Ozzy Osbourne-Gitarrist Zakk Wylde konnten die Macher unter anderem Dokken-Bassist Jeff Pilson und Jason Bonham, den Sohn des legendären Led Zeppelin-Schlagzeugers John Bonham, als Musiker und Schauspieler verpflichten. Den Gesang teilen sich der ehemalige Yngwie Malmsteen-Sänger Jeff Scott Soto und Mike Matijek von der Band Steelheart.

Leider endet der Film schwer moralistisch mit der gleichen Verlogenheit, die er zu zeigen vorgibt. Mitten in einem Auftritt kehrt Chris Steel Dragon den Rücken, um zu seiner Freundin Emily nach Seattle zurückzukehren und genauso austauschbaren Alternative-Rock zu spielen. Der Grunge-Boom wirft seine Schatten voraus. Kein Wunder, dass die englischen Schwermetaller von Judas Priest, deren Bandgeschichte hier Pate stand, mit dem Endprodukt nichts zu tun haben wollen. Ihr erinnert Euch: Als Anfang der 90er Jahre Rob Halford bei Judas Priest ausstieg, wurde sein Nachfolger der junge Amerikaner Tim Ripper Owens, der bis dahin in einer Judas Priest-Coverband gesungen hatte …

Fazit: Rockstar ist kein Klassiker und wahrscheinlich nicht mal ein toller Film, wenngleich für Heavy Metal-Fans von der Thematik her absolut sehenswert. Die Verlogenheit der Szene wird fein auf den Punkt gebracht und gibt reichlich Stoff zum Nachdenken. Die banale Handlung machen allein die mitreißenden Liveaufnahmen wett, der Rest ist nette Samstagabend-Popcornkinounterhaltung, bei der dank Bon Jovi sogar die Freundin nicht leiden muß außer, sie steht auf Black und Death Metal.

Die coolste aller fiktiven Leinwand-Rockbands aber die Blues Brothers mal ausgenommen sind und bleiben die legendären Spinal Tap… aber das war ja eigentlich schon von vorne herein klar.

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