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MORGANA LEFAY, LANFEAR & MINDCRIME: 03.05.2005, Bochum, Matrix

MORGANA LEFAY zeigten sich bei diesem Auftritt stärker denn je. Superlative wie “die beste Live-Band aller Zeiten” wurden schon oft in den Mund genommen, wenn es um diese Truppe ging, von allen die die Band noch nie gesehen haben, wurde dies stets mit einem müden Lächeln quittiert. Für einen kleinen, eingeschworenen Kreis jedoch wurde dieses Urteil an diesem Abend mal wieder auf eindrucksvolle Weise bestätigt.

MORGANA LEFAY meldeten sich kürzlich nach einer viel zu langen Pause mit einem bärenstarken neuen Album unter ihrem alten Namen zurück. In unserem Kurzinterview kündigte Charles Rytkönen letztes Jahr noch an, dass man in erster Linie auf Festivals spielen wolle. Umso größer war die Freude unter eingefleischten Fans der sympathischen Schweden, dass die Truppe bereits im Frühjahr zu einer Clubtour durch Europa starten würde. Ob dies in dieser Konstellation die richtige Entscheidung war, ist allerdings fraglich. “Grand Materia” war zu Beginn der Tour noch nicht veröffentlicht, und dass MORGANA LEFAY als Headliner nach so einer langen Pause nicht der Publikumsmagnet sein würde, den man braucht, um die Leute in die Halle zu locken, war abzusehen. Eine Support-Tour mit einer größeren Band wäre für die Bollnäs-Barden sicherlich vorteilhafter gewesen. So aber hatte man mit erschreckend niedrigen Besucherzahlen zu kämpfen. In die Bochumer Matrix etwa verirrten sich höchstens 100 zahlende Gäste.

Tobias Althammer von LANFEAR
LANFEAR-Sänger Tobias Althammer war stimmlich angeschlagen, machte aber eine ordentliche Figur.

Während diese 100 Gäste sich bei den Schweden ganz vorne versammeln sollten, waren sie bei den beiden Support-Acts über die ganze große Matrix verstreut, die zwar sehr schmal ist, sich dafür aber umso mehr in die Länge zieht. Bei MINDCRIME glänzte der Rezensent leider interviewbedingt mit Abwesenheit, als LANFEAR dann aber loslegten, hatte sich gerade einmal eine Handvoll Leute in Bühnennähe versammelt, der Rest beobachtete das Treiben aus der Distanz. LANFEAR legten sich dennoch ordentlich ins Zeug und feuerten Power Metal-Perlen wie “Shades Of Black” (mit einigen coolen Death Metal-Growls), “The Unrestrained” oder “Transmigration” vom aktuellen Album “Another Golden Rage” ab, streuten aber auch den ein oder anderen Song von “The Art Effect” ein, während die alten Alben komplett außen vor gelassen wurden. Besonders Keyboarder Richie Seibel ging dabei ordentlich ab. Leider machte der etwas matschige und unausgeglichene Sound der Band einen Strich durch die Rechnung, so dass das energiegeladene Gitarrenspiel von Markus Ullrich etwas unterging – ein Problem, das in der Matrix keine Seltenheit ist. Tobias Althammer machte dafür, dass er stimmlich angeschlagen war, eine sehr ordentliche Figur – nur bei einigen ganz hohen Tönen wurde sein Gesang etwas unsauber. Für alle, die LANFEAR vorher nicht kannten, gab es mit dem souverän dargebotenen CONCEPTION-Cover “Roll The Fire” noch ein nettes Schmankerl. Zwar war das Publikum zunächst äußerst zurückhaltend, gegen Ende bekamen LANFEAR dann aber doch ihren verdienten Applaus für einen engagierten Gig, der die Band aber nicht in Höchstform zeigte.

In Höchstform waren dagegen MORGANA LEFAY, das wurde bereits in den ersten Minuten deutlich. Und endlich versammelten sich auch sämtliche Anwesenden vor der Bühne, um den schwedischen Power Metallern zu huldigen, so dass es – wie in der schmalen Matrix gewohnt – recht kuschelig wurde und nicht nur auf der Bühne eine Menge Schweiß floss. Los ging es mit dem kultigen Intro des “Maleficium”-Albums, “The Chamber Of Confession”, bei dem die Musiker die Bühne betraten und mit lautem Jubel empfangen wurden, nur um dann mit “The Source Of Pain” gleich zu Beginn klar zu machen, dass man an diesem Abend keine Gefangenen machen würde. Das Zusammenspiel der Band war sehr tight, was sich gerade bei dem vertrackten Break im Mittelteil dieses Songs bemerkbar machte, welches viele Fans tatsächlich im Rhythmus mitbangen konnten. Gleichzeitig zeigte sich aber bereits hier die unglaubliche Spielfreude und Energie, die die fünf Schweden auf der Bühne versprühen und von der sie 2005 nichts verloren haben – eher im Gegenteil. Da grinsen sich die Gitarristen Tony Eriksson und Peter Grehn wie kleine Kinder an, die einen Streich ausgeheckt haben, während Sänger Charles Rytkönen wie von der Tarantel gestochen über die Bühne rennt, und die Haare kreisen fast permanent: 100% verrückt, 100% Metal. Herrlich nicht nur die fantastische Gesangsleistung des charismatischen Frontmanns, der einem mit markerschütternden Schreien ebenso wie mit gefühlvollem, melodischem Gesang einen Schauer über den Rücken jagte. Nein, auch die Ansagen waren mal wieder allererste Sahne, zeigten sie doch, dass es wenig gibt, was man wirklich ernst nimmt – sich selbst am aller wenigsten.

Charles Rytkönen von MORGANA LEFAY
Nicht nur stimmlich gut drauf: MORGANA LEFAY-Frontmann Charles Rytkönen

Musikalisch gab es von MORGANA LEFAY an diesem Abend ein Best-Of-Programm, wie man es kaum besser hätte zusammenstellen können. Sicherlich hat sich der ein oder andere gewünscht, dass das “Knowing Just As I”-Album berücksichtigt wird, doch bei einer so großen Zahl von Hits kann die Band es mittlerweile niemandem mehr recht machen. So gab es im regulären Set mit “Out Of The Silence”, “Another Dawn” und dem doomig-stampfenden Über-Song “To Isengard” das Beste vom “Sanctified”-Album zu hören, die nicht minder abgefeierte Hymne “Maleficium”, bei der wohl alle Anwesenden mitgrölten, durfte natürlich auch nicht fehlen, und auch die LEFAY-Phase wurde berücksichtigt. Beachtlich ist, dass auch die Songs des zu dem Zeitpunkt noch gar nicht erschienenen Albums “Grand Materia” hervorragend aufgenommen wurden, sei es nun der Ohrwurm “Hollow”, das schnelle, thrashige “Angel’s Deceit” oder das mit modernem PANTERA-Riffing daherkommende “I Roam”. Beendet wurde der Auftritt mit “State Of Intoxication”, dem Party-Song schlechthin, ehe die Schweden den Choral der verrückten Mönche aus Monty Pythons “Die Ritter der Kokosnuss” anstimmten und die Bühne verließen. Bei der anschließenden Zugabe machte die Band dann noch einmal einen Ausflug in die Vergangenheit und gab das melodische und abwechslungsreiche “Symphony Of The Damned” zum Besten, gefolgt vom Ohrwurm “The Boon He Gives”, ehe man mit dem schnellen “In The Court Of The Crimson King” den bereits ausgelaugten Anwesenden noch einmal alles abverlangte.

MORGANA LEFAY zeigten sich bei diesem Auftritt stärker denn je. Superlative wie “die beste Live-Band aller Zeiten” wurden schon oft in den Mund genommen, wenn es um diese Truppe ging, von allen die die Band noch nie gesehen haben, wurde dies stets mit einem müden Lächeln quittiert. Für einen kleinen, eingeschworenen Kreis jedoch wurde dieses Urteil an diesem Abend mal wieder auf eindrucksvolle Weise bestätigt.

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