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METAL ASSAULT FESTIVAL 2019, 16. Februar 2019, Würzburg

Das Metal Assault Festival in Würzburg ging heuer bereits in seine neunte Auflage. In der Posthalle sind die Gegebenheiten gut wie in kaum einer anderen Location: Es ist ausreichend Platz, die Akustik ist okay, der Veranstalter hat eine Top Infrastruktur geschaffen (wie zum Beispiel einen Bereich zum Sitzen, eine Garderobe, funktionierende Toiletten und vernünftig verteilte Verpflegungsstände) und ein wirklich nettes Team am Start. Darüber hinaus ist durch die Nähe zum Bahnhof alles gut zu erreichen. Leider ist diese tolle Festivalstätte vom Abriss bedroht, was wirklich äußerst schade wäre. Wer sich dazu weiter informieren möchte, kann das unter /posthalle.de/posthalleretten tun!

Aber zur Musik: PULVER und SEVEN SISTERS konnte ich leider arbeitsbedingt nicht sehen. Mit TRANCE hat man ein Urgestein deutschen Heavy Rocks ausgegraben, die mit Sänger Nick Holleman (der auch schon für VICIOUS RUMORS am Mikro stand) einen echten Könner als Livemusiker gewinnen können, der vor einer spielfreudigen Band herum turnte und sehr souverän sang. Und obwohl ich mich an keinen einzigen alten TRANCE-Song erinnern kann vergingen die 45 Minuten äußerst kurzweilig.

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UNIVERSE – Metal Assault 2019

Was man vom Beitrag der Schweden UNIVERSE nicht behaupten kann. Erstens fand ich den Hard Rock der Skandinavier etwas zu zahm, zweitens war die Performance zwar professionell und bemüht, aber auch irgendwie wie „Malen nach Zahlen“. Alles gefällig anzuhören, gut gemacht, aber auch ohne Ecken und Kanten.

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DOMINE – Metal Assault 2019

Dann kam mein ganz persönlicher Headliner an die Reihe: DOMINE! Die Italiener haben seit 2007 kein neues Album mehr heraus gebracht und es war doch eher überraschend, das die Band überhaupt noch existiert. Und wie! Das Publikum fraß dem Quintett um die Paoli Brüder von Beginn an aus der Hand, und sang weite Passagen des epischen Power Metals inbrünstig mit. Mit Morby hat man natürlich auch einen der absoluten Top Frontmänner am Bühnenrand, der vom pathetisch tief vorgetragenen Erzählton bis in die allerhöchste Höhe jede Herausforderung live problemlos meistert. Ich würde sogar soweit gehen, dass die Vocals zum Teil besser waren, als auf den Studio Releases. Eine unglaubliche Performance einer Band, die seit 1997 in unverändertem Line Up existiert und dadurch tight und konzentriert zusammen spielt. Ein viel viel zu kurzer Auftritt – ich hätte Morby noch den ganzen Abend zuhören können –  und vielleicht ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass es doch noch mal ein DOMINE Album geben wird. Gänsehaut pur!

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SARACEN – Metal Assault 2019

Bei den danach kommenden SARACEN war ich vorher ein wenig skeptisch, ob die Band ihren zum Teil doch etwas vertrackten britischen Metal vernünftig auf die Bühne bringen würden. Zu Unrecht. Die Engländer, die im 1981er „Heroes, Saints & Fools“ einen unterbewerteten Klassiker progressiven NWoBHM-Sounds abgeliefert haben, spielten souverän und haben in Steve Bettney einen Sänger, der wie ein superfitter Versicherungsangestellter, dem man die ADHS-Medikamente abgesetzt hat, durch die Gegend hüpft und nebenbei alle Vocals fehlerfrei raus haut. Die Jungs sehen zwar aus wie eine Pub Band, die sich aus Versehen auf eine große Bühne verirrt hat, aber so kann man sich täuschen. Nur der Bassist mit der Gürteltasche war irgendwie strange. Auch bei uns auf dem Kontinent wird nicht sofort alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist, Paul! Wirklich jetzt!

ECLIPSE erhielten dann wie SARACEN als zweite Band 60 Minuten Spielzeit. Und die nutzten die Skandinavier für einen energiegeladenen Auftritt, der die meisten Songs wesentlich dynamischer präsentierte als auf CD. Vielleicht haben sie ja einen Teil dieser Energie auch auf dem neuen Langspieler festgehalten, der bald erscheinen soll, kamen Erik Mårtensson und Co. doch gerade frisch aus dem Studio. Man muss übrigens der Festival-Organisation ein großes Kompliment machen, denn trotz des straffen Programms stand fast jede Band pünktlich in den Startlöchern. Top!

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GEOFF TATE – Metal Assault 2019

Für GEOFF TATE als einen der beiden Headliner hatten sich augenscheinlich viele Besucher auf den Weg nach Würzburg gemacht, die Stimmung in der Halle war gut und die Songauswahl beschränkte sich auf die Alben „Operation: Mindcrime“ und davor. Also alles (bis auf die Optik der Band und des ständig über die Bühne wieselnden Roadies, die sahen eher aus wie von der Max Mutzke Band…) absolut old school. Herr Tate versucht zwar die eine oder andere hohe Passage zu vermeiden und ich fand das Stage Acting (zum Beispiel das ständige Applaudieren für seine beiden Gitarristen) auch eher so lala, aber man förderte halt auch massenhaft Göttergaben von „The Warning“ oder „Rage for Order“ ans Tageslicht und so schunkelte sich die die Zuhörerschaft in einen perfekten Nostalgieabend.

Als Abschluss dieses extrem gelungenen Festivals waren FIFTH ANGEL angekündigt. Mir ist die allgemeine Begeisterung für das aktuelle Album „The Third Secret“ zwar eher unklar, aber für noch mehr Fragezeichen sorgte der kurzfristige Ausstieg von Sänger und Gitarrist Kendall Bechtel, der nun kurzfristig von Gitarrero Ethan Brosh (ex ANGELS OF BABYLON) und Sänger Steven Carlson (mir vorher völlig unbekannt) ersetzt werden musste. Und das klappte wirklich ausnehmend gut. Durften GEOFF TATE (oder OPERATION MINDCRIME, das blieb nach dem Backdrop in der Halle etwas ungeklärt) 75 Minuten ran, hatten FIFTH ANGEL 90 Minuten zu Verfügung. Und die füllten sie konsequent und spielfreudig mit einer Mischung aus allen drei Veröffentlichungen. Für mich ist es zwar ohne James Byrd und den großartigen Ted Pilot (der, nur mal nebenbei, nicht bei der Reunion mitmachen kann weil er inzwischen als Zahnarzt niedergelassen ist. Und allen Ernstes auch im richtigen Leben Ted Pilot heißt.) eine völlig andere Band, aber live durchaus unterhaltsam und ein würdiger Abschluss des neunten Metal Assault.

Mein Fazit: ein sehr empfehlenswertes, toll organisiertes Festival mit einer gelungenen Bandauswahl, guter Logistik drumherum (übrigens auch einem großen Metal Market in der Halle) und einer Gänsehaut-Performance der für mich alles überragenden DOMINE. Ich freu mich schon auf das nächste Jahr!

 

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