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THE IRON MAIDENS (15. November 2017 – Nürnberg, Hirsch)

Die kalifornische Tribute-Kapelle THE IRON MAIDENS lud zum gepflegten IRON MAIDEN-Themenabend

blankIRON MAIDEN geht immer, vor allem an einem öden Mittwoch, an dem sonst wenig geboten ist in der großen bösen Stadt. Also raus zum Hirsch, wo die kalifornische Tribute-Kapelle THE IRON MAIDENS zum gepflegten Iron Maiden-Themenabend laden. Dass man nicht der einzige war, dem diese Idee kam, das hat Gründe …

Sex sells, vor allem in der Rockmusik, wo die Zahl der Frauen vor und auf der Bühne seit Anbeginn der Zeit gerne mal überschaubar ist. Das macht den Weg frei für Kapellen wie THE IRON MAIDENS: Fünf Mädels aus Hollywood/Kalifornien, die Maiden spielen – hübsch anzusehen, wie sie im Internet bauchnabelfrei im Glitzer-Bikini und manchmal auch nur im knappen Höschen posieren. Jeder wie er mag, ist ja ein freies Land. Klar ist aber auch: Ohne Höschen und Glitzer-BH wären die Hallen wahrscheinlich nicht so knackevoll wie der Hirsch in dieser Nacht.

THE IRON MAIDENS hatten weder Wumms noch Feuer

Leider sind The Iron Maidens nicht nur die (angeblich) weltweit einzige weibliche Iron Maiden-Tribute Band, sondern vor allem keine sonderlich gute. Und das überrascht dann schon ein wenig, denn dem vorzüglichen Ruf zufolge, der Kirsten „Bruce Chickinson“ Rosenberg und ihrer Truppe vorauseilen, hat man gedacht, dass die Amerikanerinnen ein strammes Set runterzimmern, bei dem einem Hören und Sehen vergeht. Stattdessen starten sie reichlich steif in Zimmerlautstärke und mit gedrosselter Geschwindigkeit.

Ansonsten wird das Ritual originalgetreu runtergebetet: Lead-Gitarristin Courtney Cox spielt die Soli der Maiden-Gitarristen eins-zu-eins nach, von unten blasen Ventilatoren und lassen die langen Haare schön fliegen. Ansonsten ist auf der Bühne Standfußball angesagt.

Die Setlist bot einige Überraschungen

blankTechnisch bleiben The Iron Maidens nah am Original, doch das Ergebnis hat weder Wumms noch Feuer – was vor allem die frühen, punkigen Nummern des britischen Heavy Metal-Flaggschiffs reichlich blutleer klingen lässt. Die käsigen, operettenhaften Pop-Nummern wie „Can I Play With Madness“ liegen der Band schon merklich mehr, vor allem die Gitarren klingen und kommen hier richtig schön. Der bei IRON MAIDEN so wichtige Bass und das hier eher gestreichelte Schlagzeug erinnern hingegen daran, wie vergleichsweise mächtig das Original heute noch im Saft steht. Zumindest haben The Iron Maidens live in Nürnberg ein paar Nummern im Set, die das Original selten bis nie spielt: „Still Life“, „Revelations“, „The Prisoner“, „Alexander The Great“.

Auch hier ist die Frage trotzdem, warum man nicht lieber etwas Eigenes macht. Schlagzeugerin Linda McDonald hat es tatsächlich jahrelang versucht mit ihrer Band PHANTOM BLUE (Tipp: das 1993er-Album „Built To Perform“, falls man auf klassischen US-Power Metal steht). Hat leider nicht funktioniert. Mit dem Nachspielen fremder Hits hingegen flutscht es – was soll man da noch sagen?

Machen wir uns nichts vor, so sieht sie aus, die Zukunft des gemeinen Classic Rock-Fans: In ein paar Jahren werden wir uns nur noch irgendwelchen Coverbands angucken, die die großen Momente unserer Helden mehr oder weniger originell noch mal aufwärmen. Und nach den The Iron Maidens kann eigentlich nur noch das Maiden-Musical kommen.

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