DISSECTION: Rebirth of Dissection [DVD]

Das letzte Live-Aufbäumen der Legende DISSECTION.

Ein bisschen merkwürdig ist der Titel dieser DVD schon, angesichts dessen, dass sich DISSECTION inzwischen definitiv aufgelöst haben. Denn eigentlich ist Rebirth of Dissection, wenn man die Setliste des Konzertes so anschaut, ein purer Nostalgietrip – abgesehen vom schwachen Maha Kali und dem inzwischen fehlenden Haupthaar Jon Nödtveidts. Im Zentrum des Silberlings steht dann auch das erste Konzert der DISSECTION-Tour anno 2004, welche den Fans nochmals die Gelegenheit gab, die alten Meisterwerke The Somberlain und Storm of the Light`s Bane live abzufeiern.

Was nach dem Versenken im DVD-Player sogleich auffällt, ist der betonte düstere Retro-Schick dieses Outputs. Schwarz weiss ist Trumpf, das Intro knistert, beinahe wähnt man sich in einem Super8-Film oder einer altmodischen Parallelwelt aus Lost Highway. Dieser Stil wird durchgehend aufrecht erhalten, dennoch ist die Navigation einfach und zweckmässig.

Nach dem kurzen Intro aus Storm of the Lights Bane entfaltet die Live-Macht DISSECTION mit runtergestimmten Gitarren ihren Reiz. Im Konzertmitschnitt tauchen hier und da Super8-Schnipsel auf, allerdings wurde dieses Stilelement nicht so häufig eingesetzt, als dass es den Genuss der Darbietung schmälern könnte. Vielmehr merkt man, mit wie viel Professionalität und Hingabe diese Aufnahmen gemacht wurden. Das Filmmaterial wurde gut geschnitten, weder zu nervös noch zu lahm und vor allem zoomt der Kameramann immer wieder die spielenden Hände oder auch einfach die Instrumente an sich in den Mittelpunkt. Beinahe könnte man meinen, dass hinter der Kamera wohl auch ein begeisterter Gitarrist am Werk war. Soundmässig wurde in der Nachproduktion sehr gute Arbeit geleistet: Das Klanggewand bewegt sich auf dem richtigen Mittelweg zwischen rohem Live-Sound und korrigierender Nachbearbeitung, die Produktion ist ausgewogen und besticht durch ihre Qualität, welche unter anderem auch den Bass hörbar zu Wort kommen lässt.

So hört man vom Publikum nicht allzu viel, wenngleich nicht nur die erste Reihe die Texte frenetisch mitbrüllt und sich die Seele aus dem Leib bangt. Nödtveidt belässt seine Bemühungen in der Publikumsinteraktion auf einem Minimum, obwohl hier quasi ein Heimspiel ansteht. So sind schwedische wie auch englische Ansagen relativ kurz, was angesichts der überzeugenden Musik der Begeisterung allerdings keinen Abbruch tut. Als interessant entpuppen sich vor allem die Nahaufnahmen von Drummer Alzazmon, der extrem locker wirkt und sich gemütlich souverän durch die Songs trommelt. Bei Soulreaper packt er dann auch noch seine DARK FUNERAL-Handschrift aus und ergänzt die abschliessende Zugabe A Land forlorn mit gekonnten Bassdrum-Parts. Die Setliste befriedigt sonst sämtliche Liebhaber der beiden Meisterwerke aus den 90ern, dazu leisten sich DISSECTION ein saftiges BATHORY-Cover. Und man kommt nicht darum herum, Wehmut zu verspüren, wenn die letzten Töne verebben und man sich wieder darüber im Klaren ist, dass die Wiedergeburt eigentlich ein Abgesang ist.

Ein knapp halbstündiges Interview mit Bandkopf Jon Nödtveidt steht im Mittelpunkt der Extrasektion. Gewählt wurde hier eine Regie, durch die der Interviewer und seine Fragen verborgen bleiben, Jon scheint ins Leere zu antworten und seine Weltanschauungen auszuführen. Seine zehnjährige Haft ist offenbar kein Thema über das er sich detailliert auslässt – vielmehr hat man das Gefühl, er spreche hier über einen ganz natürlichen Lebensabschnitt eines Menschenlebens. Über seine Tat verliert er kein Wort, dafür erfährt man, dass er kein Teil der Gesellschaft sein will und DISSECTION zwar die meist gehasste Band seien, gleichzeitig aber ein großes und loyales Publikum hätten. Insgesamt wirft das Interview – welches auch immer wieder von Nahaufnahmen Nödtveidts Tattoos unterbrochen wird – also mehr Fragen auf, als es beantwortet und eignet sich kaum als Sammelaktion von Sympathiepunkten.

Der düstere, schlichte Videoclip zu Starless Aeon, in dem wiederum Nödtveidt klar im Zentrum steht und eine Fotogalerie, die mit dem Outro von Storm of the Light`s Bane untermalt wird, runden dieses mit 5.1-Sound versehene DVD-Werk ab. Insgesamt eine sehr gelungene, stilvolle Veröffentlichung, welche allein wegen des Konzertmitschnittes einen Erwerb wert ist, sofern man keine Skrupel hat, Werke von Nödtveidt zu kaufen. Allerdings hätte man diese DVD auch einfach Arrividerci, ciao ciao, mon amour nennen können…

Veröffentlichungstermin: 28.07.2006

Spielzeit: 139:00 Min.

Line-Up:
Jon Nödtveidt: Gitarre, Vocals
Sethlans Teitan: Gitarren
Tomas Alzazmon Asklund (Ex-DARK FUNERAL): Drums
Brice Leclercq: Bass

Label: Escapi Music / Edel

Homepage: http://www.dissection.nu

Email: info@dissection.nu

Tracklist:
Live in der Arenan, Stockholm, 30. Oktober 2004
1. Intro: At the fathomless depths
2. Nights blood
3. Frozen
4. Maha Kali
5. Soulreaper
6. No dreams bread in breathless sleep
7. Where dead angels lie
8. Retribution… Storm of the lights bane
9. Unhallowed
10. Thorns of crimson death
11. Heavens damnation
12. In the cold winds of nowhere
13. Elizabeth Bathory (BATHORY-Cover)
14. The somberlain
15. A land forlorn

Extras
1. Interview mit Jon Nödtveidt
2. Fotogalerie
3. Videoclip Starless Aeon

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner