WALLACHIA: Kirchbrände wie Barbecueparties

WALLACHIA-Mastermind Lars Stavdal gibt Auskunft über elfenhaftes Artwork, seine Faszination für Rumänien und den Einfluss des Christentums auf "Ceremony Of Ascension"…

 

Das zweite WALLACHIA-Album Ceremony Of Ascension überraschte Mitte April nicht nur durch das verzaubert-wirkende Cover. Klar sind WINDIR-Parallelen im Bereich des atmosphärischen norwegischen Black Metal nichts Weltbewegendes, aber die Band um Lars Stavdal vermag es trotzdem, eine ganz eigene Atmosphäre aufzubauen. Diese wird mit einigen technischen Death Metal-Fetzen gewürzt – genug, um stimmige Akzente zu setzen, aber nicht soviel, dass die heraufbeschworene Epik getrübt würde. Höchste Zeit also, sich in den virtuellen Wald zu begeben, um Lars Stavdal mehr Informationen zu WALLACHIA zu entlocken.

Zuerst einmal danke für euer Album Ceremony Of Ascension, das mich gleichzeitig überrascht und auch überzeugt hat. Wie bist du bis anhin mit den Pressereaktionen zufrieden?

Danke fürs Kompliment! Nun, die Reaktionen von der Presse und den Fans sind überwältigend. Ich hatte keine Ahnung, was mich nach der zehnjährigen Pause erwarten würde als Reaktion auf diese Rückkehr mit einem zweiten Album.

Das Album hat eine lange Schaffenszeit hinter sich und deswegen hört man darauf einiges an Variation in Stimmungen und punkto Songwriting. Es tun sich neue, verschiedenartige Klanghorizonte für WALLACHIA auf. Darüber bin ich glücklich und natürlich auch froh, dass die Leute diese Qualität des Albums mögen.

Jeder Song hat seine Story und sein eigenes Feeling. Wenn ich dann die Fans sehe, die schon seit unseren Demotagen WALLACHIA mögen und so lange auf dieses Album gewartet haben, dann fühlt sich das toll an – genau wie der Eindruck, dass viele Leute WALLACHIA jetzt neu für sich entdecken. Es fühlt sich an wie ein neuer Start und dieses Mal läuft alles wie es sein soll. Endlich bin ich zurück mit diesem Projekt, habe dieses Album aus meiner Seele raus und somit eine viel objektivere Beziehung zu den Songs, an denen ich jahrelang herumgewerkelt habe. Aber jetzt ist ja alles aufgenommen.

Wenn so viele Jahre seit dem letzten Release liegen, dann wird Feedback ja auch unweigerlich intensiver. Wie wichtig sind dir diese Reaktionen als Musiker? Beeinflussen sie dich irgendwie?

Positives Feedback für etwas zu bekommen, an dem man lange und intensiv gearbeitet hat von Anfang an, ist natürlich stimulierend. Ich habe mich allerdings auch an die andere Seite der Münze gewöhnt – vor allem wegen dem ersten Album. Dort hagelete es einiges an Kritik wegen den ungewöhnlichen Vocals. So oder so halte ich positives wie kritischeres Feedback für gleichermassen wichtig um zu sehen, wie andere auf deine Arbeit reagieren. Man sieht, wie die visionierten Ideen bei anderen ankommen und ob sie die Musik so beeinflusst wie dich selbst.

Mit dem ersten Album war ich nicht wirklich zufrieden, vor allem im Vergleich zum Demo, welches vorher erschienen war. Also hatte ich das Gefühl, dass ich mich mit diesem zweiten Album wirklich beweisen muss. Feedback hilft dabei, verschiedene Dinge zu berücksichtigen und auch, das Ganze objektiver zu betrachten. Ich glaube allerdings nicht, dass es einen direkten Einfluss auf den kreativen Prozess an sich hat. Egal was man macht – es wird immer jemanden geben, dem es nicht passt. Bei Ceremony Of Ascension gabs zum Teil Kritik, weil einige der Songs kürzer sind als auf dem ersten Album. Merkwürdigerweise melden sich auch Stimmen, welche genau die vorher erwähnten ungewöhnlichen Vocals von früher vermissen! Auf jeden Fall war Ceremony Of Ascension eine Art Testgelände für mich als Musiker. Ich konnte mein kreatives Potential erforschen auf diesem Album. Es wird also definitiv das vielschichtigste WALLACHIA-Album sein.

Vielschichtig ist ein gutes Stichwort, denn offenbar sind bei WALLACHIA nicht nur norwegische Mitstreiter mit an Bord, sondern auch Musiker aus Österreich. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?

Ich hatte mit Stefan von GOLDEN DAWN einige Zeit regulären Mailkontakt, weil ich ein Riesenfan seines ersten Albums The Art Of Dreaming bin. Als ich anno 2006 einige Demoversionen von Songs des neuen Albums auf Myspace stellte, kontaktierte Stefan mich und bot mir an, in seinem Soundtempel Studio in Freilassing – also an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich – aufzunehmen. Von da an hat unsere Kooperation Früchte getragen. Stefan fand mir den Drummer, Thomas Kocher, der aus Salzburg stammt. Thomas hat dann die Drumparts mit der Hilfe meiner Demoversionen aufgenommen und hat fantastische und tighte Arbeit abgeliefert in einer so kurzen Zeitspanne.

Somit kann ich Stefan nur danken, dass dieses Mal alles so gut geklappt hat. Unser Plan ist es, das dritte WALLACHIA-Album in gleicher Zusammenarbeit zu kreieren.

Die geographische Distanz zwischen Österreich und Norwegen ist ja ziemlich groß. Wie sieht dann der Songwriting aus bei WALLACHIA?

Da ich der einzige Songwriter und Komponist bin bei WALLACHIA gibt es in diesem Bereich keine Probleme. Thomas und Stefan haben einfach ihre charakteristischen Performances dazugefügt und so meinem Material zusätzliche Nuancen verliehen. Ich denke, die Songs wurden dadurch stärker und etwas offener. Momentan ist WALLACHIA jedoch als Einmann-Band gedacht bezüglich Songwriting und Performance. Nur zu einem Schlagzeuger wurde ich halt eben nie.

Aber gerade beim Drumming holt man sich dann lieber jemanden mit an Bord, der es gut kann. WALLACHIA hast du ja 1992 ins Leben gerufen, sozusagen in den glorreichen Tagen des norwegischen Black Metals. Was ist deine prägendste Erinnerung an diese Zeit? Und was vermisst du aus den frühen Neunzigern?

Als Teenager war es aufregend mitzuerleben, wie die norwegische Black Metal-Szene sich entwickelte und welche mystische Aura dieser Entwicklung folgte. Die Musikqualität und die eigenständigen Soundlandschaften von Bands wie BURZUM, MAYHEM, DARKTHRONE, IMMORTAL, HADES ALMIGHTY, GORGOROTH, EMPEROR,ENSLAVED, sowie denen, die folgten – MYSTICUM, ULVER, GEHENNA, ARCTURUS, VED BUENS ENDE, IN THE WOODS… Es gibt so viele gute Alben, die zwischen 1992 und 1995 rauskamen. Und sie haben noch immer dieselbe monumentale Kraft, die sie damals hatten und die nicht dupliziert werden kann. Es war einfach ein ganz besonderer kreativer Funke und Geist zwischen diesen Bands, der mich als jungen und sich entwickelnden Musiker natürlich stark beeinflusst hat.

Was ich am meisten aus den frühen Neunzigern vermisse ist wohl diese Magie, wenn man eine neue Band und eine neue Musik entdeckt. So ganz anders als heute mit dem Internet, Myspace und allem. Damals musste man sich neue Musik selber suchen, das wenige Geld, das man hatte, opfern, um sich ein Album zu kaufen oder sich ein Fanzine von irgendwoher auf der Welt zu bestellen. Die Tapetrading-Szene, Fanzines, Flyers sammeln und so rausfinden, was abging. Da gab es viel mehr Herzblut und Handarbeit, viel mehr Persönliches als jetzt mit dem direkten Upload von selbst gemachten Demos auf Myspace.

Du bist ja auch noch aktiv bei ETERNAL DEMENTIA, ein zurzeit pausierendes Projekt. Gibt es eine Chance auf Nachfolgematerial zu The Virgin, Sedated and Seduced oder liegt die Band definitiv auf Eis?

ETERNAL DEMENTIA war eine einmalige Sache für mich. Ich war sozusagen der Ersatzgitarrist und nahm alle Gitarrenlines auf für einen Song auf einer Compilation. Der Mastermind hinter ETERNAL DEMENTIA hat jetzt ein neues Projekt namnes SACRILEGIOUS, die anderen Jungs sind in einer lokalen Death Metal-Band – NO DAWN – aktiv. Es war eine gute Sache für mich damals, als ich WALLACHIA wieder beleben wollte, ein bisschen mehr Erfahrung sammeln zu können in Sachen Aufnahmen. Auch das neu-arrangieren eines von anderen Musiker komponierten Songs war eine hilfreiche Erfahrung.

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Vereint Melancholie und Hoffnung: Das WALLACHIA-Artwork von Laura

Kommen wir zum Artwork des zweiten WALLACHIA-Albums. Es sieht genreuntypisch und verträumt aus, eine Art Welt für Elfen. Wie bist du mit Laura, der verantwortlichen Künstlerin, in Kontakt gekommen? Und in welcher Beziehung stehen Artwork und Musik?

Vor etwa eineinhalb Jahren war ich am Surfen im WWW und habe per Zufall Lauras Myspace-Profil gefunden. Ihre Werke haben mir sofort gefallen, sowohl die Graphiken als auch die dazugehörigen Worte. Daraus ist eine lange Reise und eine Freundschaft entstanden, sogar lange bevor die Idee mit dem Artwork überhaupt zur Sprache kam. Was kann ich sagen – wenn es einen Kunstschaffenden gibt, den ich mehr als alle anderen bewundere, dann ist es Laura.

In dem Zwischenzeit kenne ich Laura besser und fühle mich ihrer Kunst mehr verbunden. Sie ist sehr gut darin, subtil Symbole zu verwenden und hat zudem die Gabe, das Unsichtbare zu zeichnen, Dinge aus anderen Welten, schwebend und mit dem richtigen Spirit. Sie kann die kälteste, bläuliche Geisteratmosphäre kreieren und gleichzeitig auch etwas schaffen, dass sich wie ein milder Sommertag mit warmen Farben anfühlt. Und beide Extreme tragen ihre unverwechselbare künstlerische Handschrift.

Das Coverartwork des Albums bezieht sich so auf den Albumtitel und das generelle Gefühl, welches die Musik in sich trägt. Der untere Teil des Covers hat eine Verbindung zur Vergangenheit und ein Gefühl der Melancholie. Etwas, was in meinem Leben also immer präsent war. Der obere Teil des Covers ist wärmer und gibt mir ein Gefühl der Hoffnung. So symbolisiert der obere Teil, dass dies der Beginn einer neuen Ära für WALLACHIA ist.

Kommen wir zu deinen Texten. In diesen scheint das Christentum eine wichtige Rolle zu spielen, wenn man sich Songtitel wie Self-inflicted Stigmata, Kamikaze Christians und Genesis Enigma anschaut. Du wendest dafür allerdings nicht die Black Metal-typischen Hail Satan-Elemente an. Was ist deine Meinung zum Christentum und wie hat dich diese Religion beeinflusst?

Für mich ist das Christentum gegen Kreativität und Denkfreiheit. Das Christentum limitiert nicht nur die Gedanken eines Menschen und wie man sein Leben zu leben hat, sondern arbeitet auch aktiv gegen die Denkfreiheit – und das seit Jahrhunderten. Es ist eine Religion, die auf Bitterkeit beruht. Und die Verehrung Gottes basiert nicht auf Liebe und Respekt, sondern auf Angst und auf Gründen, die aus Sorgen und Unsicherheiten entstehen, die die Menschen bezüglich ihrer sterblichen Existenz haben. Ausserdem ist es natürlich bequemer, zu glauben und so auf der sicheren Seite zu sein.

Die Kirche, wie wir sie kennen, ist seit 2000 Jahren da. Die Wunder von damals können nicht nur mit Christus und seinen Jüngern in Verbindung gebracht werden, sondern auch mit der damaligen Zeit. Was ich mich frage, ist jedoch: Wieso haben die Wunder aufgehört? Es fühlt sich so an, als würde ein Grossvater seine Geschichten über den riesigen Fisch, den er als Junge gefangen hat, etwas ausschmücken und so den Fisch zum grössten der Welt machen. Ich glaube, dass sich Religion ähnlich entwickelt hat – von der naiven Wiege von damals zur heutigen Zeit der Moderne.

Der Vatikan hat zum Beispiel viele Wissenschaftler und Philosophen über die Jahrhunderte hinweg verfolgt und umgebracht. Der Grund dafür? Viele dieser Leute konnten zeigen, dass die Kirche Unrecht hatte – oder zumindest konnten sie ernsthafte Zweifel schüren. Das passt zu meinem ersten Satz dieser Antwort. Meine Songs gründen auf eigenen Erfahrungen mit der Kirche und wie sie meine Kindheit und meine Jugend beeinflusst hat. Dieses Thema ist in meinen Texten fundamental. Ich bin der Auffassung, dass man eine sinnvolle Weltanschauung haben kann, wenn man sich nicht wie ein McDonalds Clown anzieht und fünf Mal am Tag Ave Maria sagt.

Nun ja, wenn ich einen Titel wie Kamikaze Christians lese, denke ich allerdings eher an Selbstmordattentäter als an Ave Marias. Was steckt hinter diesem Song? Eine Zeile wie Polygamy, exclusivery – harem of 12 year old wives könnte sich ja zum Beispiel auf diesen Fall mit dem texanischen Mormonenkult beziehen…

Kamikaze Christians befasst sich mit der Davidians Sekte in Waco, Texas, anno 1993. Damals waren Kirchbrände in Norwegen wie reguläre Barbecueparties und so war es interessant zu sehen, dass die andere Seite genauso extrem war. Eigentlich sogar noch extremer. Der Fall in Waco kostete 80 Menschen das Leben und mehr als 20 davon waren Kinder.

Wir sind uns Märtyrerstories so sehr gewohnt von der Kirche – und aktuell mehr noch vom Islam – dass wir abgestumpft und ignorant werden gegenüber dem, was wirklich passiert. Im Namen Gottes zu morden scheint wegen der positiven Begründung offenbar akzeptierter zu sein als im Namen des Teufels zu töten. Meiner Meinung nach ist das ziemlich paradox und ich denke, dass man die wahren Teufel in den Subdivisionen der Kirche findet. Sexueller Missbrauch, Pädophilie und andere Taten im Namen Gottes haben zahlreiche junge, unschuldige Leben zerstört. Und hinter verschlossenen Türen wird noch viel mehr geschändet im Namen Gottes, als wir jemals wissen werden. Wenn so etwas dann doch mal rauskommt, ist es meistens zu spät…

…und um die Missbrauchsopfer kümmert man sich danach nicht. Das Thema scheint dich indes schon länger zu beschäftigen. Einige der Texte auf Ceremony Of Ascension stammen aus den Jahren 1998 und 2001. Wie kommt es, dass du auch diese älteren Lyrics mit aufs Album genommen hast?

Das Herzstück dieses Albums wurde zwischen 1998 und 2001 geschrieben, einige Songs kamen später dazu. Ich habe einige der Texte seit 2006 nochmals umgeschrieben, um sie den musikalischen Strukturen besser anzupassen. Zwischen 2006 und 2008 hatte ich sozusagen eine fertige Instrumental-Preproduktion fertig. Es war aber auf jeden Fall speziell, Songs endlich aufzunehmen, die ich zehn Jahre vorher geschrieben hatte. Meiner Meinung nach haben diese Songs gezeigt, dass sie auch zehn Jahre später noch gute Songs sind. Natürlich war es ursprünglich nicht meine Idee, die Songs zehn Jahre lang reifen zu lassen nach dem Debütalbum – aber die Verspätungen hatten am Ende keinen negativen Einfluss auf sie.

Was ist deine Hauptinspirationsquelle, wenn du Texte und Musik schreibst?

Normalerweise habe ich eine lyrische Idee und eine vollständige Vision eines Songs, also wie die Musik die Lyrics einfangen muss und wie die Worte mit den Klängen harmonieren müssen. Andere Kunstwerke inspirieren mich, aber auch meine eigenen Gedanken und Gefühle, persönliche Erlebnisse, die mich emotional beeinflusst haben. Manchmal inspirieren mich auch Bücher und Filme. Auf dem nächsten Album wird es zum Beispiel einen Song geben, der direkt von Laura und ihrer Kunst inspiriert wurde.

All meine Songs haben ihre Wurzeln in meinem Leben und so auch eine Spur Realismus in sich. Sie sollen für mich Sinn machen und mehr sein als eine blosse physische Musikerfahrung.

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Sinn ist ja immer auch mit Sprache verknüpft. Auf deinem letzten Album From Behind The Light gab es auch Texte auf Norwegisch. Warum gibt es auf Ceremony Of Ascension stattdessen englische Lyrics?

Die Songs mit den norwegischen Lyrics auf dem Debüt sind dieselben Songs wie die auf dem Demo. Damals habe ich die Songs für mich selber geschrieben, nicht wissend, dass es auf dieser Welt Menschen gibt, die sich dafür interessieren würden. Wichtig bei einem Song ist die Aussage und die Atmosphäre und ich denke, dass die Songs WALLACHIAs diesbezüglich universell verständlich sind. Also habe ich zur englischen Sprache gewechselt, damit auch Abdul aus Kairo sie verstehen kann. Außerdem ist es für mich einfacher und besser, mich auf Englisch auszudrücken. Englisch ist für mich eine poetischere Sprache als das Norwegische und hat zudem mehr Synonyme. Wenn man die Texte auf Norwegisch schreibt und dann eine Übersetzung beifügt, ist es nicht dasselbe, weil die Magie der Lyrik verschwindet…

Als ich mir Ceremony Of Ascension angehört habe, ist mir nicht selten WINDIR als Parallele eingefallen. Welche Bands findest du auch heute noch inspirierend?

In Refulsavation und Sanctimonia XXIII hat es einige WINDIR-mässige Leadgitarren und ich habe diese Parts als kleine Tributes an Valfar und WINDIR kreiert. Früher haben Valfar und ich einander geschrieben und CDs miteinander getauscht. Just als ich mir ein Shirt von WINDIR kaufen wollte, habe ich auf der Website gelesen, dass er tot sei. Das war ein grosser Schock für mich. WINDIR waren wirklich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, inklusive Plattendeal in der Tasche und einem starken Album kurz vor dem Releasetermin. Meiner Meinung nach war Valfar einer der besseren Komponisten im extremen Musikbereich. Vor allem das Arntor-Album mit der düsteren Atmosphäre und den raffinierten Arrangements löst bei mir jedes Mal eine Gänsehaut aus beim Anhören. WINDIR sind definitiv eine Band, die mich beeinflusst, vor allem wenn es um Arrangements und Gitarrenstrukturen geht.

Andere Inspirationsquellen sind Bands wie BATHORY, BURZUM, EMPEROR, DEICIDE, MORBID ANGEL, HATE ETERNAL, ROTTING CHRIST, TORMENTOR, DISSECTION, ANCIENT RITES, SAMAEL, um nur ein paar zu nennen. Aber auch neuere Bands beeinflussen mich, wie etwa WOLVES IN THE THRONE ROOM, FUNERAL MIST, EARTH, SUNN O))), EVOKEN, ALCEST oder AMESOEURS.

Norwegen hat ja auch noch heute eine reichhaltige Black Metal-Szene. Gibts heimische Undergroundbands, die du empfehlen kannst?

Die erste Band, die mir einfällt, ist MISTUR. MISTUR werden später dieses Jahr ein grossartiges Debüt veröffentlichen, denke ich. Musikalisch haben sie etwas vom Spirit und der Atmosphäre WINDIRs geerbt. Sie kommen auch aus dem gleichen Dorf wie Valfar. ANTERES PREDATOR ist ein interessantes Projekt aus meiner Region und sie sind inzwischen mehr zu einer richtigen Band geworden. Hoffentlich veröffentlichen sie bald ihr neues Album…

Auf MISTURs Attende freue ich mich schon, vor allem wegen dem WINDIR-Spirit… Welche Band hat dich denn ursprünglich zum Metal gebracht?

IRON MAIDEN mit ihrem Killers-Album. Mein ein Jahr älterer Cousin hat mir IRON MAIDEN gezeigt. Und danach KISS, W.A.S.P., BLACK SABBATH und einige andere Bands. Ich glaube, da war ich acht Jahre alt. Schon damals wollte ich unbedingt Gitarrist werden und habe schon mal mit dem Tennisschläger geübt. Der erste Kontakt mit Black Metal war dann BATHORYs Blood Fire Death.

Bleiben wir gerade noch ein bisschen in der Vergangenheit. Auf älteren WALLACHIA-Covern gab es häufig Burg(ruinen) zu sehen und diese schienen aus Regionen wie der Wallachei zu kommen. Was fasziniert dich an der Wallachei und hast du ein spezielles Verhältnis zu Rumänien?

Alle Fotos auf den älteren Coverartworks stammen aus Transilvanien, sowie aus der Wallachei und den Karpathen. Die Fotos sind von Tamás Vamosi, der damals der Manager von Attila und TORMENTOR war. Auf dem ersten Albumartwork gibts zudem Bilder, die der Österreicher Matthias Pacher gemacht hat. Meine Faszination für rumänische Geschichte und Mythologie war der Grund, weswegen ich meine Band WALLACHIA nannte. Als Kind war ich ein grosser Fan von Vampirlegenden und -mythen und wenn man die Quelle sucht, kommt man natürlich zu Vlad Tepes und seiner Herrschaft über die Wallachei im 15. Jahrhundert. Es war für mich klar, dass dies Bandname und -konzept bestimmen sollte. Die damaligen Songs waren denn auch eine Mischung aus historischen Legenden und meinen eigenen Eindrücken der Mythen. Rumänien hat eine lange und reichhhaltige Geschichte und Folklore. Ich fand dieses Land immer geheimnisvoll und perfekt platziert im Herzen Osteuropas – inklusive wilder Natur und der Küste zum Schwarzen Meer. Bezüglich dem Meerzugang also ganz ähnlich wie Norwegen.

Rumänien war immer eine Nation, die Konflikte hatte – im national und international mit den Nachbarstaaten. Es ging immer um Land und Eigentum, sei es in den Debatten um Transilvanien, sei es im Konflikt zwischen der orthodoxen Kirche und der ottomanischen/islamischen türkischen Seite oder als Rumänien noch Teil des römisches Reiches war. Während der Herrschaft von Vlad Tepes waren diese Konflikte auf einem dramatischen Höhepunkt und natürlich gibt es aus dieser Zeit entsprechend viele Geschichte. Heutzutage ist meine stärkste Verbindung zu Rumänien meine Freundschaft zu Laura und die Verknüpfung ihrer Kunst mit meinem Album.

Bleiben wir gleich im Süden und bei deinem Album. Ceremony Of Ascension erschien via TWILIGHT. Wie bist du mit dem deutschen Label in Kontakt gekommen? Und bist du mit der Zusammenarbeit zufrieden?

Nachdem ich die Aufnahmen und die Produktion von Ceremony Of Ascension abgeschlossen hatte, sendete ich meine Promopäckchen zu den Labels, die ich selber mag und unterstütze. TWILIGHT gehörten dazu. Ich habe daraufhin einige Angebote bekommen, aber bei TWILIGHT gab es einfach von Anfang an diesen positiven Vibe.

Was ich an diesem Label mag ist, dass sie so leidenschaftlich dabei sind und sich wirklich für die Musik einsetzen. Für sie ist es etwas, was mit Vergnügen zu tun hat, nicht nur einfach mit dem Business. Sie sind wie eine grosse Familie, die für die gleichen Ziele arbeitet. Ich wusste, dass sie an das Potential WALLACHIAs glaubten und die Musik wirklich mochten. Also war es von Anfang an eine solide Kooperation. Entscheidend dabei ist, dass ich merke, wie sie sich um die Bands kümmern und dass sie auch mit den Bands kommunizieren.

Ausserdem konnte ich meine künstlerische Freiheit komplett ausleben, selber bestimmen, welches Artwork ich wollte und so weiter. Und sie haben den Prozess der Albumkreation genauso genossen wie ich. Positiv ist natürlich auch, dass sie ein gutes Vertriebsnetzwerk haben und die CD so in vielen europäischen Mailordern und Geschäften zu finden ist.

Viele Bands verkaufen ihre Alben ja auch auf Konzerten. Ist eine Live-Promotion von Ceremony Of Ascension geplant?

Wenn interessante Offerten für Live-Auftritte kommen, werde ich sicher darüber nachdenken. Momentan ist WALLACHIA eine Einmann-Black Metal-Band aus Norwegen. Ich und Stefan haben allerdings darüber gesprochen, Doppelkonzerte zu geben – also WALLACHIA und GOLDEN DAWN zusammen. Wir werden in einigen Monaten wissen, wie es damit ausschaut.

Wie sehen die restlichen Zukunftspläne für WALLACHIA aus?

Mein Hauptfokus liegt zurzeit auf der Rohversion des dritten WALLACHIA-Albums. Dafür habe ich schon 2004 angefangen, Songs zu komponieren. Ich denke, dass das dritte Album einen ganzheitlicheren, umfassenderen Spirit haben wird, auch weil die Lyrics wie ein roter thematischer Faden durch die Songs führen. Das dritte Album wird sowohl die längsten wie auch die kürzesten (und schnellsten) WALLACHIA-Songs enthalten, die es in der Bandgeschichte gegeben hat. Ich hoffe, dass ich dieses Album 2011 fertig habe.

Fotos: Label
Layout: Arlette Huguenin D.

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