Zum dritten Mal in Folge fand am 30.09.2006 das METAL FOR MERCY-Festival statt. Wie schon letztes Jahr hatte man als Veranstaltungsort die Bochumer Matrix auserkoren. Das Billing war dieses Jahr recht homogen in Richtung Gothic-Rock/Metal und Co ausgerichtet. Eigentlich ja nicht ganz meine Baustelle, aber mit SUIDAKRA und MIDWINTER waren zumindest zwei, von mir gern gehörte Bands am Start und vom Rest lässt man sich ja gerne überraschen, was der einen oder anderen Truppe auch durchaus gelang, so dass man unter das dritte METAL FOR MERCY ein fast durchweg positives Fazit ziehen kann. Fast positiv? Nun ja, nicht verschweigen möchte ich an dieser Stelle das absolut großkotzige Verhalten der Matrix-Führung, welche mal eben beschloss, dass es an diesem Abend kein Re-Entry gibt. Sprich: Wer einmal raus wollte, kam nicht mehr rein. Was bei Einzelkonzerten vielleicht noch vertretbar ist, grenzt bei einem siebenstündigen Festival in der nicht gerade unstickigen Matrix an Freiheitsberaubung… Schuld ist laut Matrix-Boss natürlich der böse, böse Real-Markt nebenan. Da könnte ja glatt einer fremdgehen anstatt sich in der Matrix mit Essen und Getränken zu versorgen. Wirtschaftlich sicher ein kluger Schachzug, aber zur Farce wurde es dann endgültig, als ich mal höflich (na ja…) fragte, wo ich denn nun etwas zu essen erwerben könne. Das Cafe eröffnet um 22:00 Uhr war da die lapidare Antwort. Na herzlichen Glückwunsch. Wohl denen, die gut gefrühstückt hatten. Hier sei aber auch noch einmal erwähnt, dass diese unschöne Situation in keiner Weise mit den Veranstaltern zusammenhing, die selber von der Einkerkerungsstrategie der Matrix nicht sonderlich angetan waren. Aber was soll´s. Als Metaller ist man ja einiges gewohnt und den Spaß an dieser gut organisierten (es gab nicht eine nennenswerte Verspätung in der Running-Order) und gemütlichen Veranstaltung lässt man sich von so was natürlich nicht kaputt machen.
Neben dem Merchandise-Stand, an dem man Shirts, CDs und weitere Devotionalien der beteiligten Bands erwerben konnte, gab es auch einen Info-Stand, an dem man sich über die Waisenheimat, den diesjährigen Empfänger des Erlöses informieren konnte. Das eine oder andere Schnäppchen konnte man auch am CD-, DVD- und Shirt-Stand im vorderen Bereich der Matrix machen, der so manches günstige Kleinod für den kaufwilligen Metaller bereit hielt.
Als Opener fungierten die Duisburger Metal-Popper THE BONNY SITUATUION, welche ich allerdings Interview-bedingt verpasste. Interessierte seinen hier an die Live-Review von Kollege Doomster über den Auftritt der Band auf dem DONG OPEN AIR verwiesen.
CURSED IN SILENCE
Die erste Band, die sich mir also präsentierte, waren die 2005 in Witten gegründeten CURSED IN SILENCE, bei denen Hauptveranstalter Florian Cunitz die Gitarre malträtiert. Musikalisch präsentierte man sich eher rockig mit einer offensichtlich schwer nikotinsüchtigen Sängerin und einem Sänger, der eher für die derberen Töne zuständig war. All zu viel kann ich allerdings nicht zur Performance der Band sagen, da nach dem ersten Song erstmal ein Verstärker abgeraucht ist und es eine zeitlang dauerte, bis Ersatz beschafft und einsatzbereit gemacht war. Die Pause überbrückte man mit ein paar kurzen Drum-Einlagen und einer Solo-Gesangsperformance von Sängerin Anneka, die sich dabei gar nicht mal schlecht machte. Nach der unfreiwilligen Unterbrechung war leider nur noch Zeit für zwei weitere Songs, namentlich Wash It und Deathlike Silence. Alles in allem machten CURSED IN SILENCE ihre Sache ganz gut. Schade, dass es nicht mehr zu hören gab.
ONEIROS
Bei den folgenden ONEIROS, welche versehentlich erst mal als MIDWINTER angekündigt wurden, wurde es reichlich eng auf der Bühne, bestehen ONEIROS doch aus Sänger, Sängerin, 2 Gitarristen, Basser, Schlagzeuger, Keyboarderin und Violinistin. Dass sich die acht Musiker oder zumindest der bewegliche Teil der Bande das eine oder andere Mal ins Gehege kam, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Ich tu es trotzdem. Musikalisch widmete man sich dem, was wohl heutzutage all zu gern als Pagan-Metal bezeichnet wird. Sprich melodischer Black Metal mit leicht folkigem Touch. Die gesangliche Aufteilung nach dem urtypischen Beauty & The Beast-Schema ist weder sonderlich originell noch all zu gut umgesetzt. Die brutalen Parts des Sängers passten noch ziemlich gut, aber das Geträller der Sängerin wirkte meiner Meinung nach teilweise eher deplatziert. Trotzdem lieferten ONEIROS insgesamt eine ordentliche Performance ab und punkteten nochmals doppelt auf der Sympathie-Skala, als die Band Slaves Of Cruelty als Song gegen die ganze braune Scheiße da draußen ankündigte. Deutliche Worte einer Band aus einer musikalischen Ecke, aus der man sich derart deutliche Ansagen öfters mal wünschen würde.
Setlist ONEIROS:
Intro
World Of Glass
Phoenix
Suffer
Crystal Piles Of Mind
Slaves Of Cruelty
From Hell
MIDWINTER
Bei MIDWINTER waren die ersten Reihen das erste Mal recht ansehnlich gefüllt. Scheint so, als hätte die Band mit ihrem Debüt The Astral Mirrors schon einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Dass die Band live überzeugen kann, war mir von einem früheren Auftritt bereits bekannt. Heute sprang der Funke bei mir allerdings nicht so ganz über. Woran es genau lag, kann ich noch nicht mal sagen, denn objektiv lieferten MIDWINTER einen guten Auftritt ab und wurden vom Publikum auch entsprechend gut aufgenommen. Schade nur, dass die Setlist bis auf das kurz vor Schluss gespielte Golden Age ausschließlich aus Songs der aktuellen Scheibe bestand. Ich hätte gerne noch ein paar weitere Songs vom Debüt gehört. Zum Abschluss spielten die Düsseldorfer noch das RAMONES-Cover Pet Sematary. Alles in allem ein ordentlicher Auftritt, auch wenn ich die Band deutlich besser in Erinnerung hatte.
Setlist MIDWINTER:
No Gods Have Built My Skies
Of Troll And Thurs
Monument Of Pain
Bleeding Black Fire
Thorns Of Ice
Golden Age
Pet Sematary
MANDRAKE
Als nächstes spielten die Gothic-Rocker MANDRAKE. Auch hier waren mal wieder Sänger und Sängerin am Start, wobei der Sänger größtenteils für ein paar Growls sorgte, die ich aber als relativ unnötig und teilweise auch einfach unpassend empfand. Birgit Lau wusste mit ihrem Gesang da schon eher zu gefallen, auch wenn ihr ein bisschen weniger Geträller gut tun würde. Sämtliche Synthies und Streicher kamen vom Band. Insgesamt rockten MANDRAKE ganz gut, waren aber im Vergleich zu den folgenden Bands eher unter ferner liefen zu verbuchen.
DOWNSCARRED
Es folgte eine weitere Band mit Veranstalter-Beteiligung. So bestand die Rhythmusabteilung von DOWNSCARRED aus den beiden Mitveranstaltern Jan am Bass und Dirk am Schlagzeug. Die Band aus Witten und Bochum passte mit ihrem flotten Gothic Rock bestens ins Billing. Dankenswerterweise verzichten DOWNSCARRED allerdings auf das beliebte Mänlein/Weiblein-Wechselspiel und beschränken sich auf einen Sänger, der mit einer guten Gesangsleistung und einer gestenreichen Performance zu überzeugen wusste. Die Texte waren größtenteils je nach Song in englisch oder deutsch wobei ersteres klar überwog. Insgesamt lieferten DOWNSCARRED von allen bisherigen Bands den mit Abstand besten Auftritt und rockten ordentlich das Haus. Daumen hoch für DOWNSCARRED!
SUIDAKRA
SUIDAKRA schätzte ich vor allem wegen des großartigen The Arcanum-Albums. Letztes Jahr hab ich die Band dann im Rahmen der WACKEN-Roadshow live gesehen und wurde bitter enttäuscht. Der neue Bassist/Schreihals passte meiner Meinung nach so überhaupt nicht in die Band und auch mit den neueren Songs wurde ich nicht so recht warm. Immerhin hat man inzwischen Marcel als Bassisten zurück in die Band geholt, was bei mir wiederum etwas Hoffnung aufkeimen ließ. Trotzdem sah ich dem Auftritt der Mannen um Bandkopf und Namensgeber Arkadius Antonik mit ein wenig Skepsis entgegen. Doch schon kurz vor dem Auftritt legte sich diese Skepsis. Irgendwie hatte ich wohl im Gefühl, was da jetzt folgen sollte. SUIDAKRA betraten einheitlich in Caledonia-Shirts die Bühne und legten mit Pendragons Fall vom Emprise To Avalon-Album los und hatten das Publikum und insbesondere mich von der ersten Sekunde an im Sack. Mann, waren die spielfreudig! Es folgte mit Dawning Tempest ein neuer Song, der richtig gut klang. Auf der Bühne war richtig Action, so dass sich Arkadius und Marcel alsbald ihrer Shirts entledigten. Ob man damit den weiblichen Fans was bieten wollte? Als Arkadius dann einen alten Song ankündigte, grölte ich vor lauter Vorfreude schon Wartunes, was von Herrn Antonik mit So alt nun auch wieder nicht quittiert wurde. Allgemein kam die Band ungemein sympathisch rüber und sorgte für jede Menge Action auf der Bühne. Nachdem mit The Distant Call ein weiterer überzeugender, neuer Song zum Besten gegeben wurde, kam mit The Gates Of Nevermore endlich ein Song von The Arcanum zum Zuge. Es sollte nicht der Letzte sein, denn schon kurz darauf folgte Dragonsbreed. Mit dem dritten neuen Song, The IXth Legion, zu dem die Band eine Woche zuvor noch ein Video gedreht hatte, beendeten SUIDAKRA erstmal den Auftritt. Aber natürlich mussten die Jungs noch mal auf die Bühne und setzten mit dem sehnlich erwarteten Wartunes ein fettes Ausrufzeichen hinter den besten Auftritt des Festivals! Und die neuen Songs haben auch alle überzeugt. Sieht so aus, als hätten SUIDAKRA durch Marcels Rückkehr zu alter Stärke zurück gefunden. Hell Yeah!
Setlist SUIDAKRA:
Pendragons Fall
Dawning Tempest
The Well Of Might
Darkane Times
Trails Of Gore
The Distant Call
Gates Of Nevermore
When Eternity Echos
Dead Man´s Reel
Dragonbreed
The IXth Legion
Wartunes
XANDRIA
Eigentlich hätte sich nach dem überragenden Auftritt von SUIDAKRA keine Band mehr auf die Bühne trauen zu brauchen. Doch da sich das Publikum natürlich zu einem großen Anteil aus XANDRIA-Fans und Genre-Sympathisanten zusammen setzte, musste die Band nicht um ihren Headliner-Status bangen. Da alle anderen Bands ihr Schlagzeug vor dem Drumriser mit dem XANDRIA-Schlagzeug aufbauen mussten, war jetzt deutlich mehr Platz auf der Bühne, den die Band auch zu nutzen wusste. Sängerin Lisa machte eher einen auf Diva, während er Rest der Band sich deutlich extrovertierter zeigte. Die Anheiz-Versuche von Lisa wirkten auf mich etwas unbeholfen, was sie allerdings durch sympathische Ansagen wieder wett machen konnte. Das Publikum hatten XANDRIA eh von Anfang an auf ihrer Seite. Gerade Lisa freute sich über die euphorischen Reaktionen der Fans derart, dass man ihr das Grinsen wohl nach dem Auftritt operativ entfernen musste. Als Schlagzeuger Gerit Lamm der Band von hinten eine ordentliche Wasserdusche verpasste, musste sie sich schon arg zusammenreißen, um nicht mitten im Song los zu lachen. Aber so sympathisch die Band auch rüber kam und so gut die Truppe beim Publikum ankam, darüber dass es sich bei XANDRIA letztendlich eben doch nur um eine passable NIGHTWISH-Kopie handelt, konnte man nicht hinwegtäuschen. So trällerte auch Lisa die meiste Zeit in höchsten Tonlagen umher, obwohl sie an einigen Stellen bewies, dass sie auch in den mittleren Tonlagen eine gute Figur macht und mich bei Snow-White gar mit ein paar eingestreuten Growls überraschte. Ihrem Headliner-Status wurden XANDRIA aber in allen Belangen gerecht. Aus Zeitmangel verließ man die Bühne vor den Zugaben gar nicht erst und spielte die beiden Songs (unter anderem Ravenheart) direkt im Anschluss und verabschiedete sich mit den Worten Wir lieben euch vom zufriedenen Publikum.