PARTY.SAN OPEN AIR 2005: Bangen in Bad Berka

Das "S" im PARTY.SAN-Schriftzug muss auch im elften Jahr noch nicht als Dollarzeichen angesehen werden und im Prinzip kann man sich auch sicher sein, dass dies auf absehbare Zeit so bleiben wird…

Freitag, 12. August 2005

SOUL DEMISE | NECROPHAGIST | OCCULT | IMPIOUS | SEAR BLISS | KRISIUN | NECROPHOBIC | SUFFOCATION | AMON AMARTH

Samstag, 13. August 2005

FINAL BREATH | DISPARAGED | OMNIUM GATHERUM | GRAVEWORM | MOONSORROW | NAPALM DEATH | ENTOMBED | CANNIBAL CORPSE | EXCREMENTORY GRINDFUCKERS



Endlich! Nachdem mir bereits lange Zeit zuvor immer nur vom so genannten PARTY.SAN OPEN AIR vorgeschwärmt worden war, war es in diesem Jahr nun tatsächlich an der Zeit, sich einmal selbst von der Qualität des Death-/Black Metal Festivals im malerischen Bad Berka zu überzeugen. Obwohl der Wetterbericht – wie eigentlich den gesamten August über – nicht gerade zuversichtlich stimmte und sich der Anreiseweg für viele westdeutsche Todesblei-Fans ziemlich aufwändig gestaltete, wurde ich auch alles andere als enttäuscht und erlebte zusammen mit etwa 5000 Besuchern ein stimmungsvolles, hervorragend organisiertes und sympathisch familiäres Sommerfestival. Zwar bin ich selbst nicht in der Lage, Vergleiche mit den vorigen Veranstaltungen anzustellen, jedoch war es kein großes Geheimnis, dass in diesem Jahr zum ersten Mal ein Duschcontainer auf dem Campinggelände aufgestellt wurde (meiner Ansicht ist eine solche Einrichtung selbstverständlich, um nicht zu sagen absolute Pflicht!) und sich ansonsten etwas weniger Leute als im Vorjahr auf das härteste Metalfestival in Deutschland getrauten, was sich aber zumindest für die Besucher als klarer Vorteil herausstellte. Dabei entpuppte sich die Veranstaltung auch nicht als unangenehme Zwangsdiät (wie es auf dem WACKEN OPEN AIR meist der Fall ist!), jedenfalls waren Essenspreise und -qualität auf oberstem Niveau und besonders die Laufwege von Campingplatz zum Gelände angenehm kurz – da das Gelände in diesem Jahr auch nicht überfüllt war, musste man nicht einmal beim Einlass sonderlich viel Zeit investieren.

PARTY.SAN

Auch musikalisch hatten die Veranstalter einiges zu bieten, so ist es ihnen tatsächlich gelungen, die US-Pioniere CANNIBAL CORPSE als absoluten Headliner nach Bad Berka zu holen und zudem mit 1349, ENTOMBED, MOONSORROW, KRISIUN und LORD BELIAL ein paar Bands zu bieten, auf die man auf stilübergreifenden Festivals nicht allzu häufig trifft. Dass das Wetter bis auf ein paar kleine Schauer noch halbwegs mitspielte, machte das Wochenende wirklich zu einem stressfreien Erlebnis mit hervorragender Musik, das wieder einmal ein Beweis dafür ist, dass es vor allem für Fans härterer Klänge mittlerweile genug Alternativen zu den überlaufenen Großveranstaltungen gibt. Das S im PARTY.SAN-Schriftzug muss jedenfalls auch im elften Jahr noch nicht als Dollarzeichen angesehen werden und im Prinzip kann man sich auch sicher sein, dass dies auf absehbare Zeit so bleiben wird…

Freitag, 12. August 2005

SOUL DEMISE:

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SOUL
Eine interessante Band, die Aufmerksamkeit verdient hat: SOUL DEMISE

Ganz ehrlich? Von SOUL DEMISE hatte ich im Vorfeld überhaupt noch nichts gehört, doch sollten mich die Schweden aus Bayern sehr schnell von ihrem soliden, wenn auch alles andere als eigenständigen Melodic Death Metal AT THE GATESscher Prägung überzeugen. Allein die Ausstrahlung des im kultigen Vitamalz-Shirt auflaufenden Sängers Roman Zimmerhackel war im Grunde schon ausreichend, eine Todesblei-Gemeinde mitzureißen, doch waren es in erster Linie die durch und durch hochwertigen Songs, die einen bleibenden Eindruck beim am frühen Nachmittag noch dünn besetzten Publikum hinterließen. So zeigten sich beispielsweise beim Blind-Hit Still Alive einige Headbanger und die Band schien sichtlich erfreut darüber, schon so früh am Tage eine derartige Resonanz einfahren zu können – besonders weil sich viele Besucher wegen des wechselhaften Wetters noch schwer taten, unter dem eigenen Pavillon hervorzukriechen. Wer jedoch dem starken Auftritt des Quintetts beiwohnte, kam durch starke Songs wie Trapped In My Body und besonders My Own Coffin auf seine Kosten und genoss einen druckvollen wie transparenten Bühnensound, der nach der enttäuschenden Abmischung bei CIRITH GORGOR fast schon an Studioqualität erinnerte. Unterm Strich ein toller Auftritt einer interessanten Band, die Aufmerksamkeit verdient hat…

NECROPHAGIST:

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Optisch mies, akustisch fies: NECROPHAGIST

Oft haben Veranstalter von Sommerfestivals mit kurzfristigen Absagen der Bands zu kämpfen, was neben den Organisatoren in erster Linie die angereisten Fans frustriert. Auf dem PARTY.SAN 2005 waren es die schwedischen UNLEASHED-Verehrer KAAMOS, die aufgrund familiärer Umstände kurzerhand das eigene Kommen vertagen mussten, und es überraschte nicht wenig, als Sänger Karl trotzdem extra für ein kurzes Statement auf die Bühne kam. Für nicht betroffene Festivalbesucher schmerzte der Ausfall allerdings eher weniger, denn die Veranstalter konnten kurzerhand die deutschen Underground-Könige NECROPHAGIST nach Bad Berka locken und so für mehr als würdigen Ersatz sorgen. Als ein Anhänger ihres jüngsten Outputs Epitaph war ich zugegebenermaßen auch ziemlich gespannt darauf, ob das virtuose Quartett die technisch hochanspruchsvollen – sagen wir ruhig geradezu abartigen – live überzeugend umsetzten könnte. Tja, und was soll ich sagen? Rein instrumental stimmt bei NECROPHAGIST – einer Band, die sogar schon beim Soundcheck bei vielen für offene Mäuler sorgt – wirklich alles, denn die Musiker bringen ihren stark von Bands wie NILE und ATHEIST beeinflussten Sound live nahezu perfekt herüber und scheinen dabei nicht einmal mit der Wimper zucken zu müssen. Doch darin liegt genau das Problem: Während die Band nämlich mit einer ungeheuren Itensität Frickelmonster wie Foul Bloody Autopsy, Epitaph oder den abgefahrenen Arschtreter Ignominious And Pale auf die Menge abfeuert, passiert auf der Bühne nicht allzu viel. Klar, die Songs erfordern mit ihren ständigen Tonart- und Taktwechseln ein erhöhtes Maß an Konzentration, dennoch würde der rein optisch ohnehin schon gänzlich unspektakulären Combo ein wenig mehr Bühnendynamik recht gut tun. Vielleicht klappt es dann auch mit der Publikumsresonanz, die NECROPHAGIST an diesem Nachmittag leider schmerzlichst vermissen mussten…

OCCULT:

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OCCULT:
Stießen trotz Professionalität auf geringes Interesse: OCCULT

Auch über OCCULT wusste ich vor Beginn des PARY.SAN 2005 ehrlich gesagt nicht sonderlich viel. Umso mehr überraschte mich das niederländische Quartett mit ihrem genauso eingängigen wie oldschooligen Death/Trash, der sich im Gegensatz zum vertrackten NECROPHAGIST-Sonor als besonders festivaltauglich herausstellen sollte. Trotzdem schienen sich vergleichsweise nur sehr wenige Leute für die liebenswürdige Combo zu interessieren. Etwas schade eigentlich, denn Fronter Maurice, seines Zeichens Nachfolger der Grunzerin Rachel Heyzer, gab definitiv sein Bestes, die Meute vor der Bühne so richtig in Fahrt zu bringen, konnte die kollektive Ausgelassenheit aber leider nicht bis in die hinteren Reihen transportieren. Stattdessen zeigten sich über die gesamte Länge des Auftritts gleich mehrere dicke Lücken im Publikum und bangkompatible Hymnen wie Feel The Blade oder Into The Eye Of The Storm erfuhren leider nicht die Resonanz, die sie möglicherweise verdient hätten. Wahrscheinlich kamen die Zugabe-Sprechchöre gerade deshalb so überraschend, denn nicht einmal die Musiker selbst schienen damit gerechnet zu haben und lehnten die Forderungen ihrer Fans dankend ab.

Keine Ahnung, warum OCCULT an diesem Nachmittag derartig untergegangen sind. Am Zusammenspiel der meines Erachtens nach hochprofessionellen Band lag es jedenfalls nicht!

IMPIOUS:

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IMPIOUS:
Auf kleineren Bühnen noch einen ganzen Tacken besser: IMPIOUS

IMPIOUS konnten sich bereits als Supporter auf der letzten AMON AMARTH-Tournee in mein Herz spielen, nachdem ich bereits in den Genuß ihrer überragenden Studioalben gekommen war. Umso gespannter war ich, wie die Band wohl auf einem Open Air einschlagen würde, doch konnten die Mannen um Gitarrero Valle Adzic (ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET) an diesem Nachmittag nicht an die Erfolge der erwähnten Hallentour anknüpfen. Woran lag´s? Das Publikum war an diesem Nachmittag jedenfalls generell recht schwer vom Hocker zu hauen und hatte ja auch schon die beiden Vorgängerbands NECROPHAGIST und OCCULT eiskalt abblitzen lassen. Doch fällt mir bei der abgefahrenen Show der Schweden nun wirklich kein Grund dafür ein, dass sich derartig viele Leute das Spektakel nur im Sitzen zu Gemüte führten. Musikalisch boten IMPIOUS ein Best of-Programm ihrer beiden letzten Longplayer The Killer und Hellucinate wobei der Schwerpunkt klar auf letzterer und weitaus erfolgreicherer Langrille lag. Egal ob man nun Toxic Paranoia, Wicked Saints, das pfeilschnelle Inject oder das spaßige MÖTLEY CRÜE-Cover Live Wire abfeuerte, musikalisch sowie technisch befanden sich die fünf Musiker auf allerhöchstem Elchtod-Niveau. Doch seltsamerweise scheinen der Band kleinere Bühnen und vor allem Hallenkonzerte einfach besser zu Gesicht zu stehen. Dass der schwammige Bühnensound die Präzision der Musiker etwas verschleierte, ist sicherlich als zusätzliches Makel zu betrachten. Trotzdem kann ich einfach nicht nachvollziehen, wieso diese Band auch anno 2005 noch immer nicht den ganz großen Durchbruch erreicht hat!

SEAR BLISS:

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SEAR
Das erste Stimmungshighlight des Festivals: SEAR BLISS

Dann waren die aus Ungarn stammenden SEAR BLISS an der Reihe und ich war recht gespannt darauf, wie das Publikum die Posaunen-Schwarzmetaller aufnehmen würde. Allzugut kannte ich das Quintett zum damaligen Zeitpunkt nicht, doch hätte ich sicherlich nicht erwartet, dass der goldene Schimmer des Blasinstruments so viele Leute vor die Bühne locken sollte. Optimale Bedingungen also für einen erfolgreichen Gig. Doch sollte es ein Weilchen dauern, bis sich die teilweise begeisterten, teilweise schlicht faszinierten Zuschauer von der eigenwilligen Musik mitreißen ließen. Aber als die Stimmung erst einmal so richtig in Gang kam, war der richtige Nährboden für den bis dato intensivsten Auftritt auf dem PARTY.SAN 2005 geschaffen. Absoluter Blickfang der Combo war natürlich Zoltán Pál, der mit seinem Posaunenspiel für eine einzigartige Atmosphäre sorgte und – sofern sein monströser Blechbläser einmal nicht gefragt war – durch engagiertes Headbanging die Meute immer wieder anheizen konnte. So machten Songs wie Two Worlds Collide (mit eingespielten Chören), Birth Of Eternity und der Klassiker Beyond The Darkness richtig Laune und als SEAR BLISS schließlich sogar noch mit Enter The Eternal Fire ein packendes BATHORY-Cover auspackten, waren die Leute endgültig aus dem Häuschen! Die geschickt eingefädelten Wechselspiele aus atmosphärischen Midtempo-Parts und martialischen Blast-Beats scheinen live noch wesentlich besser zu funktionieren, als es der Verfasser dieser Zeilen im Vorfeld erwartet hätte, und so war es im Grunde auch keine große Überraschung, dass die Zuschauer nach dem letzten Song 1100 Years Ago inbrünstig nach einer Zugabe schrien! SEAR BLISS waren das absolute Stimmungshighlight des Freitagnachmittags, daran gibt es nichts zu rütteln!

KRISIUN:

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KRISIUN:
Der Wille der Fans war da: KRISIUN

Keine Frage, KRISIUN hatten mich mit ihren jüngsten Neukompositionen auf Bloodshed ganz schön enttäuscht und ich kann nicht leugnen, dass dieser Umstand meine Vorfreude auf deren Gig doch ziemlich gehemmt hatte. Scheinbar war ich mit diesen Gefühlen auf dem PARTY.SAN 2005 jedoch muttersehlenallein: Die Leute standen sich die Füße platt, als die drei Prügelbrüder ihre Dreiviertelstunde Highspeed-Death eröffneten. Man hatte fast schon den Eindruck, dem absoluten Festivalheadliner beizuwohnen, als die Leute Hymnen wie Dawn Of Flagellation und Vengeance Revelation und selbst den etwas besseren Bloodshed-Song Hateful Nature bejubelten. Allerdings sollte sich spätestens nach 20 verstrichenen Minuten erstmals so etwas wie Langeweile einstellen. KRISIUN haben auf ihren nunmehr fünf Full-Length-Alben immer großartige Arbeit geleistet und jede Scheibe hat ihre Highlights. Doch reiht man die Stücke in einem Live-Set aneinander, so fehlt doch irgendwie das nötige Maß an Abwechslung. Einzig das Drumsolo von Max Kolesne konnte einen gelungenen Einschnitt markieren. Dass man dafür an anderer Stelle jedoch das obligatorische Conquerors of Armageddon vermissen ließ, war wiederum eine kleine Enttäuschung. Insgesamt also ein mäßiger Auftritt der drei Brasilianer, die sich einmal Gedanken darüber machen sollten, wie man ein geradezu gieriges Publikum – wie an diesem Abend definitiv der Fall war – auch über die gesamte Länge des Auftritts bei Laune halten kann!

NECROPHOBIC:

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NECROPHOBIC:
Spielstarke Ungetüme: NECROPHOBIC

NECROPHOBIC mögen zu den wichtigen Eckpfeilern des skandinavischen Death Metals gehören – an mir ging die Band bislang vollkommen vorbei, was nicht zuletzt mit ihren fragwürdigen Statements und der äußerst zweifelhaften Ausstrahlung des Sängers Tobias Sidegård zu tun haben mag. Schnell wurde ich in meiner Meinung über die Schweden bestätigt, als der Frontbrocken sein zugegebenermaßen sehr euphorisches Publikum auf geradezu peinliche Art und Weise dazu aufforderte, lautstark Fuck You, Christ! zu brüllen und auch sonst nicht so recht wusste, wie er die Pausen zwischen den Songs nun sinnvoll nutzen könnte. Abgesehen davon gab es natürlich auch ordentlich was auf die Ohren, und das nicht zu knapp! Zweifelsohne sind NECROPHOBIC eine bärenstarke Live-Combo und ich kann nicht leugnen, dass mich das brettermäßige The Nocturnal Silence, seines Zeichens der große Hit der Band und ebenfalls der unstreitbare Publikumsliebling, völlig von den Socken gehauen hat. Auch der neue Song Blinded By Light – Enlightened by Darkness tat sein Übriges, während das bis zur absoluten Unkenntlichkeit verstümmelte KING DIAMOND-Cover von den meisten Besuchern unerkannt blieb. Rein musikalisch können NECROPHOBIC somit einen soliden Auftritt verbuchen. Das schlichtweg unsympathische Auftreten der Band macht mir allerdings nach wie vor zu schaffen…

SUFFOCATION:

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SUFFOCATION:
Klasse Live-Band: SUFFOCATION

SUFFOCATION haben durch ihr letztes Album Souls to Deny klar unter Beweis gestellt, dass man nach wie vor mit ihnen rechnen kann und dass Reunions nicht immer unsinnig sein müssen. Nun, die Wiedervereinigung der Band konnte ich nicht so recht wertschätzen, schließlich hatte ich mich mit genialen Alben wie Pierced From Within und Breeding the Spawn leider erst nach dem Release erwähnter Scheiblette beschäftigt. Sei´s drum, denn die Band um Fronter Frank Mullen konnte mich an diesem Abend so richtig mitreißen und auch das restliche Publikum schien geradezu euphorisch auf die Co-Headliner zu reagieren. Die New Yorker hatten die Meute jedenfalls über die gesamte Länge eines sehr überzeugenden, knapp einstündigen Auftritts voll im Griff. Klassiker wie Thrones of Blood und Effigy of The Forgotten liefen mit neuen Krachern wie Souls of Deny und Deceit artig Hand in Hand und die Resonanzen der Fans waren durchgehend überschwänglich. Wer dann immer noch nicht genug hatte, wurde vom Gastauftritt der schmucken Ex-SINISTER-Sängerin Rachel endgültig zufrieden gestellt. Beide Daumen zeigen klar nach oben!

AMON AMARTH:

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AMON
Der ideale Freitagsheadliner: AMON AMARTH

Zwar gehören die Senkrechtstarter AMON AMARTH wohl zu den softesten Bands, die jemals auf dem PARTY.SAN OPEN AIR gespielt haben. An den zahllosen Shirts und den meist mit überlangen Trinkhörnern ausgestatteten und entsprechend alkoholisierten Wikinger-Freaks war es jedoch bereits abzusehen, dass der Freitagsheadliner keine größeren Schwierigkeiten haben würde, sein Publikum angemessen in Stimmung zu bringen. Allein schon die extrem headbangkompatiblen Takte des Openers An Ancient Sign Of Coming Storm ließen die Menge ca. zehn Minuten verspätet (jaja, ein Headliner darf sich Zeit lassen!) vollkommen austicken und die mittlerweile obligatorischen Masters of War, Victorious March und Fate of Norns waren zu den üblichen Highlights zu zählen. Ganz besonders freute es mich, dass die Band mit dem The Crusher-Schädelspalter Releasing Surtur´s Fire auch mal einen sehr überraschenden Track ins Set einfädelte, besonders, weil ich schon längere Zeit keine großartigen Veränderungen an deren Live-Auftritten bemerken konnte. Sänger Johan Hegg wirkte gewohnt souverän, schien sich aber vor einem reinen Death Metal-Publikum ganz besonders wohl zu fühlen und suhlte sich regelrecht in den Pommesgabeln, die ihm entgegengestreckt wurden. Einzig und allein der Sound stellte sich als suboptimal heraus, was der tollen Stimmung jedoch glücklicherweise keinen Abbruch tat. AMON AMARTH sind und bleiben eine absolute Live-Macht!

Samstag, 13. August 2005

FINAL BREATH:

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FINAL
Die sympathischste Band des Festivals: FINAL BREATH

FINAL BREATH mögen zwar keine sonderlich innovative Thrash Metal-Combo sein, ihr hoher Unterhaltungswert bei ihren Live-Auftritten und die durch und durch sympathische Ausstrahlung des Sängers Jürgen Aumann hatten mich aber schon auf dem DONG OPEN AIR 2004 zu einem großen Fan werden lassen. Gerade bei Festivals hat der Spaß-Faktor natürlich eine besonders hohe Priorität und somit sollte es sich auch nicht als Fehler herausstellen, die Franken als Opener des Festivalsamstags zu verpflichten. Im Gegenteil: Die Band war sichtlich motiviert und schien auch keine größeren Schwierigkeiten damit zu haben, einfach mal spontan eine ganze Viertelstunde früher zu beginnen. Besonders Fronter Jürgen stand die Spiellaune ins Gesicht geschrieben, als er während des gesamten Gigs eine Fratze nach der anderen zog – als der stets mit Wollmütze auflaufende Brüllwürfel einem in der Nähe stehenden Kameramann seinen blanken Arsch präsentierte und anschließend panisch vor dem elektronischen Aufzeichnungsgerät davonrannte, konnte er sogar herzliches Gelächter aus dem Publikum und einen ganzen Haufen weiterer Sympathiepunkte für sich verbuchen. Musikalisch gab es die gewohnte FINAL BREATH-Kost, angefangen bei Abrissbrinen wie Mind Explosion und To Live Is To Die bis hin zu neuen Tracks, wie Let Me Be Your Tank, Bemoaned Animosity oder auch Coma Divine, die allesamt großartig vom am Samstagmittag noch nicht ganz so zahlreichen Publikum aufgenommen wurden. FINAL BREATH gehören mich nach wie vor zu den besten und vor allem sympathischsten deutschen Live-Bands. Punkt.

DISPARAGED:

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DISPARAGED:
Beeindruckende sowie außergewöhnliche Performance: DISPARAGED

Nachdem die Besucher von den eröffnenden FINAL BREATH ein geballtes Feuerwerk engagierter Bühnenperformance geboten bekommen hatten, lieferten die Schweizer DISPARAGED im Grunde das exakte Gegenteil ab. Umso wuchtiger war hingegen die Musik, umso professioneller das Outfit der Musiker und umso besser schallte der Bühnensound aus den Boxen. Nein, bei dieser Band kann man definitiv nicht von bloßer Hüftsteife sprechen. Die mangelnde Bewegungsbereitschaft der beiden Vokalisten Tom und Adrian passt besonders gut zur majestätischen Aura, die den martialischen Death Metal der Combo umgibt. Dass die Band teilweise recht eigenwillig agiert, zeigte sich weiterhin bei den gelinde gesagt ziemlich ungewöhnlichen Soli von Gitarrero Ralph, die zeitweise eher nach dilettantischer Improvisation als nach künstlerischem Kalkül klingen, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit aber durchaus zu gefallen wissen. Somit sprang der Funken nach ein paar wenigen Songs auch auf das Publikum über, als das abgefahrene Quartett Walzen wie Bored Beyond Belief oder Overlust performte. DISPARAGED konnten somit ein unerwartetes Ausrufezeichen setzen. Ich bin sehr gespannt, was man künftig von diesen Jungs noch zu hören bekommt…

OMNIUM GATHERUM:

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Lieferte eine atemberaubende Performance ab: OMNIUM GATHERUM-Sänger Antti Filppu

OMNIUM GATHERUM mögen in ihrer jungen Bandkarriere zwar einige richtig gute CDs veröffentlicht haben, eine besonders gute Festivalband sind sie meines Erachtens nach jedoch nicht. Ähnlich wie bei den Landsmännern DARK TRANQUILLITY begrüßen die Schweden mit Antti Filppu einen äußerst engagierten und charismatischen Sänger in ihren Reihen, doch will die Musik einfach nicht über die gesamte Länge des Gigs mitreißen. Klar, mit dem Opener Rise of the Forlorn rockten die Jungs auch an diesem Nachmittag so richtig los und es zeigten sich auch schnell vereinzelte Headbanger im Publikum. Aus blieb aber die große Resonanz, die man der Nuclear Blast-Band zugetraut hätte. Vielleicht mag es daran gelegen haben, dass die Band live deutlich härter, durch die schlecht hörbaren Keyboards aber auch deutlich monotoner als auf Platte herüberkam. Schade eigentlich, Songs wie The Nolan´s Fati und It´s a Long Night sind nämlich nach wie vor erste Melodic Death-Sahne, scheinen aber noch nicht so recht zu funktionieren. Mal sehen, ob sich OMNIUM GATHERUM diesbezüglich noch bessern können. An der sehenswerten Bühnenpräsenz Filppus lag es jedenfalls nicht!

GRAVEWORM:

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GRAVEWORM:
Werden live nach wie vor abgefeiert: GRAVEWORM

Wohl kaum eine Band konnte an diesem Festivalsamstag eine bessere Resonanz einfahren als die Südtiroler GRAVEWORM, die sich spätestens seit ihrem Plattenvertrag bei den großen Nuclear Blast vor euphorischen Fans gar nicht mehr retten können. Kaum erwähnenswert also, dass auch die Besucher des PARTY.SAN OPEN AIRs den Mannen um Fronter Stefano Fiori, den mittlerweile ausgestiegenen Gitarrero Lukas Flarer und die bildhübsche Keyboarderin Sabine Mair nur so aus der Hand fraßen. Hits wie (N)utopia, Dreaming Into Reality oder Never Enough wurden somit auch gebührend abgefeiert und selbst am phasenweise etwas unbeholfen wirkenden IRON MAIDEN-Coversong Fear of the Dark ließ sich scheinbar niemand stören. GRAVEWORM gehören mittlerweile zu den ganz großen Acts im Genre, das konnte man an diesem Nachmittag jedenfalls deutlich spüren… so kann es weiter gehen!

MOONSORROW:

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MOONSORROW:
Schienen auf dem Party.San irgendwie deplaziert: MOONSORROW

Auf MOONSORROW war ich ganz besonders gespannt, schließlich war ich bis dato noch nie in den Genuss gekommen, die Band live zu sehen, hatte aber bereits viel Positives über die fünf Finnen gehört. Als die Band dann vollkommen mit Kunstblut verschmiert ihre Dreiviertelstunde Elchtod eröffnete, war ich jedoch zunächst einmal über das geradezu unverschämt geringe Interesse der Besucher enttäuscht. Klar, MOONSORROW gehören in puncto Härtegrad sicherlich nicht auf ein solches Festival, der hohe musikalische Anspruch und die zahllosen Gänsehautmelodien hätten aber – da bin ich mir ganz sicher – dennoch den ein oder anderen Die-Hard Deather gefangen genommen. Man hätte fast glauben können, dass die Musiker gerade aus diesem Grund auf ausführliche Ansagen verzichteten. Jedoch passte dieses Image irgendwie perfekt in das eigenwillige Auftreten der Finnen. Unterm Strich war es jedenfalls äußerst schade, dass nicht einmal eine Überhymne wie Tulkaapa Äijät das schwerfällige Publikum so richtig mitreißen konnte. Hoffentlich sucht sich die Band bei ihrem nächsten Open-Air-Gig in Deutschland ein passenderes Festival aus….

NAPALM DEATH:

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NAPALM
NAPALM DEATH entfachten den wohl größten Moshpit, den Bad Berka jemals gesehen hat

Es ist schon irgendwie schwierig, bereits zum dritten Male in diesem Jahr mit einer Band konfrontiert zu sein, über die man als Grindcore-Banause einfach nicht so recht weiß, was man letztendlich über ihre Auftritte schreiben kann. Fakt ist jedenfalls, dass NAPALM DEATH auf dem PARTY.SAN OPEN AIR wohl einen der einschlägigsten Auftritte hinbretterten, den man bislang überhaupt in Bad Berka erleben durfte. Die unbändige Energie im geradezu gigantischen Moshpit vor der Bühne hätte halb Deutschland an diesem Abend mit Strom versorgen können und auch die Musiker schredderten ihre Highspeed-Songs mit einem Elan herunter, dass man zeitweise nur so mit den Ohren schlackern konnte. Songs wie Continuing War On Stupidity und Scum – zwei der wenigen NAPALM DEATH-Stücke, die der Verfasser dieser Zeilen überhaupt aus dem brutalen Gehacke heraushören konnte – machten jedenfalls auch nicht Eingeweihten so richtig Spaß und es ist wohl nicht übertrieben, dass Hampelmann Barney Greenway und Co. den beeindruckensten Auftritt des gesamten Festivals ablieferten. Besser geht´s nicht, wo soll das bei diesen Jungens bloß noch hinführen?

ENTOMBED:

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ENTOMBED:
Walzten alles platt: ENTOMBED und Sänger L.G. Petrov

ENTOMBED durfte ich in diesem Jahr bereits auf dem BRETTHART OPEN AIR bestaunen und ich war natürlich neugierig, ob die schwedischen Urgesteine auch auf einer größeren Bühne derartig überzeugen würden. Um es kurz zu halten: Hätte sich an diesem Abend jemand in den Weg der Death-Götter gestellt, wäre er ohne jede Gnade plattgewalzt worden, doch schien es im fast schon hörigen Publikum glücklicherweise keinerlei Zweifler zu geben. Und so genoss man die von einem megabrachialen Sound unterlegten Knaller Serpent Speech, Rebel in Flesh sowie den großartigen Clandestine-Kracher Crawl, amüsierte sich darüber, dass Fronter L.G. Petrov mit Sprüchen wie Warsteiner… alles was ein Bier braucht auf extrem liebenswürdige Art und Weise seinen Deutschkenntnissen huldigte, und freute sich darüber, dass die Band eeendlich wieder den Smasher Sinner´s Bleed ins Set integrierte. Auch wenn die Stimmung bei NAPALM DEATH womöglich noch einen kleinen Tacken besser gewesen zu sein schien: ENTOMBED standen den Engländern in puncto Performance in nichts nach und lieferten einen energiereichen sowie spaßigen Auftritt ab, der mit dem abschließenden Left Hand Path endgültig gekrönt wurde. Beide Daumen zeigen klar Richtung Death Metal-Olymp!

CANNIBAL CORPSE:

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CANNIBAL
Guter Gig, aber nervige Pausen zwischen den Songs: CANNIBAL CORPSE

Und dann war für viele Besucher der große Moment gekommen: CANNIBAL CORPSE spielten als absoluter Festivalheadliner zum ersten Mal auf dem PARTY.SAN OPEN AIR. Schon im Vorfeld hatte es im Grunde keinerlei Zweifel darüber gegeben, dass George Fisher und Co. keine ihrer kontroversen, in Deutschland verbotenen Stücke live spielen würden. Dennoch machte der Corpsegrinder höchstpersönlich noch einmal klar, dass es an diesem Abend keine alten Songs, somit kein Hammer Smashed Face geben würde. Stattdessen prügelte sich das Quintett durch Songs wie Pit of Zombies, Staring Through The Eyes Of The Dead und I Will Kill You und schien mit dieser Auswahl auch gar nicht allzu schlecht beim Publikum anzukommen. Problem des Gigs waren meiner Ansicht nach die selbst für CC-Verhältnisse viel zu langen Pausen zwischen den Songs. Klar zwischen Brettern wie Stripped, Raped And Strangled und Fucked With A Knife möchte man schon ganz gerne einmal kurz verschnaufen dürfen, doch die Zeit, die Herr Fisher an diesem Abend zu haben schien, hätte er definitiv eher für ein paar weitere Songs nutzen können. Schade drum, denn so ziehen CANNIBAL CORPSE sowohl im Vergleich zu ENTOMBED als auch zu NAPALM DEATH eindeutig den Kürzeren!

EXCREMENTORY GRINDFUCKERS:

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EXCREMENTORY
Irrsinnig, witzig, genial: Die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS

Als kleines Abschlussschmankerl ließen die Veranstalter des PARTY.SAN OPEN AIRs in diesem Jahr die Underground-Helden EXCREMENTORY GRINDFUCKERS auf der Zeltbühne aufspielen und es war überraschend, wie viele Leute sich zu so später Stunde noch dazu breitschlagen ließen, sich den verrückten Schlagergrindchor noch anzusehen. Da sich das gesamte Billing doch recht deutlich nach hinten verschoben hatte, war es mittlerweile schon halb drei auf der Armbanduhr, eine Stunde später als es eigentlich vorgesehen war. Glücklicherweise ließen sich weder die Band selbst noch die Zuschauer etwas davon anmerken: Im Vergleich zum Auftritt auf dem diesjährigen DONG OPEN AIR, der mich im Nachhinein betrachtet doch sehr enttäuscht hatte, agierte die Band nämlich noch einen ganzen Tacken spaßiger und einfallsreicher und erntete auch eine dementsprechend bessere Resonanz. Man konnte es den Musikern, die sich im Vorfeld durch ihre kurzweiligen Megafon-Gags auf dem Campingplatz bei den Besuchern profiliert hatten, jedenfalls anmerken, dass ihnen dieser Auftritt ganz besonders wichtig erschien. So holte man beim Überhit Karamba, Karacho, ein Grindcore sogar ein witziges Kinderkeyboard hinter das Mikrofon und versuchte während Ein bisschen Grind muss sein die besorgte Mutter abzuwimmeln, die mal wieder mitten im Song ihren Him auf dem Handy angerufen hatte. Doch nicht nur die Gags, sondern auch die Setlist unterschied sich erheblich vom Dong-Auftritt, weshalb man an diesem Abend auch Songs wie das abgefahrene Kraft zum Leben, das immer wieder witzige How II Make a Grind oder den Evergreen Im Wagen vor mir, im Grindfuckers-Gewand natürlich Im Graben vor mir, zu hören bekam.

Ob die Band das kultige Keyboard, das sich während des gesamten Auftritts als lustiges kleines Helferlein entpuppte, tatsächlich für 30 Öcken bei Ebay ersteigert hat, sei mal dahingestellt. Fest steht aber, dass die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS spätestens mit diesem Aufritt klipp und klar bewiesen haben, dass sie trotz berechtigter Zweifel eine erstzunehmende (Live-)Band sind und an diesem Abend einige neue Fans dazugewonnen haben! Ein mehr als würdiger Abschluss eines großartigen Sommerfestivals!

Bericht, Fotos & Layout: Der Pohl

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