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Hilmar Bender: Violent Evolution. Die Geschichte von KREATOR. [Buch]

Willkommen zu einer höchst subjektiven und unterhaltsamen Zeitreise durch die Geschichte KREATORs – geschrieben von einem Outsider.

Willkommen zu einer höchst subjektiven und unterhaltsamen Zeitreise durch die Geschichte KREATORs: Von den ersten Konzerten noch unter Bandnamen wie METAL MILITIA oder TORMENTOR über den Tiefpunkt in der Bandgeschichte zur Jahrtausendwende, als Bandkopf Miland Mille Petrozza ans Aufhören dachte. Bis zur triumphalen Rückkehr mit dem Album Violent Revolution und zur Gegenwart mit gelungenen Experimenten wie der Zusammenarbeit mit einem Produzenten, der bis dato in der Metal-Szene keinen Namen hatte.

In Violent Evolution erzählen die Musiker von KREATOR selbst, was sie bewegt hat, Mitte der Achtziger eine Band zu gründen, wie sie den schnellen Erfolg, den Höhenflug, die Krise und die Rückkehr wahrgenommen und verarbeitet haben. Der Kunstgriff von Autor Hilmar Bender: Er lässt die Beteiligten selbst erzählen – darunter auch KREATOR-Merchandiser Stoney, ex-KREATOR-Manager Bogdan Kopec, Busfahrer Ulsch oder Labelboss Karl-Ulrich Walterbach. Den größten Anteil haben die Erinnerungen der Musiker von KREATOR – fast durchgängig in wörtlichen Zitaten widergegeben, angenehm zurückhaltend kommentiert und sorgsam zusammengestellt von Hilmar Bender.

Das Ergebnis ist ein erstaunlich offenes Porträt von KREATOR – und Teilen der Heavy Metal-Szene. So erfährt man in Violent Evolution Dinge, die in anderen Biografien gerne unter den Tisch fallen. Zum Beispiel, wie viel Geld ein Musiker nach zwei Monaten US-Tour in die Hand gedrückt bekommt. Thematisiert werden auch  Konflikte zwischen Band und Management – in denen es natürlich auch ums Geld geht. Es gibt offene Worte über Besetzungswechsel. Lesenswert ist vor allem auch das Kapitel über KREATORs ersten Plattenvertrag bei Noise Records  – den übrigens Milles Eltern unterschreiben haben, weil er selbst noch keine 18 war:  Eine beeindruckend unromantische und nicht wie üblich verklärte Rückschau auf die Geburt einer Szene – die auch damals nicht nur von Idealismus geprägt war, zumindest auf der Seite der Geschäftspartner der Bands. Umso beeindruckender sind einige der Statements der Musiker: Ganz ohne Ruhrpott-Romantik kommt das Buch zwar nicht aus, doch die offenen Worte zu Themen wie Ausbildung, Zukunftsperspektiven, Familie und dem Druck, den eigenen Erwartungen und denen der Fans gerecht zu werden, sind beeindruckend.

Bender kommt nicht aus der Metal-Szene und das tut diesem Buch sehr gut. Die Sprache ist völlig untypisch und ganz weit weg von der typischen Metal-Schreibe. Sein Blick ist nüchtern, Szene-Gesetze interessieren ihn (und KREATOR) offenbar wenig. Spannend ist die Auswahl der Themen, statt endloser Berichte aus dem Studio und den üblichen On The Road-Geschichten nehmen diverse Film-Projekte, an denen KREATOR beteiligt waren, viel Raum ein. Von der legendären TV-Produktion Thrash Altenessen  bis Full Metal Village. Und bei aller Kritik der Band an Thrash Altenessen darf sich in Violent Evolution  Thomas Schadt, der den Film 1989 gedreht hat, auch äußern – ein fairerer Zug.

Zwei Kritikpunkte gibt es: Die Masse an Zitaten macht es manchmal schwer, den Überblick zu behalten, wer denn nur eigentlich gerade spricht. Und: Ein Register mit Namen, Albern- und Songtiteln wäre schön gewesen. Denn Violent Evolution liest sich ganz locker durch – ist aber gleichzeitig auch ein Dokument der Thrash-Szene mit vielen wichtigen Namen und Orten.

UBooks Verlag
14.03.2011
Hardcover, 221 Seiten, 50 Farbfotos

Preis: 19,95 

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