NICHT AUFLEGEN! [Filmkritik]

Ein urbaner Thriller über ein einziges Telefongespräch – mag das funktionieren??!

81 Minuten lang dreht sich alles um ein einziges Telefongespräch. Am Rohr: Der derzeit omnipräsente Colin Farrell als arroganter Medienberater Stu Shepard, der den lieben langen Tag mit zwei Handys durch die Straßenschluchten von Manhattan hetzt und Kunden und Künstler, Zeitungsredakteure und Clubbesitzer nach allen Regeln der Kunst gegeneinander ausspielt. Ruhe vor seinem schweißtreibenden Job findet er nur in der letzten abschließbaren Telefonzelle auf der 53. Straße. Von hier aus ruft er täglich Pamela (Katie Holmes) an, eine junge Schauspielerin, mit der er seine Frau betrügt. Als Stu die Telefonzelle an diesem Tag wieder verlassen will, klingelt es. Instinktiv nimmt er den Hörer ab, am anderen Ende ist ein unbekannter Scharfschütze, der alles über Stu weiß – und ihn im Visier seines Präzisionsgewehrs hat. Seine Botschaft: Wenn du den Hörer auflegst, bist du tot!

Wer ist der unbekannte Anrufer? Ein von Shepard verprellter Schauspieler? Ein verbitterter Vietnam-Veteran? Oder ein perverser Serienkiller, der aus dem Off sein moralisch-verbrämtes Spiel treibt und Stu auf den Weg der Tugendhaftigkeit zurück zwingen will? Das urbane Kammerspiel gerät vollends aus den Fugen, als ein erster Mensch tot neben der Telefonzelle zusammenbricht – erschossen von dem unbekannten Sniper!

Regisseur Joel Schumacher (Flatliners, Batman & Robin) hat sich in der Vergangenheit eher einen Ruf als biederer Handwerker gemacht hat denn als einer, den die Muse besonders innig geküsst hat. Dennoch legt der Mann hier einen gutklassigen und technisch tadellosen Thriller vor, bei dem die Zutaten passen und auch der Mix stimmt. So bleibt es am Ende das Geheimnis des Films, warum er es trotz luftiger Inszenierung und solidem Spannungsbogen, brauchbaren Darstellern und einer dramatischen Ausgangssituation nicht schafft, das Publikum so richtig in seinen Bann zu ziehen. Die Zuschauer nicht am Schlafittchen packt, ganz tief in die Kinosessel drückt und 80 Minuten lang in Atem hält. Vielleicht – und das ist eigentlich fast schon gemein, so etwas zu schreiben – weil Schumacher kein Hitchcock ist und ihm schlicht und einfach der Tick Genialität fehlt. Dennoch: Gelungen.

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