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QUEENSRYCHE, CIRCUS MAXIMUS, AMYRIS: Langen, Stadthalle – 19.08.07

Versprochen haben sie für ihren einzigen Auftritt in Deutschland so vieles, serviert haben QUEENSRYCHE jedoch nur ein durchgekautes Best of-Mahl mit lauem Soundbrei.

Schwer gebrodelt hatte es in der Gerüchteküche, bevor die US-Progrocker von QUEENSRYCHE vergangenen Sonntag einen ihrer mittlerweile seltenen Live-Auftritte in Deutschland spielten. Im Rahmen ihrer Tournee zum aktuellen Album „Operation Mindcrime II“ waren die Mannen um Geoff Tate für insgesamt fünf Konzerte nach Europa gekommen, das Konzert in der Stadthalle war dabei im Übrigen das einzige in deutschen Landen. Offiziellen Ankündigungen zufolge kursierte die Meinung, das aus Seattle stammende Quintett habe einen exklusiven Mix ihrer beiden „Operation Mindcrime“-Alben in petto, zum anderen hieß es auf der Homepage der Stadthalle, der legendäre Song „Suite Sister Mary“ würde zusammen mit Original-Sängerin Pamela Moore dargeboten.

Amyris
Konzert war eine Nummer zu groß: AMYRIS

Diese Erwartungshaltung nahm die für Stadthallen-Verhältnisse immens hohe Besucherschaft auch mit in die Halle und erlebte zunächst zwei qualitativ wie instrumental sehr unterschiedliche Darbietungen der Supportbands. Anfangs feierte die Frankfurter Formation AMYRIS ihren bisher größten Auftritt vor „1.000 Leuten. Vor so vielen haben wir in unserer fünfjährigen Bandgeschichte schon gespielt, allerdings nur, wenn man alle Konzerte zusammen zählt“, wie Sänger Lars Bittner scherzhaft verlauten ließ. Ironischerweise reagierte ebendiese große Besucherschaft eher verhalten auf die Wechsel aus grabestiefem Grunzgesang des bereits am Montag aus der Band ausgestiegenen Volker Bach und der eher klaren, hellen Stimme Bittners. Für deutlich mehr Begeisterung sorgten hingegen im Anschluss die Norweger CIRCUS MAXIMUS, welche die an diesen Tag völlig aus den Nähten platzende Stadthalle sowohl mit pfeilschnellen Rhythmen, verpackt in hochanspruchsvolle Taktarten als auch mit eher balladesken, ans Herz gehenden Nummern erfreuten. Der wachsenden Menschenmenge war aber dennoch über beide Auftritte hinweg deutlich anzumerken, dass dieser Sonntagabend ganz im Zeichen einer anderen Band stehen würde.
Diese ließ zum Ärgernis der Zuschauer jedoch nicht weniger als eine Dreiviertelstunde auf sich warten, nachdem die Skandinavier pünktlich um 21.15 Uhr den letzten Applaus geerntet und das Feld geräumt hatten. In diesem Zusammenhang geradezu zynisch wirkte Tates erste Ansage „We have so many songs… and so little time“ und statt dem angekündigten „Operation Mindcrime“-Feature setzten die Musiker ihren hungrigen Fans eine laue, durchgekaute Best of-Mahlzeit vor. Der Stimmung tat dies zwar keinen Abbruch – auch wenn Tate die Meute vor der Bühne durch die roten Sonnenbrillengläser wohl kaum sehen konnte, so konnte er sie doch zumindest recht deutlich hören. Dennoch müssen sich QUEENSRYCHE den Vorwurf gefallen lassen, ihre Fans an diesem Abend vor den Kopf gestoßen zu haben.

Best of-Mahl mit einem Schlag Soundbrei: Michael Wilton und Mike Stone

Auch neue Songs gab es auf die Ohren, „I´m American“ und „One Foot in Hell“ gehörten zwar sicherlich nicht zu den qualitativ besten Stücken des Abends, jedoch dürfte sich so mancher Käufer des aktuellen Albums der Band über deren Berücksichtung gefreut haben. Unterm Strich war das Konzert trotz einer großartigen Vorstellung des Gitarrenduos Wilton/Stone nicht die große Galavorstellung, die sich der geneigte Fan versprochen hatte. Wegen des Phasenweise schier unzumutbaren Sounds durfte das frühe Ende nach nicht einmal anderthalb Stunden im Grunde als Schadensbegrenzung angesehen werden. Schade eigentlich, denn musikalisch haben die fünf Instrumentalisten auch nach 26 Jahren noch nichts von ihrer Finesse verloren und der sichtlich gealterte Tate konnte wieder einmal in stimmlichen Höhenlagen jenseits des Violinschlüssels glänzen. Vielleicht bringt er ja das nächste Mal ein wenig mehr „Zeit“ mit – bestenfalls natürlich auch die versprochene Kollegin Moore.

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