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BURGFOLK 2004: Der Bericht

Das BURGFOLK-Festival wurde einst als kleiner Bruder des bekannteren CASTLE ROCK-Festivals von dessen Veranstalter, Michael Bohnes, ins Leben gerufen und hat sich mittlerweile für alle Fans von Folk, Mittealtermusik und artverwandten Klängen zu einem festen Bestandteil der Festivalsaison gemausert mit einem beinahe ebenso großen Publikumszuspruch wie das stets ausverkaufte CASTLE ROCK-Festival. Und wie schon der große Bruder, zeigte sich auch das diesjährige BURGFOLK-Festival recht offen für metallische Klänge.

Das Festival

Connemara Stone Company | Osiris Taurus | Moskote | Bardic |
Schelmish | Skyclad | Schandmaul

Das Festival

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Das BURGFOLK-Festival wurde einst als kleiner Bruder des bekannteren CASTLE ROCK-Festivals von dessen Veranstalter, Michael Bohnes, ins Leben gerufen und
hat sich mittlerweile für alle Fans von Folk, Mittealtermusik und artverwandten Klängen zu einem festen Bestandteil der Festivalsaison gemausert mit
einem beinahe ebenso großen Publikumszuspruch wie das stets ausverkaufte CASTLE ROCK-Festival. Und wie schon der große Bruder, zeigte sich auch das
diesjährige BURGFOLK-Festival recht offen für metallische Klänge. Für eine Veranstaltung mit Mittelaltermusik gibt es natürlich keine bessere Location
als eine alte Burg, so dass auch dieses Jahr wieder gut 1500 Leute ins Mülheimer Schloss Broich pilgerten, darunter Metaller, Mittelalter-Fans sowie
Familien mit Kindern – ein bunt gemischtes Volk also, welches ebenso heterogen war wie die aufspielenden Bands. Das Spektrum reichte von Celtic Rock über
Irish Folk und derbes Mittelaltergetröte bis zu Folk- und Mittelalterrock und Folk Metal. Für jeden war also etwas dabei, und für jeden gab es auch
etwas Neues zu entdecken, denn wie gewohnt gaben sich auf dem BURGFOLK-Festival auch dieses Jahr nicht nur die großen und bekannten Namen die Klinke in
die Hand. Diese Verbundenheit zum Underground macht dieses Festival sympathisch, und da keine der Bands einen Totalausfall darstellte und größtenteils
sehr gute Shows geboten wurden und auch das Wetter mit konstant strahlendem Sonnenschein mitspielte, war das BURGFOLK 2004 für alle Freunde von Folk- und
Mittelaltermusik ein echtes Highlight.

Connemara Stone Company

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Eröffnet wurde das diesjährige BURGFOLK-Festival von der Ruhrpott-Combo CONNEMARA STONE COMPANY, welche sich dem Celtic Rock verschrieben hat.
Abwechslungsreich war dabei nicht nur die Instrumentenauswahl – verschiedene Flöten, wie etwa die irische Tin Whistle oder die Querflöte kamen zum
Einsatz, die E-Gitarre wurde das ein oder andere Mal gegen eine Mandoline oder eine Geige ausgetauscht -, auch kompositorisch zeigte man sich
variantenreich, so dass der Auftritt recht kurzweilig verlief. Zu Beginn der Show, die mit etwas Verspätung anfing, war zwar das Publikum noch alles
andere als zahlreich, und auch die Befürchtung, die Band würde mit Altherrenrock langweilen, schien sich zunächst zu bestätigen, doch steigerte man
sich von Song zu Song, so dass es mit der Zeit auch etwas voller vor der Bühne und die Stimmung immer besser wurde. Das Highlight des Auftritts hatte
man sich dann auch bis zum Schluss verwahrt, denn der letzte, sehr schnelle und etwas punkige Song erinnerte stark an THE POGUES, nicht nur instrumental,
sondern vor allem auch aufgrund der rotzigen, alkoholgetränkten Stimme, mit der das Stück vorgetragen wurde. Mit diesem Abschluss machte die Band auf
jeden Fall Appetit auf mehr, so dass der Auftritt trotz eines etwas lahmen Anfangs als durchaus gelungen betrachtet werden kann.

Osiris Taurus

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Leider ging es nicht so vielversprechend weiter, wie der erste Auftritt geendet hatte, denn OSIRIS TAURUS konnten mit ihrer ziemlich experimentellen
Musik nicht viel reißen. Ein Grund dafür dürfte sicherlich gewesen sein, dass kaum richtige Songstrukturen erkennbar waren und demnach auch der
Wiedererkennungswert der einzelnen Stücke viel zu gering war. Vielmehr erzeugten die Musiker mit teilweise recht imposanten, teils aber auch
elektronischen Trommeln, Dudelsack, Didgeridoo und sirenenartigem Gesang ein mystisches, beinahe hypnotisches, orientalisch anmutendes Klanggebilde,
welches jedoch bei strahlendem Sonnenschein einfach nicht wirken wollte und zudem viel zu gleichförmig war, so dass die Musik schon nach kurzer Zeit zu
langweilen begann, denn im Grunde hatte man schon alles gehört. Da konnten auch die Tanzeinlagen der Sängerin nichts mehr retten.

Moskote

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MOSKOTE waren bereits vor einigen Monaten als Ersatz für WAYNE HUSSEY verpflichtet worden, der hier eigentlich alte
THE MISSION-Klassiker in akustischem
Gewand darbieten wollte. MOSKOTE allerdings gehen in eine ganz andere Richtung und sprachen mit ihrem sehr von älteren SUBWAY TO SALLY beeinflussten
Mittelalter-Metal eher ein jüngeres Publikum an. Bei ihrem Auftritt konzentrierte sich die Band, wie zu erwarten war, auf das Material ihres aktuellen
Albums “Siebenstreich“. Live funktionierte die Chose dann auch ziemlich gut, so dass nicht nur beim kleinen Hit “Tyll Ulenspegel”, mit dem man den Set
begann, die Leute richtig abgingen und in den ersten Reihen fleißig mitgeklatscht wurde. Zwar waren bei einigen Doublebasspassagen die Bassdrums zu laut
abgemischt, ansonsten aber waren alle Instrumente deutlich zu hören. Im Refrain von “Walpurgis” erinnerte die Gesangslinie zwar frappierend an
BLIND GUARDIANs “Valhalla”, und auch sonst war es um die Eigenständigkeit der Truppe nicht besonders gut bestellt, doch bei den Zuhörern kam die Musik, die
mit sehr viel Spielfreude dargeboten wurde, so gut an, dass sie die Band mit lautstarken Zugabeforderungen bedachten. Andere dagegen waren froh, nicht
mehr den zwischen jedem Song eingeworfenen Trinkspruch der Band hören zu müssen, welcher durch die ständige Wiederholung schnell seinen Reiz verlor.

Bardic

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BARDIC überraschten dann erst einmal mit einer unglaublich kurzen Umbaupause, so dass nicht wenige, die sich in der Pause in das Parkgelände am Schloss
zurückgezogen hatten, den Beginn des Auftritts verpassten – kein Wunder allerdings, handelt es sich doch um ein Duo. Mit Akustikgitarre, Geige und Flöte
boten Stefan Arndt-Himmelsbach und Sarah-Jane Himmelsbach ein vergleichsweise ruhiges Programm mit Eigenkompositionen und Interpretationen irischer
Traditionals. Auf Dauer war das Ganze zwar etwas eintönig aufgrund des allzu simplen und vorhersehbaren Gitarrenspiels, doch angesichts der Tatsache,
dass man kein anderes Rhythmusinstrument zur Verfügung hat, blieb dem Guten auch nichts übrig, als derart rhythmusbetont zu spielen. Wer auf Virtuosität
wert legte, konzentrierte sich halt auf das Geigenspiel, welches in dieser Hinsicht einiges mehr zu bieten hatte. Alles in allem ein sehr unterhaltsamer
Auftritt, der vereinzelt zum Mittanzen, aber in erster Linie zum Mitsingen einlud und durch die humorvollen Ansagen von Arndt-Himmelsbach aufgewertet
wurde. Der reguläre Set endete mit einer interessanten und angesichts der zur Verfügung stehenden Instrumentierung gelungenen Coverversion des
NEW MODEL ARMY-Klassikers “Vagabonds”, mit dem das Duo den Großteil des Publikums entlarvt hatte, denn nur wenige waren in der Lage mitzusingen. Aufgrund
der enthusiastischen Reaktionen setzte man mit dem THERAPY?-Cover “Screamager” noch einen drauf. Daumen hoch!

Schelmish

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Von einigen als die letzte Bastion authentischer Mittelaltermusik angesehen, traten als Nächstes die schon lange in der Szene etablierten SCHELMISH ihren
Siegeszug an und brachten den bis zum Bersten gefüllten Hof des Schloss Broich zum Kochen. Mit einer unglaublichen Energie, Lautstärke und Präzision
beschallten sie den Hof mit wuchtigen Trommelschlägen und ohrenbetäubenden Sackpfeifen. Darin unterschieden sich sich also nicht wirklich von anderen
Mittelaltergruppen wie etwa CORVUS CORAX oder CULTUS FEROX. Auch das dargebotene Liedmaterial war größtenteils Standardkost, wie man es von unzähligen
Mittelalterbands kennt. “Herr Mannelig” wurden ebenso ins Programm eingebaut wie die den meisten ebenfalls nur von IN EXTREMOs “Villeman Og Magnhild”
bekannte Ohrwurmmelodie. Es bleibt fraglich, ob das Liedgut der damaligen Zeit wirklich so beschränkt war oder ob sich hier einfach ein paar Klassiker
herausgebildet haben, die nun von jeder Gruppe, die etwas auf sich hält, aufgewärmt werden. SCHELMISH bewiesen jedoch Humor, indem sie etwa auch die
Melodie von “Hänschen Klein” in eines ihrer Stücke einarbeiteten. Der sehr dreckige Humor, mit dem man in den Ansagen immer wieder für Lacher sorgte, hob
die Kapelle hingegen nicht von anderen ab, denn auch das gehört mittlerweile zum Standardrepertoire. SCHELMISH wurden dennoch nach allen Regeln der Kunst
abgefeiert, so dass man meinen könnte, gerade den Headliner des Festivals gesehen zu haben.

Skyclad

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Anschließend folgte mit SKYCLAD die Band, der alle anwesenden Metalheads den ganzen Tag entgegengefiebert hatten. Nach dem fulminanten Auftritt auf dem
DONG OPEN AIR 2003 begaben sich die Erfinder des Folk Metal also auch dieses Jahr wieder nach Deutschland. Zwar war es zu Beginn des leider nur
einstündigen Sets plötzlich sehr leer vor der Bühne, doch die wenigen fanatischen SKYCLAD-Anhänger machten so viel Stimmung, dass dies nicht wirklich
negativ auffiel. Dabei ließ man sich auch nicht durch die die ersten drei oder vier Reihen blockierenden, mit verschränkten Armen auf ihre Lieblinge
wartenden SCHANDMAUL-Fans verunsichern, die sich vorsichtshalber schon mal frühzeitig einen guten Platz sichern wollten. Diese sollten ihre Entscheidung
nämlich noch bereuen, denn spätestens beim flotten “Anotherdrinkingsong”, das auf dem neuen Album zu hören sein wird, rasteten die SKYCLAD-Fans aus und
bildeten einen recht großen Moshpit. Das Gepoge ging natürlich auch an den ersten Reihen nicht spurlos vorbei. So ausgelassen die Stimmung unter den Fans
war, die sich zudem als äußerst textsicher zeigten, so agil präsentierte sich die Band auf der Bühne, allen voran Geigerin Georgina Biddle, die mal
wieder wie ein Derwisch und mit einem Dauergrinsen über die Bühne fegte. Man merkte den Engländern an, dass sie mit mächtig Spaß bei der Sache waren.
Klassiker wie “Widdershins Jig” oder “Cry Of The Land”, aber auch die Stücke vom neuen Album, “The Song Of No-Involvement” und “The Parliament Of Fools”
waren so stark, dass auch das mit der Band nicht vertraute Publikum nach und nach zurückkehrte und wohlwollend applaudierte.
Dennoch machte ein Rundumblick deutlich, dass nicht wenige mit den Metalsounds der Engländer nicht so viel anfangen konnten. Umso amüsanter war es dann,
die Reaktionen zum “Jonah’s ark”-Kracher “Earth Mother, The Sun And The Furious Host”, bei dem Kevin Ridley, der im übrigen als Sänger und Frontmann eine
sehr gute Figur machte, seine Klampfe beiseite legte und das mit seinen heftigen Doublebass-Attacken für einige verschreckte Blicke sorgte. SKYCLAD
zeigten sich in Bestform und stellten unter Beweis, dass das neue Songmaterial mit den alten Klassikern durchaus konkurrieren kann.

Schandmaul

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Für eine kleine fanatische Schar stellten SKYCLAD zwar den heimlichen Headliner dar, doch als der Beginn des SCHANDMAUL-Auftritts näher rückte, wurde
klar, für welche Band die überwältigende Mehrheit der Gäste gekommen war. Wer die süddeutschen Folk- und Mittelalterrocker noch nie live gesehen hat,
aber ein Faible für deren leicht poppige, manchmal hart an der Grenze zum Kitsch liegenden Musik hat, wird von der professionellen Darbietung, die von
einem kristallklaren Sound und einer äußerst stimmungsvollen Lichtshow unterstützt wurde, sicherlich sehr angetan gewesen sein. Leider war die Show
jedoch etwas zu routiniert. Nicht nur die Setlist war fast identisch mit der des Konzerts in Oberhausen (und wohl auch der der anderen Konzerte der
Tour), auch die Ansagen wirkten erstaunlich vertraut, so dass die Darbietung bei aller Spielfreude insgesamt viel zu vorhersehbar war, um wirklich Spaß
zu machen. Ein bisschen mehr Spontaneität hätte dem Auftritt sehr gut getan. Die Menge jedoch nahm Hits wie “Vogelfrei”, “Walpurgisnacht”,
“Herren der Winde” und auch neue Songs wie “Das Tuch”, “Drachentöter” oder das instrumentale Medley “Folk You!”/”Waldgeflüster” mit Begeisterung auf und
feierte die Band regelrecht ab.

Titelgrafik: Uwe

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