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„Friedhof der Kuscheltiere (2019)“ (Film-Kritik)

„Friedhof der Kuscheltiere“ ist nicht nur das erfolgreichste Buch von Stephen King, sondern auch eines seiner besten. 30 Jahre nach der missglückten ersten Verfilmung kommt nun ein neuer Versuch ins Kino – und scheitert ebenfalls.

„Friedhof der Kuscheltiere“ ist nicht nur das erfolgreichste Buch von Stephen King, sondern auch eines seiner besten. 30 Jahre nach der missglückten ersten Verfilmung kommt nun ein neuer Versuch ins Kino – und scheitert ebenfalls.

Am stärksten war Stephen King immer dann, wenn er in seinen Geschichten den Ball flach hielt und statt endloser Fantasy-Epen mit Über-Monstern und mächtig viel Mystery-Kram das Grauen heimlich, fies und leise ins ganz normale amerikanische Familienidyll hineinkriechen ließ. So wie im Roman „Pet Sematary“ aus dem Jahr 1983, in dem er seine Helden bei ihren existenziellen Sorgen packt …

Stephen King im Kino: Funktionert es diesmal?

Da zieht der junge Arzt Louis Creed (Woody Harrelson für Arme: Jason Clarke) mit seiner Familie aus Boston ins ländliche Maine. Das neue Heim am Rande der Kleinstadt Ludlow entpuppt sich als das erhoffte Traumhaus, leider liegt es direkt an einer vielbefahrenen Staatsstraße, auf der Tag und Nacht schwere Lastwagen vorbeibrettern. Es dauert nicht lange, da liegt Familienkater Church zermalmt im Straßengraben.

Um seinen Kindern die traurige Nachricht zu ersparen, will Louis den Kadaver nachts heimlich auf dem seltsamen Haustier-Friedhof verscharren, der hinter dem Haus der Creeds liegt. Doch dann zeigt ihm sein Nachbar Jud (blass: John Lithgow) einen alten indianischen Begräbnisplatz, wo der Körper in die Erde kommt. Am nächsten Morgen ist die Katz’ zurück – besser gesagt etwas, das aussieht wie diese, streng riecht und ein beängstigend-mordlüsternes Verhalten offenbart. Als wenig später Louis Tochter Ellie (wie die junge Drew Barrymore: Jeté Laurence) ebenfalls überfahren wird, ist die Versuchung zu groß …

Alles steuert auf ein blutiges Horrorfilm-Finale zu

Mary Lamberts Verfilmung aus dem Jahr 1989 ist bis auf den schmissigen Titelsong der RAMONES zu Recht vergessen. Der zweite Versuch 30 Jahre später sieht besser aus, macht aber leider dieselben Fehler. Das Problem: Kings Buch (von dem man nicht glaubt, dass es so schwer zu verfilmen sei) mangelt es an offensichtlichen Schauwerten, auf die Hollywood jedoch zwingend angewiesen zu sein glaubt. Weshalb die Regisseure Kevin Kölsch und Dennis Widmyer nicht lange fackeln und alles daran setzen, möglichst flott zum blutigen Finale zu kommen.

Dafür wurde einiges aus der Buchvorlage gerafft, gestrichen und geändert. Kann man machen: Buch und Film, Vorlage und Adaption sind zwei paar Stiefel, das wissen wir alle. Nur müsste die Verfilmung dann halt eigene Ideen haben und Akzente setzen. Dass hier weder Drehbuch noch Regie Gespür für Kings düsteres, überaus deprimierendes Familiendrama haben, ist schade. Schlecht ist, dass sie keinerlei Interesse an den Figuren zeigen, über die die ganze Geschichte letztlich funktioniert. Wo das Buch ganz tief in die Gefühlswelt des Vaters eintaucht und seine schleichende Verzweiflung spürbar macht, kriegt hier kein Charakter auch nur im Ansatz Tiefe.

„Friedhof der Kuscheltiere 2019″ wird zum x-beliebigen Teenie-Slasher

Die daraus resultierende emotionale Leere lässt auch diese Adaption von „Friedhof der Kuscheltiere“ am Ende wie einen x-beliebigen Teenie-Slasher aussehen – mit diversen Zombie-, Spukhaus- und Psychothriller-Anleihen gratis dazu. Da fächert ein ganzer Horror-Gemischtwarenladen auf: Von allem ein bisschen was … und immer schön an der Oberfläche kratzen.

Zumindest sieht diese ärgerliche Unentschlossenheit optisch recht gut aus. Kunstnebel wabert auf Waldboden, die Tonspur birst vor Effekten, während die Inszenierung die sattsam bekannte Klaviatur des Horrorfilm-Genres spielt (Wald, Keller, Nacht, Nebel) und sich von dem ein oder anderem schlampigen Logik-Loch nicht beirren lässt. Dazu gibt es schicke, aber gänzlich sinnfreie Szenen wie eine Prozession von mit selbstgebastelten Tiermasken verkleideten Kindern aus dem Dorf, die einen toten Hund auf dem Haustier-Friedhof im Wald hinter dem Creed’schen Anwesen zu Grabe tragen.

Auch „Friedhof der Kuscheltiere“ (2019) scheitert großflächig an der Romanvorlage. Genau genommen eine Themaverfehlung.

Friedhof der Kuscheltiere 2019 – offizieller Film-Trailer bei YouTube (Achtung, Spoileralarm!)
Friedhof der Kuscheltiere 2019 bei facebook

Kinostart: 04.04.2019

Dauer: 101 Min
FSK: ab 16
Produktionsland: USA
Filmverleih: Paramount

 

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