JEFF BECK, JOE BONAMASSA, JIMMY BOWSKILL – Bonn am 19.07.2010

Halbtagestrip nach Bonn inklusive Schmerzen, einer neuen Geschäftsidee und – nebenbei – einem tollen Konzert.

JEFF BECK, mein Kindheitsidol verschlägt es zusammen mit JOE BONAMASSA nach Bonn. Darf man nicht verpassen, dachten sich sowohl mein Vater als auch ich – also machten wir uns als vampster-Quotenossis auf den Weg nach Bonn. Die Fahrt verlief schleppend, wurde jedoch versüßt durch das Entdecken einer Marktlücke und dem Gründen einer neuen Firma: Gebrauchtpanzerhandel K.. Was eine Fahrt durch das ehemalige Grenzgebiet dich so alles auslösen kann …
In Bonn angekommen parkten wir gefühlte 20km vom Museumsplatz entfernt, und getreu dem Motto Schuhe braucht eh kein Mensch latschte ich natürlich die Strecke barfuß. War keine gute Idee, fragt meine Füße.

Am Open Air-Museumsplatz angekommen, verpassten wir erstmal ganz gekonnt den Jüngsten der drei J´s: gerade den 18jährigen JIMMY BOWSKILL. Mist, war bestimmt gut.

Doch glücklicherweise machte der Auftritt von JOE BONAMASSA das Verpasste mehr als wett: Meine Fresse – der Kerl sieht zwar aus wie ELTON JOHN vor 20 Jahren, aber wenn man das mal außer Acht lässt, kann einem dieser Mann mit seiner Stimme den Kopf verdrehen. Doch der Reihe nach: Unter lautem Getöse – ich war anfangs etwas perplex, da ich aufgrund von drei Schädeln vor mir nichts sehen konnte – betrat der Herr aus New York die Bühne. Modische Fehlgriffe hin oder her (mal ehrlich: kein Mensch sieht gut aus in roten Satinanzügen und Sportsonnenbrillen), der Kerl hats einfach drauf.
Dezentes Wehklagen in der samtigen Stimme, die einfach jeden Ton trifft, sowie Flitzefinger, die jeden (Hobby-) Gitarristen vor Neid umfallen lassen und unterstützt von einer Band, die ihr Handwerk versteht – einem rotzcoolen Bassisten, einem scheppernden Drummer, der später noch ein krachendes Solo spielt und ein Orgelmännchen – das alles lässt den Auftritt zu einem Ohrenschmaus für das bunt gemixte Publikum werden.

Und bunt gemixt ist hier noch untertrieben: mit meinen 19 Jahren gehöre ich zu der Randgruppe, die noch grün hinter den Ohren ist. Der Rest ist zwischen 30 und 60, hat kurze Haare und trägt kurzärmelige Karohemden oder lange Haare und Wackenkluft oder fliegende Sommerkleider und Schminktäschchen.
Ebenso unterschiedlich sind die Reaktionen, die JOE BONAMASSA bei dem Querbeet-Haufen auslöst: von Pommesgabeln über frenetischen Jubel und Liebesbekundungen einiger männlichen Konzertbesucher, seliges Grinsen und Luftgitarrespielen, seltendämlich aussehendes Auf- und Abzuckeln und Schwingen der Gartenpartykleider, kann man hier eigentlich jedwede Art von Bewegung ausmachen. Abgesehen von denjenigen, die draußen etwas abseits einfach nur rumsaßen. Banausen!, war mein Gedanke, kann ich ja gar nicht nachvollziehen. Sollte aber noch kommen.

Und zwar nach einer geschlagenen Stunde (ungenutzter) Umbaupause. Also zumindest glaube ich, keinen Bühnentechniker gesehen zu haben. Kann aber auch an meiner gnomhaften Körpergröße liegen.
Vor der Bühne, die sich übrigens in einer großen Käseglockenhalle befand, waren es mittlerweise gefühlte, angenehme 50°C, was allerdings keinen davon abhielt, nicht noch ein bisschen zu schubsen und zu quetschen. Und in dem Moment, in dem ich mit den Augen rollte und sinnloserweise nach Frischluft schnappte, ging das Getöse von vorne los.

JEFF BECK betrat die Bühne. Waaaah!, das ist also der Kerl, zu dessen Musik ich als Kind durch die Wohnung hüpfte. Gekleidet in eine weiße, tribal-bemusterte Weste, Fliegerbrille und dicken Armschmuck haut er optisch ziemlich auf den Putz und macht schon mehr den Eindruck eines durchgeknallten Gitarrenhelden als JOE BONAMASSA.
Ausgestattet mit der warscheinlich coolsten Bassistin der Welt, Rhonda Smith, die sich auch ein paar Songs später als erstklassige Sängerin herausstellen soll, verbreitete er doch ein ganz anderes Flair als sein Vorgänger.
Nämlich jenes, welches mich dazu veranlasste, mich zu eben jenen Banausen zu gesellen und zu lungern. Ist auch angenehmer als unter der Trockenhaube.

Jedenfalls bestritt JEFF BECK ein nettes Konzert. Hat vielleicht ein bisschen zu wenig gesprochen und gesungen – das nämlich garnicht – aber was solls. Das machte Rhonda Smith wett. Mein Gott, die Frau hat mich echt umgehauen.

Nach knappen anderthalb Stunden war der Spaß auch schon wieder vorbei, ein gemeinsames Gitarrenduell zwischen Herrn Beck und Herrn Bonamassa gabs leider nicht, dafür aber ein tolles Feeling zwischen den Ohren.

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