XIV DARK CENTURIES: Jede Art von Wald hat ihren besonderen Reiz

Seit 1998 frönen XIV DARK CENTURIES dem „heidnischen Thüringer Metal“ – stampfende Schwarzmetallriffs, pagane Melodien und Texte, die sich mit der Geschichts- und Sagenwelt der Thüringer Heimat von XIV DARK CENTURIES befassen. Diese Mischung offerieren XIV DARK CENTURIES auch auf ihrem mittlerweile vierten Album „Waldvolk“. Höchste Zeit, sich bei Sänger Michel virtuell zu melden, um mehr über „Waldvolk“ herauszufinden. 

Erstmal danke für euer neues Album “Waldvolk”, das mir bei Waldspaziergängen manchmal Gesellschaft leistet. Was war im Schaffensprozess für das vierte Album anders als zuvor? 

Das schwierige am Schaffensprozess für die neue Platte war eigentlich, die neuen Lieder, wovon jeweils drei aus verschiedenen Zeitperioden stammten, so zusammenzuführen, dass sie wie aus einem Guss klingen. Da gab es Lieder aus der Zeit mit unseren zwei alten Gitarristen Roman und Richy, dann gab es Lieder von unserem neuen alten Gitarristen Tobalt, die auch schon etwas älter sind, aber so umgearbeitet werden sollten, dass sie zum restlichen Material passen. Und dann gab es drei unserer ewigen Favoriten, die mindestens schon 15 Jahre alt sind, die durch ein neues Arrangement und ein paar zusätzliche Stilmittel zur neuen CD passen sollten.

Durch unsere neuen Schlagzeuger Manu wurden die Songs alle noch mal aus Schlagzeug-Sicht überarbeitet, was die ganze Sache auch nochmal interessanter machte. Und erstmals haben wir bei den Aufnahmen eine Violine in manche Lieder integriert, wodurch teilweise andere Stimmungen kreiert wurden.

Wälder scheinen eine Inspirationsquelle für euch zu sein. Welche Art Wälder magst du am besten und warum? Nadelwälder, Laubwälder, Birkenwälder? 

Da es bei uns in Thüringen relativ viele Mischwälder gibt, können wir gar nicht sagen, ob uns jetzt eine Sorte Wald mehr liegt als die andere. Jede Art von Wald hat ihren besonderen Reiz, je nachdem natürlich auch zu welcher Jahreszeit. Im Winter ist es irgendwie interessanter durch Nadelwald zu gehen, weil da einfach viel mehr zu entdecken ist. Der Schnee lastet auf den Ästen der Bäume und alles sieht irgendwie mystisch und märchenhaft aus. Im Sommer und Herbst hat es einen besonderen Reiz durch Laubwälder zu gehen. Je nachdem, ob die Sonne scheint, ist das Lichtspiel im Laubwald immer sehr interessant

Das stimmt auf jeden Fall. Was bedeutet “Heimat” für dich?

Heimat bedeutet für uns Familie, Brauchtum, Traditionen, Kultur und die Menschen um einen herum, die man am meisten mag. Gerade in der heutigen Zeit muss man sehr darauf achten, dass einem nicht einige der Punkte, die ich oben genannt habe, verloren gehen. Vieles, was unsere Großeltern noch kannten, ist in der heutigen Zeit schon verloren gegangen oder vergessen. Deshalb sollten alte Bräuche und Traditionen gepflegt und geschützt werden. Auch wenn das unsere Politiker heute oftmals nicht mehr so gerne hören…

Bezieht sich das mystische Cover von “Waldvolk” auf einen realen Ort in Thüringen oder auf einen bestimmten Song auf dem Album? Wer hat es gestaltet?

Das Coverbild bezieht sich nicht auf einem realen Ort, eher schon auf ein bestimmtes Lied – Skogafulka. Aber auch das war eher zufällig. Unsere Grafikerin Ute (Digital Visions), die das Cover entworfen hat, hatte er eine sehr interessante Erklärung dazu. 

Der Wald liegt größtenteils verlassen vor uns. Der Weg ist kaum noch begehbar, überhaupt kaum noch sichtbar. Der Hirsch stellt die alten Traditionen dar und in der Ferne sieht man ein ganz schwaches Licht leuchten, welches die Menschen entzünden, die nach dem alten Weg suchen.

Der Wald ist verlassen, die Kultur und die Traditionen vergessen und verblassen. Aber es gibt Hoffnung, die in Form des Lichts am Ende des Weges dargestellt wird, weil einige wenige Menschen wieder versuchen, den alten Weg zu gehen und die Vergangenheit und die Tradition aufleben zu lassen.

XIV DARK CENTURIES sind seit 1998 als Band unterwegs. Welche Dinge aus euren Anfangstagen vermisst du?

Also vor 22 Jahren gab es noch mehr Qualität in der Musik statt wie heute hauptsächlich Quantität. Der Markt ist heute übersättigt und überflutet. Oftmals wird das Plagiat eines Plagiates abgefeiert. Das Erschaffen von Musik ist heute so einfach, man muss nicht mal mehr ein Instrument beherrschen, daraus entstehen Studio-Projekte oder Ein-Mann-Bands, die es so früher nie hätte geben können. Früher war eine CD noch etwas Besonderes, man hat sich auch ein paar Wochen oder Monate damit beschäftigt. Durch das Streaming und Downloaden heutzutage ist alles viel zu schnelllebig geworden.

Etwas weiteres Unschönes ist auch, dass wir als Band damals viel mehr Zeit hatten, uns mit der Musik zu beschäftigen. Wir waren noch nicht so ins Familien- und Arbeitsleben eingebunden wie heute, teilweise waren einige noch Studenten oder in der Ausbildung. Wir saßen oftmals jeden Tag im Proberaum oder im Studio und haben getüftelt und gegrübelt. So etwas gibt es leider heutzutage aus Zeitgründen kaum noch.

Ja, Zeit ist ein rares Gut. “Waldvolk” erscheint anno 2020 als CD DigiPak, wenn ich es recht verstanden habe. Ist das im Zeitalter von SPOTIFY noch ein Medium, das sich die Fans wünschen?

Also im Metalbereich denken wie schon, dass physische Tonträger noch gewünscht werden. Sowohl CDs, als auch jetzt sogar wieder verstärkt Vinyl. Auch deswegen haben wir den Schritt gewagt, dieses Album auch auf Vinyl zu veröffentlichen. Ich habe letzthin ein Interview mit einem Vertriebsleiter aus dem Musik Business gelesen, in welchem gesagt wurde, dass gerade Metalfans sich noch mehr den alten Traditionen verpflichtet fühlen als der Durchschnitts Mainstream Musikhörer, der schon vor drei bis fünf Jahren auf Streaming umgestiegen ist.

Wie hältst du persönlich es mit Tonträgern? Hast du noch immer eine grosse Vinyl- oder/oder CD-Sammlung oder möchtest du alles digital haben?

Natürlich kaufen wir noch physische CDs oder vielleicht ab und zu mal eine Schallplatte. Der Vorteil heutzutage ist eben, man kann sich vorher wenigstens teilweise schon ein Bild des Albums machen, indem man sich bei Amazon oder Bandcamp ein paar Lieder anhört. Daher ist natürlich die Menge der CDs, die man vielleicht pro Jahr kauft, weniger geworden. In meinen CD-Regalen stehen von früher auch einige CD-Leichen, die ich nach zwei oder drei Mal Anhören wieder weggelegt habe, weil sie meinen Erwartungen nicht entsprachen. Aber wie gesagt, durch die Menge an Veröffentlichungen hat man es gar nicht mehr so leicht, alles durchzuhören und so zu entscheiden, was man eigentlich öfter hören möchte. Früher hat man halt oft einfach blind beim neuen Album von zum Beispiel BATHORY zugegriffen.

Unsere Sammlung haben wir natürlich immer noch, aber der Musikkonsum hat sich gegenüber früher verändert. Einen Walkman oder Discman nimmt nun mittlerweile wohl kaum noch jemand für unterwegs mit. Da gibt es mittlerweile schöne kleine MP3 Spieler oder das Handy.
Wir digitalisieren unsere CD-Sammlung teilweise, um sie auf neueren Abspielgeräten zur Verfügung zu haben, denn wir hören natürlich nach wie vor noch gerne unsere alten Helden.

Welches sind deine fünf Lieblingsalben aus deiner Sammlung? 

Das ist jetzt sehr subjektiv, Marley und ich haben mal fünf Alben ausgewählt, die wir beide für sehr, sehr gut halten. Es gibt natürlich viele, viele mehr:

BATHORY – Hammerheart 

SATYRICON – The Shadowthrone

DIMMU BORGIR – Enthrone Darkness Triumphant

NEGURA BUNGET – Om

BATUSHKA – Litourgiya

Zurzeit sind alle Live-Aktivitäten wegen Covid19 eingeschränkt. Welchen Effekt hat(te) die Corona-Krise auf euch als Band?

Die unangenehmste Einschränkung ist natürlich, dass wir uns nicht mehr alle zusammen zum Proben treffen können. Und dass das RAGNARÖK FESTIVAL abgesagt wurde. Wir hatten im Winter ja extra noch Merchandise fertigen lassen, um es bei Live-Konzerten verkaufen zu können. Gerade bei einer neuen Veröffentlichung sind Live-Konzerte natürlich sehr wichtig, um das Album zu bewerben. Keine Live-Konzerte bedeutet auch keine Einnahmen. Im Vorfeld müssen ja einige Sachen vorfinanziert werden, die Plattenlabel bezahlen heute kaum noch etwas im Voraus. Auf diesen Kosten bleiben wir teilweise erst einmal sitzen. Obwohl wir sagen müssen, dass unsere Fans gerade bei der limitierten Holzbox gut vorbestellt haben. Bis auf wenige Exemplare sind die so gut wie weg…

Trotz allen finanziellen Einbußen müssen auch wir ja unseren Proberaum und unsere laufenden Kosten weiterbezahlen. Da geht es uns wie vielen anderen „Gewerbetreibenden“.

Habt ihr trotzdem Konzerte für die Zeit nach Covid19 geplant, um “Waldvolk” zu promoten? Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Aufgrund der Corona Beschränkungen versuchen wir uns derzeit mehr auf das Komponieren von Liedern für das kommende Album zu konzentrieren, welche wir dann übers Internet austauschen, um daran zu arbeiten.

Da größere Veranstaltungen ja gerade bis Ende August abgesagt wurden, denken wir derzeit erst ab September weiter mit Live Konzerten. Wir haben im September ein kleines Festival, auf welchem wir Co-Headliner sind, das EQUINOX RITE. Und danach einige Gigs im Rahmen der EISREGEN Live & Leblos-Tour, bei welcher wir als Support mitspielen werden. Da wir familiär und arbeitsmäßig sehr eingespannt sind, ist es uns leider nicht möglich, die gesamte Tour zu spielen, sondern nur einige ausgesuchte Konzerte. Wenn du Familie hast, kannst du nicht die ganze Woche arbeiten und dann noch für sechs oder sieben Wochenenden am Stück jeweils zwei Konzerte spielen.

Ich hoffe, 2021 wird dann für Live Konzerte wieder ein besseres Jahr. Wir werden da hoffentlich das RAGNARÖK FESTIVAL spielen und auch noch so einige Schmankerl, wovon aber leider bis jetzt noch nichts in trockenen Tüchern ist. Vielleicht klappt es ja mal wieder mit einem oder zwei Konzerten in der Schweiz, wo wir nun schon einige Zeit nicht mehr waren – Angebote sind immer willkommen. 

Danke für das Interview, hiermit grüßen wir auch alle unsere Fans in der Schweiz und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen – Michel & Marley von XIV DARK CENTURIES!

Fotos: Einheit Produktionen, (c) Thomas Schulz & Hermann Wunner

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