Tristania, The Sins of thy Beloved, Siebenbürgen, Trail of Tears, Antichrisis / 16.5.99 Z 7 Pratteln

Sins of thy Beloved hui, Siebenbürgen pfui.

Den Anfang dieses Gothic Metal Abends machten die Deutschen Antichrisis, die uns zu Beginn auch gleich mitteilten, dass dies das letzte Konzert der Tour sei. Danach präsentierten sie ihren Versuch von düsterem Kitschrock mit Frauen- und Männer-gesang. Ihre Mischung von poppigen Elementen mit zum Teil doch eher peinlichen endlosen Gitarrensolos vermochte jedoch nicht zu überzeugen, spätestens bei der Coverversion und Schändung von Led Zeppelins „Whole lotta love“ war meine Sympathie für die Band arg überstrapaziert.

Nach nur einer halben Stunde Spielzeit war bereits Trail of Tears an der Reihe, bei denen es schon wesentlich härter und düsterer zu und her ging. Zur Freude der Herrn der Schöpfung war die Sängerin nur leicht bekleidet und im bombastischen Chaos, das in den Songs zuweilen herrschte, fiel sie vor allem dann auf, als sie Tränen vortäuschend neben ihrem Sänger auf den Knien niederfiel. Dieser „tröstete“ sie mit einigen feurigen Blicken seiner weissen Augen und beherzigten Grunzern, worauf sie sich wieder erhob und fröhlich weitersang – allerdings ebenfalls nur eine halbe Stunde, dann war wieder Umbauen angesagt, diesmal für Siebenbürgen.

Siebenbürgen: Gerumpel mit Sängerin, lustig.

Die Überraschung des Abends waren definitiv die Norweger The Sins of thy Beloved. Sie spielten ihren abwechslungsreichen, äusserst melodischen Gothic Metal und heil-ten so die siebenbürgschen Hörwunden. Das Fiddling (keltisch-irisches Geigen-spiel) von Mr. Johannson war eine musikalische Delikatesse und setzte einen gelun-genen Akzent im sonst so von Keyboardstreichereffekten durchtränkten Sound an-derer Bands. Durch ihre Livepräsenz (nicht weniger als zwei Keyboarder gehören zum Set!) schufen The Sins of thy Beloved eine äusserst „greifbare“ Gruftstimmung, selbst in den hohen Räumlichkeiten des Z7 wähnte man sich in einer warmen, alles verschluckenden Dunkelheit.

Kurz nach elf durften wir endlich zu Tristanias orchestralem Gothic Metal erschauern. Ihre Gesangsfee bestach durch ihre unglaublich starke Stimme und verlieh dem Düstersound die nötige Majestät. Immer wieder lockerten ruhige, manchmal nur von Wasserrauschen und Frauenstimme vertonte, Parts die Dunkelheit auf und setzten kleine Sterne in den schwarzen Nachthimmel. Da beide Gitarristen abwechs-lungsweise noch grunzend eingriffen, entstanden so interessante, beinahe opern-hafte Dialoge und Duette, die dann wieder von den verzerrten Stimmen der Gi-tarren auseinandergerissen wurden. Zur Geisterstunde verstummten dann die tristanischen Gesänge, zur Abschlussfeier der Tour stimmten nun Tristania und alle anderen Bands des Abends auf der Bühne ein fröhliches (!!!) „Happy Birthday“ an, da die Sie-benbürgen-Sängerin sowie der Bassplayer Geburtstag feierten (das Benehmen der Trail of Tears Sängerin liess darauf schliessen, dass hinter der Bühne bereits gefeiert worden war, denn welche Frau springt schon hysterisch mit einem winzigen weissen Kleidchen auf der Z7-Bühne herum und kreischt „Hi you guys“ wenn sie nüchtern ist?). Nach diesem Fröhlichkeitsschock erhielt das schwarze Publikum (darunter auch Lacrimosas Tilo Wolf) schliesslich noch einen neuen Tristania Song als Gute-nachthäppchen…

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