SKYCLAD & Tierra Santa am 07.11.00 in der Stuttgarter Röhre

SKYCLAD so hart wie schon lange nicht mehr, supportet von den Spaniern TIERRA SANTA.

SKYCLAD / Tierra Santa

In die Stuttgarter Röhre zu einem SKYCLAD-Konzert gehen, ist eigentlich schon fast, als ginge man zu einem Familienfest. Ich weiß nicht, wie oft ich diese Band hier schon gesehen habe und damit bin ich sicher nicht allein. Es sind eigentlich immer dieselben Gesichter, denen man bei dieser Gelegenheit begegnet, wenngleich an diesem Abend mal wieder nicht zu viele Fans den Weg in die Röhre gefunden haben.

Dafür scheinen jedoch ein paar Leute in erster Linie wegen der Vorgruppe TIERRA SANTA gekommen zu sein, die man bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal in unserem Ländle zu sehen bekam. Jedenfalls konnte man schon einige Fans mit T-Shirts der spanischen Schwermetaller vor der Bühne stehen sehen, als die Band gegen 21 Uhr loslegte.

Und sie kamen verdammt gut an, die fünf Jungs aus dem sonnigen Süden! Zwar kann die Band nicht mit besonders viel Ausstrahlung dienen, dafür zählt umso mehr die Musik von TIERRA SANTA. Und wie wir nicht zuletzt seit ihrem letzten Album Tierras de Leyenda wissen, besteht diese aus hervorragendem traditionellen Metal, der sich so wohltuend von dem vieler anderer junger Bands hervorhebt. Mit den Titeln der einzelnen Songs tu ich mir nach wie vor ziemlich schwer (ich kann mir die Dinger einfach nicht merken), und da half es auch recht wenig, wenn diese mit einigen spanischen Ansagesätzen umrundet angekündigt wurden. Denn heraushören konnte ich die Titel nie und erst als die Band dann loslegte, erkannte ich, um welchen Song es sich handelte.

Live werden die Parallelen zu IRON MAIDEN oft fast deutlicher, als auf Platte, wenngleich man die Band sicher nicht als MAIDEN-Klons bezeichnen kann. Es sind eben immer wieder verschiedene Parts, die Erinnerungen wecken, die aber spätestens beim einsetzenden Gesang von Angel wie weggefegt sind. Und dieser hat einfach eine coole Stimme, die gepaart mit den spanischen Lyrics ein ganz besonderes Flair entwickeln. Die Band spielt insgesamt sehr tight zusammen und was den Einsatz von Keyboards angeht, so hätten wohl sogar Hardliner, wie etwa gewisse Kollegen vom That´s Metal (;-)), ihre wahre Freude an diesem Auftritt gehabt. Vom Tasteninstrument war nämlich so gut wie nichts zu hören, was aber auch keiner wirklich zu vermissen schien.

Ziemlich zufrieden können TIERRA SANTA sicherlich mit ihrer Rolle als Supportband von SKYCLAD sein, denn die Band bekam eine ordentliche Spielzeit und letztendlich nach begeisterten Publikumsreaktionen die Möglichkeit, eine Zugabe zu spielen. Dieses wussten TIERRA SANTA zu nutzen und so verabschiedete sich die Band von der kleinen Schar, die mit dem Set mehr als zufrieden zu sein schien.

Ja und dann waren SKYLCAD an der Reihe und ich war verdammt überrascht! SKYCLAD so hart wie schon lange nicht mehr und das war auch geil so! Mit Sky beneath my Feet wählten die verrückten Engländer einen Opener, mit dem man so gar nicht gerechnet hätte und mit Declaration of Indifference gab´s dann gleich einen weiteren Klassiker drauf. SKYCLAD schienen sich eh wieder daran erinnert zu haben, dass sie auch schon in frühen Tagen verdammt gute Songs geschrieben haben und so wurden auch die alten Fans mit massig Material von der Wayward Sons… bis zur Prince of the Poverty Line Scheibe bedient. Doch, diese Songauswahl zeigte seine Wirkung und mit Songs wie Thinking Allowed, Cardboard City oder Art Nazi brachten SKYCLAD das Publikum zum Bangen und Mitsingen.

Doch auch was das neue Material betrifft, wurde wieder einmal deutlich, dass die Sachen live um einiges besser knallen, als auf Platte. Ganz deutlich war bei Look back and lie of England oder The Great Brain Robbery zu spüren, dass der Metal definitiv wieder zurück ist. Ein besonderer Höhepunkt hatten SKYCLAD an diesem Abend zudem mit Polkageist im Programm, bei dem Martin von seiner Merchandiserin Tirza gesanglich unterstützt wurde, die über eine fantastische Stimme und Ausstrahlung verfügt und so dem Song einen enormen Kick gab. Insgesamt scheint es auch, dass die Band durch den Vertragsabschluß bei Nuclear Blast wieder einen ordentlichen Ansporn bekommen hat und Martin betonte auch immer wieder, wie viel er sich hiervon verspricht. Ansonsten gab es von Frontmann Walkyier wie gewohnt die alten Sprüche, die er nach wie vor in deutsch vorträgt, da er es – wie er sagte – einfach höflicher findet, in Deutschland deutsch zu reden. Naja, so viel Wert leg ich da nicht drauf, wenngleich seine Sprüche der Marke ich habe in den zehn Jahren SKYCLAD einige sehr nette Leute kennen gelernt, aber auch viele Wichser oder letzte Woche hatten wir alle Dünnschiss schon immer recht drollig rüberkommen. Seltsam ungewohnt konnte das Publikum Martin jedoch beim Song You lost my Memory erleben, das er mit den Worten Auch ich habe einen Fehler gemacht, Entschuldigung dafür ankündigte. Sichtlich bewegt und mit den Tränen kämpfend präsentierte er den Song, der eigentlich einer verflossenen Freundin gewidmet ist und ich war mir da nicht ganz sicher, ob die Dame, um die es in dem Song geht, nicht an diesem Abend anwesend war. Doch danach war wieder Stimmung angesagt, wobei mit Well beside the River und Silver Cloud Dark´s Lining sicher die schwächsten Songs des Abends präsentiert wurden.

Aber die absoluten Hightlights hatte die Band ja eh noch für die Zugaben in der Hinterhand, ohne die die Band an diesem Abend auf keinen Fall aus der Röhre gelangt wäre. Ja, ich habe das Stuttgarter Publikum tatsächlich schon lange nicht mehr so jubeln sehen und auch wenn nur wenige Anwesende vor Ort waren, machten die Fans einen ordentlichen Lärm. Spinning Jenny gehörte sicherlich zu den meistgefordertsten Songs des Abends und hier muss ich gleich mal klarstellen, dass wenn es eine Band im Metalbereich gibt, zu der man auch mal hüpfen darf, es eindeutig SKYCLAD sind. Wie schon vor Jahren sprang und tanzte das Publikum vor der Bühne umher, und hatte sichtlich Spaß an dem Metal-Folk, den keine andere Band so spielt wie SKYCLAD. Mit Brothers beneath the Skin gab´s aber auch noch härteren Stoff vor dem Nachhause gehen, die absoluten Knaller waren aber wieder einmal The Widdershins Jig und das THIN LIZZY-Cover Emerald. Famos!

Ich denke, SKYCLAD haben wieder das richtige Feeling gefunden und ich meine Begeisterung an dieser Band, die in letzter Zeit doch etwas abgeflacht ist. Auf jeden Fall sind die Engländer auf dem richtigen Weg, sowohl alte Fans zu halten, als auch neue zu finden und man kann nur hoffen, dass die Band nicht doch irgendwann einmal am Business zerbricht.

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