EDGUY/BRAINSTORM/NOCTURNAL RITES: Lichtenfels, Stadthalle, 25.04.04

NOCTURNAL RITES waren solide. BRAINSTORM müssen spätestens mit dem nächsten Werk den nächsten Schritt machen und endlich mal als Headliner unterwegs sein. EDGUY untermauerten ihre derzeitige Stellung mit einem hervorragenden Gig.

Schon beim Blick auf dem Parkplatz der Lichtenfelser Stadthalle wusste ich, dass es heute recht voll wird. Und so war es dann auch, als wir die große Halle betraten und
schätzungsweise 1500 Leute vorfanden. Da sieht man mal wieder welch großen Stellenwert EDGUY mittlerweile haben, denn bei den letzten Konzerten, die ich hier besucht habe, war bei weitem nicht so viel los.

Los gegangen ist es auch mit JUSTICE, die hier im fränkischen Raum auf eine treue Fangemeinschaft zählen können. Leider verpasste ich, dank der chronischen Unpünktlichkeit meines Fahrers, den Gig.

Danach durften sich NOCTURNAL RITES auf der geräumigen Bühne austoben. Doch leider war nicht mehr als ein Höflichkeitsapplaus an diesem Abend zu ernten, was zum einen an dem doch fehlenden Hitfaktor der einzelnen Songs lag, zum anderen an dem sehr schlechten Sound, der für viele Zuschauer, die die Songs auch wohl oft zum erstenmal hörten, schlicht unerträglich war. Auch ich hatte meine Probleme die einzelnen Stücke schnell zu erkennen, obwohl ich ihr letztes Werk in letzter Zeit öfter gehört habe. Schade um diese sympathische und agile Band, die auf dieser wochenlangen Tour die Chance erhielt, Abend für Abend vor vielen Fans aufzutreten. Der dargebotene Powermetal ist einfach zu vorhersehbar um wirklich mitzureißen. Trotzdem habe ich schon etliche schlechtere Vorbands gesehen und man merkte der Band schon die gewonnene Bühnenerfahrung in den letzten Jahren an.

Ich weiß jetzt nicht wie oft ich BRAINSTORM schon live gesehen habe. Ich weiß aber, dass jeder Gig bisher als absolut gelungen bezeichnet werden kann und die Soundprobleme waren nur noch beim überraschend gewählten Opener „Shiva`s Tears“ zu hören. Danach pendelte sich der Sound zufrieden stellend ein. Warum nicht gleich so? Die Schwaben legten mal wieder los wie die Feuerwehr und waren spiel- und bewegungsfreudig wie eh und je. Das Aushängeschild der Band, Sänger Andy B. Franck, bewegte sich etwas weniger wie bei den Konzerten davor, versuchte aber die Songs mit Gesten und Ausdruck mehr Gefühl zu verleihen, was mir persönlich sehr gut gefiel. Die eine oder andere Ansage wirkte zwar etwas übertrieben (ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es in Lichtenfels lauter ist als in Madrid…), aber den Leuten gefiel es und das ist ja entscheidend bei einem Livegig. Die Setlist war wenig überraschend, neben bewährten Liveklassikern wie „Hollow Hideaway“ oder „Blind Suffering“ gab es auch noch viel vom letzten Album „Soul Temptation“ zu hören. Überraschend waren allerdings die Publikumsreaktionen, von welchen wohl so manche Band mit Headlinerstatus träumt. Ständiges Anfeuern und mitklatschen und BRAINSTORM-Anfeuerungsrufe während der Songpausen sind für eine Vorband wirklich nicht alltäglich. Es scheint als würde die Band die Früchte ihrer guten Arbeit in den letzten Jahren ernten.

Dann war die Zeit für EDGUY gekommen, welche in den folgenden 105 Minuten ihre derzeitige Stellung untermauerten. Auf der Bühne gab es einiges zu entdecken. Eine schwarze Leinwand mit aufgedruckten Skelettstatuen bildete einen eindrucksvollen Hintergrund; davor hockte eine große Gargoyle-Figur mit riesigen Hörnern. Davor wiederum war das Schlagzeug aufgebaut, links und rechts davon gab es Stufen. Sah cool aus.

„Under The Moon“, „Mysteria“ und „Navigator“ vom aktuellen „Hellfire Club“-Album machten den Anfang und obwohl Tobias Sammet über die Bühne rannte, als würde er danach Kilometergeld erhalten, traf er doch jeden Ton. Die Lorbeeren, die er auch wegen seines AVANTASIA-Projektes in den letzten Jahren einheimste, sind durchaus gerechtfertigt. Bei der Ballade „Land Of The Miracle“ wurde es dann etwas ruhiger, die üblichen Publikumsingspielchen waren angesagt, bevor mit der neuen Single „Lavatory Love Machine“ wieder gerockt wurde. Leider verflachte dann die Stimmung im Publikum etwas, was man auch daran erkennen konnte, dass auf einmal jeder mit seinem Handy beschäftigt war. Wir leben schon in einer seltsamen Zeit… Ein Schlagzeugsolo trägt auch nicht unbedingt dazu bei, die Stimmung wieder ansteigen zu lassen und war meines Erachtens überflüssig, für die übrigen Musiker aber wohl eine notwendige Verschnaufpause. Zu Ende des Konzerts wurde dann mit „King of Fools“ und vor allem Dank des Übersongs „The Piper Never Dies“ die kurze Schwächephase beendet. Besonders der letztgenannte Song ist ein absolutes Meisterwerk, welches live noch besser rüberkommt und auch um einiges in die Länge gezogen wurde. Hier durfte sich auch die Figur hintern Schlagzeug bewegen, die Stufen brannten und es war nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen einiges geboten.

Danach war Schluss, die Band kam aber noch zweimal auf die Bühne um u.a. mit „Tears Of A Mandrake“ noch mal alles aus dem Publikum rauszuholen.

Fazit: NOCTURNAL RITES waren solide, nicht mehr und nicht weniger. BRAINSTORM müssen spätestens mit dem nächsten Werk den nächsten Schritt machen und endlich mal als Headliner unterwegs sein. Genügend Material hat man mittlerweile und sieht man auch wie viel Leute mittlerweile ihre Shirts tragen, so sollte auch das Publikumsinteresse da sein. EDGUY untermauerten ihre derzeitige Stellung mit einem hervorragenden Gig und sind mittlerweile wohl das deutsche Aushängeschild in Sachen Metal. Des Weiteren konnten die Zuschauer an diesem Abend zwei Frontmänner begutachten, die diesen Namen auch verdienen und auch noch gesanglich glänzten. Hat Spaß gemacht und bei Shirtpreisen von 15 Euro ist auch noch reger Betrieb am Merchstand, das sollte man vielleicht der ein oder anderen Band mal sagen.

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