Das ENTER THE ETERNAL FIRE Festival öffnete zum fünften Mal die Pforten des Freibads in Volyne, um an zwei Tagen das Publikum vorwiegend mit Black, Death und Thrash Metal zu verwöhnen. Wie auch schon im vergangenen Jahr folgten dem Ruf der Veranstalter vorwiegend tschechische Besucher. Beim Abzählen der anders lautenden KfZ-Kennzeichen genügte eine Hand: ein deutsches und drei österreichische Kennzeichen machten die Zählübung zu einer Leichtigkeit. Trotz gewisser sprachlicher Barrieren fühlte man sich auf dem Festival-Gelände bestens aufgehoben und bewirtet. Deftige Würste sorgten für eine gute Unterlage und das tschechische Bier ist in Sachen Preis-Leistungsverhältnis in Europa ohnehin unerreicht.
ETEF 2018 gut organisiert
Aber auch in Sachen Organisation macht das ETEF-Team einen großartigen Job. Rascheste Umbauarbeiten, strikte Einhaltung des Zeitplans, toller Sound und viele Heinzelmännchen, die sich um Bands und Besucher rundum kümmerten. Alleine dem umtriebigen und ruhelosen Mitarbeiter, der stundenlang die ganzen Mistkübel leerte und für ein sauberes Festival-Gelände sorgte, gehört einmal ein Extra-Lob ausgesprochen.
Programm
Freitag, 20.7.2018
18:00 – 18:40 ~ AFTER RAIN
18:55 – 19:35 ~ PANYCHIDA
19:50 – 20:35 ~ INSULTER
20:50 – 21:35 ~ MALLEPHYR
22:00 – 23:00 ~ MASTER´S HAMMER
23:15 – 00:00 ~ BOHEMYST
00:15 – 01:00 ~ FAANEFJELL
Samstag, 21.7.2018
14:00 – 14:45 ~ BAD VICTIM
15:00 – 15:45 ~ DEFIANT
16:00 – 16:35 ~ BLACK RAIN
16:50 – 17:35 ~ DECISION TO HATE
17:50 – 18:35 ~ BANE
18:50 – 19:35 ~ SINIESTRO
19:50 – 20:35 ~ VOLTUMNA
20:55 – 21:55 ~ ROOT
22:10 – 22:55 ~ DEATH MECHANISM
23:10 – 00:10 ~ HYPNOS
00:25 – 01:00 ~ INFERNO
Einheimische Headliner in Volyne
Entgegen den letztjährigen Line-Ups, als ausländische Bands die Speerspitze des Line-Ups bildeten (ETEF 2017 mit ASSASSIN und DEMONICAL oder ETEF 016 mit IMPALED NAZARENE und DER WEG EINER FREIHEIT), so wartete das ETEF 2018 mit einer gehörigen Portion an „Czech Power“ auf. So gaben sich am Freitag MASTER´S HAMMER die Ehre und wurden gleich mit ihrem Opener ordentlich abgefeiert. Und der erste Track des Gigs war dann auch der härteste und dunkelste. In weiterer Folge wurden die Songs etwas träger und für mich persönlich auch etwas zu zahm. Ja, mitunter bekam man beinahe eher Rock als Metal geboten. Für die eher harte Ausrichtung des Festivals erschien die Auswahl des Materials also nicht ganz so passend. Hier hätte man durchaus tiefer in der 30-jährigen Band-Historie schürfen können.
MASTER´S HAMMER Konzert-Fotos bei Vampster
ROOT halten, was sie versprechen
Eine ähnliche Befürchtung konnte man auch bei ROOT haben, die auf eine ähnlich lange Bandgeschichte zurück blicken können. Doch das Brünner Ensemble rund um Bandkopf BIG BOSS, dem Anführer des tschechischen Zweiges der Church of Satan, hatte weit mehr Bühnen-Präsenz als ihre Landsleute von MASTER´S HAMMER am Vortag. Zwar war der Opener noch etwas zögerlich, doch steigerte sich die Intensität des Gigs von Track zu Track. BIG BOSS Jiri Valter bewies, dass man trotz 66 Jahren nicht zwingend zum alten Gesangseisen zählen muss. Guter Clean-Gesang nebst eindringlichen Spoken Words sowie nach wie vor starke Growls sorgten für die Sahnehäubchen auf den einzelnen Songs. Dass sich der Methusalem des tschechischen Metals hin und wieder eine Pause auf einem Barhocker gönnte, wurde gut ins generelle Stage-Acting eingebunden. In dieser Hinsicht sorgten sie Saiten-Virtuosen für Bewegung und das oftmals mit freundlich lächelnden Emotionen – beinahe ein Widerspruch zur angeschwärzten Thematik der Songs. Dennoch lieferten ROOT das ab, was man sich von ihnen erhofft hatte: und vor allem hatten sie mit dem Klassiker „666“ den richtigen Rausschmeißer parat, der aus den Kehlen des Publikums noch lange nachhallte.
ROOT Konzert-Fotos bei Vampster
Routiniert und leidenschaftlich: HYPNOS
Doch der Samstag hatte mit HYPNOS noch eine weitere tschechische Perle zu bieten. Die Death Metal-Veteranen schöpften bei der Auswahl der Songs hauptsächlich aus dem Vollen ihres aktuellen Albums „The Whitecrow“. Zu Recht, wie ich meine, schließlich heimste das im Vorjahr erschienene Album genug Lorbeeren ein. In der Performance agierten HYPNOS zudem sicher und routiniert, was sich jedoch nicht nachteilig auf die Leidenschaft auswirkte. Weiterhin ließ es sich Frontmann Bruno nicht nehmen, gehörig von der Windmaschine Gebrauch zu machen.
HYPNOS Konzert-Fotos bei Vampster
Deutsche Bands im Pech
Tja, wäre die Windmaschine nur die einzige Wetterkapriole gewesen… das werden sich wohl DECISION TO HATE gedacht haben. Denn just kurz nach den ersten Songs des Gigs der Band aus Siegen begann es wie aus Kübeln zu schütten. Wirklich bitter, als dass das Publikum auseinander stob, um unter den wenigen Überdachungen des Festival-Geländes Schutz zu suchen. Die Stimmung war damit dahin, als dass durch den Regenguss nicht nur die Temperatur abfiel sondern auch die Tanzwut der Zuschauer – zumindest vorerst. Dennoch ließen sich die im Vorjahr reaktivierten DECISION TO HATE nicht beirren und spielten ihren Death / Black / Thrash zügig runter. Schade war es dennoch, dass der Auftritt und das Engagement der Band nicht auf mehr sichtbaren Zuspruch gestoßen ist.
DECISION TO HATE Konzert-Fotos bei Vampster
INSULTER mit Publikumsanspruch anderer Natur
Ganz anders verhielt es sich dagegen bei INSULTER, die am Freitag die Bühne rockten. Hier war der Zuspruch beinahe zu groß – zumindest bei einem Besucher, der sichtlich schon einiges getankt hatte und es nach mehreren Versuchen zustande brachte, auf die Bühne zu krabbeln, um dort den Hessen Gesellschaft zu leisten. Dem Publikum gefiel´s – und auch das Trio ließ den spaßigen Trunkenbold gewähren und quittierte dieses Vorkommnis mit mehr als nur einem Lächeln. Aber bereits im Vorfeld hatten INSULTER Pech, als dass ihr Logo beim Druck der Festival-T-Shits mit demjenigen der brasilianischen INSULTER verwechselt worden war. Dabei halten die deutschen INSULTER das Erbe deutschen Thrash Metals hoch. Wobei durchaus noch am Tempo und an einem abwechslungsreicheren Stage-Acting gefeilt werden darf – schließlich sorgt nicht immer ein Bühensturm für entsprechende Abwechslung. Dennoch, die guten Ansätze sind gegeben und vor allem das Drumming von Infernal Firedemon und das eine oder andere Gitarrensolo von Alcoholic Patrolator wussten zu gefallen.
INSULTER Konzert-Fotos bei Vampster
Technische Fingerfertigkeit
Á propos gefälliges Drumming: in dieser Hinsicht stachen auch MALLEPHYR ins Auge. Oder mehr ins Gehör, als dass Drummer Tomas Marik zwar sehr steif und ergonomisch aufrecht hinter dem Drumkit saß, aber dafür so richtig flott den Takt angab. Und generell erwies sich die tschechische Band als technisch sehr versiert. Insbesondere die Gitarrenarbet wusste zu überzeugen – und das obwohl die Gitarrenhaltung von Lord Opat ebenso irgendwie seltsam anmutete wie sein Erscheinungsbild. Und dennoch musste man vor der Performance von MALLEPHYR den Hut ziehen. Der Band ist großes Potenzial zu bescheinigen und war für mich gegen Ende, als Lord Opat dann auch noch den Clean-Gesang auspackte, ein Kandidat für ein Label wie I, Voidhanger Records.
MALLEPHYR Konzert-Fotos bei Vampster
DEATH MECHANISM geben Gas
Nicht mehr ganz so jung sind DEATH MECHANISM. Zwar ist es um die Italiener in Sachen Releases etwas ruhiger geworden – das letzte Album “Twenty-First Century” liegt schon fünf Jahre zurück -, doch an ihrer Spritzigkeit hat das Trio nichts eingebüßt. Vor allem Gitarrist und Sänger Alessandro Pozza wusste mit starkem Gitarrenspiel zu begeistern, als dass die Finger wie wild auf dem Gitarrenhals hin und her flitzten. Musikalisch gab es flotten Thrash Metal der älteren Schule zu hören.
DEATH MECHANISM Konzert-Fotos bei Vampster
Ebenfalls gute Gitarrenarbeit gab es von der serbischen Black / Death Metal-Kapelle BANE zu hören. Allzu großen Anklang fand der Gig vor der Bühne allerdings nicht, als dass auch dieser Auftritt fürs Publikum im Regen stattfand.
BANE Konzert-Fotos bei Vampster
SINIESTRO als internationale Publikumslieblinge
Recht viel besser hatten es auch SINIESTRO nicht – zumindest mit dem Wetter. Allerdings hatte die schwedische Black / Thrash / Punk-Band den Trumpf von Fronter Linus “Commander” Öhrn in der Hand. Denn dieser lieferte auch schon im Vorjahr als Live-Gitarrist von IXXI eine gelungene Show ab. Und insbesondere an der Gitarre sorgte der “Commander” wiederholt für eine sehr reife Leistung. Gesanglich war seine Performance allerdings nur Mittelmaß, doch bei Weitem besser als diejenige von Bassist Joel Fox Apelgren (Ex-DYNAZTY), der dann und wann die Backing Vocals beisteuerte. Besser gefiel Apelgren beim Stage-Acting, das sehr viel Leidenschaft transportierte. Diese Emotion übertrug sich auch aufs Publikum, das bei schwächer werdendem Regen der aufspielenden Band ihre Gunst schenkte.
SINIESTRO Konzert-Fotos bei Vampster
Die Tausendsassa
Linus Öhrn (SINIESTRO) war aber nicht der einzige Rückkehrer auf dem diesjährigen ETEF. Auch Radek Popel war erneut in Volyne zu Gast. Konnte er beim ETEF 2017 noch als Sänger von AVENGER überzeugen, so eröffnete er diesmal mit der Gohtic / Doom Metal-Band AFTER RAIN das Festival. Und der Auftritt hatte durchaus seine Stärken. Gerade in den treibenden Passagen gefiel das Liedgut der Band aus Budweis und machte richtig Laune. In den trägeren Abschnitten passierte dagegen etwas zu wenig – die eingestreuten Gitarren-Soli einmal ausgenommen. Radek Popel erwies sich dabei einmal mehr als variantenreicher Sänger, dem Andrea Michálková zur Seite gestellt wurde. Das Duett konnte im Dual-Gesang auch theathralisch gefallen. In puncto Stimme waren bei Andrea Michálková jedoch Abstriche zu machen, als dass ihr Gesang zu leise war – wohl auch aufgrund ihrer etwas missglückten Haltung des Mikros. Highlight in Sachen Show war jedoch Bassist David Hradílek, der sich mit mannigfaltigen Gesten und Mimiken in Szene setzte, was auch Keyboarderin Petra Došková amüsierte, die im Übrigen sehr wenig zu tun hatte.
AFTER RAIN Konzert-Fotos bei Vampster
BOHEMYST als langsamere AVENGER-Version
Weit mehr zu tun hatten die Mitveranstalter des Festivals Honza Kapák und Petr Rámus Mecák. Nicht nur dass sie umtriebig zwischen Bühne, Backstage-Bereich, Technik-Zelt, Merchandise und Verkostung hin und her flitzten, sie waren auch noch im beständigen Einsatz bei diversen Bands. So halfen beide bei AFTER RAIN, MASTER´S HAMMER, BOHEMYST und BLACK RAIN aus. BOHEMYST mutete dabei wie eine langsamere Weiterentwicklung von AVENGER an. Kein Wunder, fanden sich doch beinahe alle AVENGER-Musiker ein, die nun auch etwas älter sind. Bei guter Gitarrenarbeit und großer Growl-Bandbreite hatte der Death / Dark / Doom Metal Hand und Fuß. Nur die Bewegung auf der Bühne blieb etwas auf der Strecke.
BOHEMYST Konzert-Fotos bei Vampster
Old-School Wiederbelebung von BLACK RAIN
Besser zur Geltung kam das dynamische Duo bei BLACK RAIN. Das wieberbelebte Projekt setzt Honza Kapák, der bei seinen anderen Bands meist hinter dem Drumkit sitzt, als Gitarrist und Sänger ein. Als dass der Ursprung von BLACK RAIN in den 90er-Jahren zu finden ist, überrascht die Old School-Ausrichtung der Musik wenig. Somit bekam man es mit Death / Black Metal zu tun, der mit einigen Melodic Death-Gitarren-Soli aufwarten konnte. Zudem gefiel das Drumming. Generell gingen die Songs der mit Kapuzenjacken bekleideten Band gut ins Ohr.
BLACK RAIN Konzert-Fotos bei Vampster
ETEF-Maskeraden
Um keine optische Eintönigkeit aufkommen zu lassen, zog sich Petr Rámus Mecák bei seinen zahlreichen Auftritten im Übrigen immer wieder um. Doch das Wechseln von Oberteilen war nichts zu anderen Maskeraden, die es auf dem ETEF zu bewunden galt. So betrat etwa BAD VICTIM-Sänger Bob mit einer diabolischen Maske die Bühne. Diese behinderte den Sänger mitunter beim Trinken zwischen den Songs bzw hörte man das Knacksen der Plastikflasche allzu deutlich. Passend zur irgendwie kaschierenden Maske setzte die Band auch auf die Percussion einer Gasflasche. Zwar hat der kalte Klang seine Eigenart, doch hatte er nur eine marginale Wirkung auf die Tracks. Denn generell war die Musik der Tschechen einfach gestrickt und richtete sich vornehmlich auf den Groove aus.
BAD VICTIM Konzert-Fotos bei Vampster
FAANEFJELL mit beherztem Gig
Da hatten FAANEFJELL musikalisch schon weit mehr zu bieten. Die Symphonic Black / Folk Metal-Band, die sich in Schlachter-Schürzen, Fellen usw. hüllte, füllte ihre Songs gut mit Power und Groove aus. Dazu kamen gut umgesetzte Rasereien und insbesondere an den Gitarren wurden recht schnell und präzise gespielt. Warum aber Bassist Marcus Ringsby Billington eine riesige Batterie an Effekten mit im Gepäck hatte, wollte sich mir nicht erschließen. Der Gig als Ganzes wusste dennoch zu gefallen. Wohl auch, weil Sänger Benjamin Isar Jørgensen seine Vocals gut und vor allem beherzt einsetzte. Zum Schluss offerierten die Skandinavier noch eine Zugabe, die im Gegensatz zum generellen Gig dann beinahe zu langsam geriet.
FAANEFJELL Konzert-Fotos bei Vampster
Diabolisches VOLTUMNA Trio
Leichter kostümiert, aber dafür stärker geschminkt betraten VOLTUMNA die Bühne. Und so böse die Aufmachung wirkte, so war auch die Musik. Denn die Songs der Italiener entfalteten eine diabolische Kraft und erzielten somit auch ihre Wirkung. Hilfreich dabei war das gesangliche Wechselspiel zwischen Growls und Screams. Hier ließen Gitarrist Michele Valentini und der neue Bassist Emiliano Natali nichts anbrennen – eine reife Leistung.
VOLTUMNA Konzert-Fotos bei Vampster
Am Rande erwähnt
Zur Vervollständigung seien noch DEFIANT erwähnt. Zwar kam der Death / Black Metal der Kroaten beim Publikum ganz gut an, doch klangen die Songs, die vornhemlich vom aktuellen Album “Insurrection Icon” stammten, mitunter nicht wie aus einem Guss. Dazu glaubte man dann und wann auch einmal einen Fehler im Gitarrenspiel zu bemerken. Die Growls von Tomislav Debelic saßen jedoch.
DEFIANT Konzert-Fotos bei Vampster
PANYCHIDA mit freundlichem Publikumszuspruch
Auch bei PANYCHIDA war der allgemeine Publikumszuspruch größer als es die Musik verlagt hätte. Dies lag wohl auch am Sänger Jakub Vlcák, der fleißig und charmant ins Publikum lächelte – und das gefiel vor allem den Frauen vor der Bühne. Musikalisch gab es in den Melodien und im Aufbau vorhersehbaren Pagan Metal. Die Flöten kamen dabi vom Band. Die Musik tröpfelte somit ein wenig dahin. Besser wusste die Band aus Pilsen dann zu gefallen, wenn das Tempo angezogen wurde, was jedoch zu selten geschah.