TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS: Saunaplausch

Wer hätte nach den zwiespältigen Pressereaktionen auf "In Frostigen Tälern", dem ersten Deutschsprachigen Album der Finnischen Topseller TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS geglaubt, dass es dazu je eine Fortsetzung geben würde? Nach einigen kursierenden Gerüchten, erschien "Hartes Land" dann aber doch um einiges schneller, als man es sich je zu wünschen gehofft hätte und erneut beweist die Band damit ihre Ausnahmestellung und ihren hervorragenden Ruf. Als wir dann vor einigen Tagen mit der Band telefonisch zum Interviewtermin zusammen kamen, überraschte ein freundlicher Nils Ursin, seines Zeichens Bassist bei der Band, gleichermaßen durch die auch schon der Musik eigenen Bodenständigkeit und entwaffnenden Direktheit. Gleichzeitig passte es zum Bild, dass Nils während unseres Interviews gerade damit beschäftigt war, seine Außensaune anzuheizen und damit vollends das Finnenklischee erfüllte (der Mann hat nicht nur eine Sauna, sondern eine holzbeheizte außen und eine elektrische Innen).

Wer hätte nach den zwiespältigen Pressereaktionen auf In Frostigen Tälern, dem ersten Deutschsprachigen Album der Finnischen Topseller TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS geglaubt, dass es dazu je eine Fortsetzung geben würde? Nach einigen kursierenden Gerüchten, erschien Hartes Land dann aber doch um einiges schneller, als man es sich je zu wünschen gehofft hätte und erneut beweist die Band damit ihre Ausnahmestellung und ihren hervorragenden Ruf. Als wir dann vor einigen Tagen mit der Band telefonisch zum Interviewtermin zusammen kamen, überraschte ein freundlicher Nils Ursin, seines Zeichens Bassist bei der Band, gleichermaßen durch die auch schon der Musik eigenen Bodenständigkeit und entwaffnenden Direktheit. Gleichzeitig passte es zum Bild, dass Nils während unseres Interviews gerade damit beschäftigt war, seine Außensaune anzuheizen und damit vollends das Finnenklischee erfüllte (der Mann hat nicht nur eine Sauna, sondern eine holzbeheizte außen und eine elektrische Innen).

Als ich zum letzten deutschsprachigen Album In frostigen Tälern mit Timo das Interview führte, war einer der ersten Frage, warum ihr ein deutsches Album gemacht habt. Dieses Mal muss die Frage lauten warum habt ihr es noch mal gemacht?

Nun, wir haben es noch mal gemacht, weil wir die Möglichkeit dazu hatten. Wir dachten, es wäre eine gute Idee, und warum zur Hölle auch nicht? Dadurch haben wir jetzt die Möglichkeit mit NIGHWISH und SONATA ARCTICA nach Deutschland zu kommen, was großartig ist.

Okay, aber die Reaktionen auf In frostigen Tälern waren ja sehr zwiespältig und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Album zu gut verkauft hat. Was war angesichts dessen die Hauptmotivation für euch?

Wir hatten ehrlich gesagt in beiden Fällen keine besonders hohen Erwartungen. Wir haben nicht die Einstellung, die Welt zu erobern, beginnend in Deutschland. Ich weiß nicht, warum sollten wir es nicht tun? Es ging mehr um den Spaß daran.

Also keinerlei Druck…

Nein, überhaupt nicht. Wir haben nicht mal darüber nachgedacht, ob sich das Album verkaufen könnte oder nicht. Es ist doch klasse, wenn man zwei Wochen nach Deutschland auf Tour kann. Und NIGHTWISH elf Mal hintereinander zu sehen (lacht).

Gut. Für mich persönlich kam das Album dennoch genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach In Frostigen Tälern habe ich mir jedes Album von euch gekauft, bei Kylmä Tila war aber der Punkt erreicht, bei dem mir einfach der Bezug verloren ging. Als ich die Songs von Kylmä Tila dann aber wieder in Deutsch hörte und die Texte verstehen konnte, entfaltete sich für mich erneut die ganze Faszination an der Band. Für euch scheint das aber nicht so sehr im Vordergrund gestanden zu haben, oder?

(überlegt lange) Als wir Hartes Land gemacht haben, wollten wir natürlich schon mit deutschen Musik-Konsumenten in Kontakt treten. Eine Band würde kein Album machen, wenn sie kein Interesse daran hätte, dass es von den Leuten gehört wird.

Okay, Timo hat mir ja bereits beim letzten Interview erklärt, warum ihr das Album nicht in Englisch aufgenommen habt, dennoch musste ich mir jetzt wieder denken, dass es doch wirklich schade ist, dass so viele Leute nie die Magie der Musik spüren werden, wenn sie doch die Texte nicht verstehen. Mit Englisch könntet ihr da ja wirklich mehr Leute erreichen und ihnen die Message vermitteln.

Oh, natürlich, das stimmt schon. Aber Englisch ist wirklich nicht unser Ding. Es gibt so viele finnische Bands, die englisch singen Es spielt für uns schon eine Rolle, die Dinge anders zu tun als andere.

Timo
Die Band von links nach rechts: seppo pohjolainen, nils ursin, timo rautiainen, jari huttunen & jarkko petosalmi

Ich habe mir z.B. auch die DVD gekauft und da gehörte ich auch wieder voll zu den Leuten, die es bedauern, dass man nicht mehr verstehen kann. Gerade bei der Fernsehdokumentation dieses finnischen Senders, der euch auf eurer Reise in das ehemalige Jugoslawien begleitet hat. Habt ihr je darüber nachgedacht, die DVD auch mit entsprechenden Untertiteln für den internationalen Markt aufzuarbeiten?

Eigentlich nicht, aber das ist eine sehr gute Idee. Dankeschön. Ich muss mal mit den anderen darüber reden, was sie davon halten.

Dennoch findet man auf der DVD aber einen Videoclip zu Liebe ohne Grenzen. Warum habt ihr den deutschen Song auf die DVD gepackt?

Nun, der Director hat uns mit seiner Videokamera gefilmt und wollte ein Live-Video zu diesem Song machen. Wir fanden die Idee gut und haben es gemacht.

Kannst du mir mehr über eure Reise in den Kosovo erzählen? Wie kam es dazu, wer hat euch eingeladen und gab es dazu auch einen persönlichen Bezug?

Wir hatten diesen Song 62 und das finnische Militär lud uns ein, dort für die finnischen KFOR-Truppen zu spielen. Natürlich waren wir sehr glücklich darüber und waren auch gespannt darauf, eine komplett andere Lebensweise als unseren Alltag zu sehen. Während dieses Trips haben wir den Platz gesucht, von dem der Song erzählt und wir fanden ihn. Es machte uns auf der einen Art glücklich, aber gleichzeitig war es emotional sehr traurig. Insgesamt war der Trip auch sehr gefühlsgeladen, es rückte einige Dinge in eine neue Perspektive.

Es hat eure Einstellung zu dem Song vermutlich noch mal stark verändert, oder?

Natürlich. Jedes Mal wenn wir ihn spielen kommen die Bilder zurück. Der Song wird um einiges persönlicher, wenn du an diesem Platz warst.

Die Dokumentation lief ja im finnischen Fernsehen. Wie fielen die Reaktionen darauf aus?

Timo
Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus spielten im Jahr 2002 für die finnischen KFOR-Truppen im Kosovo und suchten den Platz zum Song ´62´ auf

Eigentlich gab es beide Arten von Feedback. Manche Leute nahmen das ganze vielleicht zu persönlich und dachten, Timo wollte einfach den Rest der Band im Kosovo bei irgendwelchen Massengräbern zeigen. Einige Leute regten sich wirklich darüber auf aber andere sahen es als sehr positiv an, dass eine finnische Band versucht das Leben im Kosovo auf diese Weise darzustellen. Der Hauptgrund in den Kosovo zu Reisen war aber auf jeden Fall, für die KFOR-Truppen zu spielen und daneben haben wir versucht die Örtlichkeit zu finden, über die wir singen.

Eine weitere interessante Geschichte auf der DVD ist ja eure visuelle Umsetzung zu eurer Tiernapojat-EP, auf der ihr eine alte finnische Weihnachtsweise auf eure Art interpretiert habt. Die Art, wie ihr das auf der DVD darstellt, mit diesen einfachen Kostümen, den Pappkronen und Holzschwertern wirkt irgendwie schräg. Warum habt ihr das auf diese Weise umgesetzt?

Das kann ich mir vorstellen. Ihr werdet wahrscheinlich denken was zur Hölle machen diese Typen da? Die Jungs haben im Grunde genommen Kostüme gewählt, die hier auch die kleinen Kinder anziehen, wenn sie dieses Stück aufführen. Der Song und das Spiel ist genau so, wie es hier von den Kindern aufgeführt wird. Das Stück ist sehr authentisch, die Musik allerdings nicht unbedingt.

Und nochmals die Frage: wie haben die Fans darauf reagiert

Sehr gut. Wir haben erneut Platin erhalten, was wir nie erwartet haben und was uns ziemlich überraschte.

Tomi Tuomaala war auf diesem Album nicht so sehr involviert wie auf dem letzten, es gibt da aber andere Leute wie Jarkko Martikainen oder A.P. Sarjanto. Wenn man sich die DVD anschaut, dann gibt es da auch Parts, bei denen man Leute im Studio singen sieht, die nicht zur Band gehören. Es ist immer noch alles etwas verwirrend, kannst du mir vielleicht das Who is who in der Band erklären?

Nun, ich erinnere mich nicht so recht, wer auf der DVD singt, aber es könnte Jarkko Martikainen gewesen sein. Jarkko ist der Produzent unserer letzten beiden Alben und er hat einige Texte für uns geschrieben. Ein sehr guter Freund. A.P. Sarjanto ist der Mann hinter dem Original zum Song Hartes Land. Es ist in dieser Version ein finnisches Gedicht. Ich weiß nicht, wer sonst noch so mitgemischt hat, aber ich denke wenn du etwas zu diesen zwei Leuten weißt, könnte dir das schon weiter helfen.

Ist es nicht seltsam, wenn so viele Leute an der Musik beteiligt sind, die nicht zum harten Kern der Band zählen?

Eigentlich mögen wir es sehr gerne, wenn wir von vielen Leuten umgeben sind. Da müssen wir auch schon nicht so viel tun, wir sind sehr faule Menschen (lacht). Wir sind froh über die Meinung von Außenstehenden, das gibt uns Sicherheit – wir wissen was Leute denken, die nicht so tief involviert sind.

Der Song Trauerkleid scheint für mich sehr gut die Einstellung der Band zu ihrer Musik wiederzuspiegeln und es wirkt wie das Man in Black von TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS.

Davon habe ich schon mal gehört, aber ich kann dazu ehrlich nichts sagen, ich kenne Johnny Cash nicht besonders. Es gibt da keine Verbindung. Es ist unser Text und vielleicht gibt es da eine Parallele. Ich denke das Stück reflektiert die Einstellung der Band durchaus in einer gewissen Weise. Wir sind definitiv depressive, traurige Männer und transportieren das in unserer Musik. Gleichzeitig sind wir aber auch gerne fröhlich und feiern und auf diese Weise gehen wir an unsere Musik ran.

Ich fand es interessant, dass der Text, der so gut die Haltung der Band wieder gibt, ausgerechnet von keinem Bandmitglied stammt.

Das stimmt. Jarkko Martikainen hat die Lyrics geschrieben und ich denke er ist so nahe an der Band dran, dass er das sehr gut auffangen kann. Auf eine gewisse Art ist er das sechste Bandmitglied. Es scheint ganz natürlich, dass er unsere Haltung in dem Text reflektiert.

Ebenfalls interessant ist die Auswahl der Songs ausgefallen. Es fällt auf, dass ihr keine schnelleren Stücke wie Minulla on Sanottavaa! gewählt habt, gleichzeitig aber auch die ganz ruhigen wie Ajurin Ruoska oder Elinkautinen weggelassen habt. Beides sind aber auch Teile von TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS – warum habt ihr auf diese Teile verzichtet und was waren überhaupt die Kriterien für die Songauswahl?

Um ehrlich zu sein haben wir darin gar nicht so viel Zeit investiert. Es liegt uns einfach am meisten, diese Art von Songs zu spielen. Wenn wir Lieder komponieren kommen diese am einfachsten zustande und sie machen auch am meisten Spaß zu spielen. Wir mögen die schnellen Songs nicht so sehr wie die langsameren. Es gäbe viele Entschuldigungen, warum wir so gehandelt haben, aber letztendlich ist es einfach so passiert.

Kannst du mir dennoch ein bisschen mehr über das Gedicht auf Rajaportti erzählen, das von diesem kleinen Mädchen rezitiert wird?

Ah, das ist Timos Tochter, die ein Gedicht für ihren Papi geschrieben hat. Es ist eine Ode an Papi. Im darauf folgenden Song geht es um die wahre Geschichte eines Vaters, der getötet wird und das Gedicht davor ist wie ein Schlag ins Gesicht.

Timo
Timo Rautiainen: nervös auf Deutsch vor deutschem Publikum zu singen

Wenn man sich die Deutschen Lyrics so anhört, dann fällt auf, dass viele der verwendeten Wörter von jungen Leuten kaum noch benutzt werden. Viele Ausdrücke sind solche, die eher ältere Leute verwenden, was den Texten eine ganz besondere Ausstrahlung verpasst. Ist das im finnischen ähnlich?

Nun, diese Lyrics sind sehr wichtig und Timo hat da einen sehr guten Job gemacht. Wir sind froh, wenn die Leute auch im Deutschen erkennen, dass sie sehr wichtig sind. Dass bei den Übersetzungen teilweise Wörter verwendet werden, die eher ältere Leute verwenden, mag daran liegen, dass sie von Pekka Kujamäki, einem Professor für Deutsche Sprache hier in Finnland, übersetzt wurden, der sehr viel Arbeit in die Übersetzungen gesteckt hat.

Timo hatte in der Schule drei Jahre Deutschunterricht und spricht die Sprache nicht besonders gut. Bei den Aufnahmen hatte er eine Aussprachelehrerin bei sich, die mit ihm ständig zusammen saß und erklärte, wie er gewisse Dinge richtig ausspricht. Es war echt harte Arbeit.

Ich denke das hat sich auch gelohnt, und auch, wenn sich so manches noch etwas eigen anhört, gibt doch gerade das der Musik eine besondere Note.

Das ist schön. Timo ist sehr nervös, was unsere Auftritte in Deutschland angeht. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen wie es ist, wenn du in ein fremdes Land gehst und versuchst wie die Einheimischen zu singen.

Die Musik von TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS hat für mich immer auf eine sehr basisorientierte Weise funktioniert. Als ich gehört habe dass Leute wie Tuomas Holopainen und Eicca Toppinen in die Musik involviert werden, hatte ich die Befürchtung, dass die Essenz dessen, was eure Musik für mich ausmacht, eventuell zerstört werden könnte. Das ist allerdings nicht der Fall. Was ist deiner Meinung nach der Grund, warum diese Kollaboration so gut funktioniert?

Nun, sowohl Tuomas als auch Eicca sind Leute, die unsere Musik gar nicht beeinflussen wollten, als sie gefragt wurden, ob sie daran teilhaben wollen. Sie fragten, wie es klingen sollte und haben das dann umgesetzt, was sehr angenehm war. Was hätte es denn gebracht, wenn jeder für sich sein Ding durchgezogen hätte – das hätte nichts gegeben.

Warum habt ihr sie überhaupt gefragt? Weil sie gute Freunde sind?

Sicher, sie sind gute Freunde. Und es macht immer Spaß, mit einem von ihnen etwas zu tun.

Auf der finnischen Homepage kann man im Shop ein Buch über TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS bestellen. Was hat es damit auf sich?

Nun, es geht um die Band, beginnend mit Tag eins bis heute. Es erzählt, was seitdem in der Band passiert ist. Es werden alle möglichen Arten von Erfahrungen beschrieben.

Es gibt viele Bands, die schon lange dabei sind und die viel erlebt haben. Warum denkst du, sollte es von TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS ein Buch geben?

Eigentlich war es gar nicht unsere Idee, sie kam von den zwei Leuten, die es geschrieben haben. Sie haben uns einfach gesagt, dass sie jetzt ein Buch über uns schreiben. Erneut sagten wir warum nicht. Es ist klasse, wenn jemand ein Buch über dich schreibt (lacht).

Aber auch hier gibt es keine Pläne für eine Übersetzung?

Bislang nicht.

Denkst du, es würde sich auch gar nicht lohnen?

Ich denke es käme darauf an, wer es machen würde.

Timo
Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus – in der Heimat werden sogar bereits Bücher über die Band geschrieben

Was waren die letzten drei Alben, die du dir gekauft hast, oder die dich besonders beeindruckt haben?`

Hmm. Das letzte war Tambu von TOTO. Dann MESHUGGAH. Und davor….habe ich mir METALLICAs …and Justice for all gekauft, da ich das Album verloren habe.

Wen würdest du in deinem Leben gerne einmal treffen und warum?

Ich denke SLAYERs Kerry King. Ich war schon immer SLAYER-Fan und ihn mochte ich am meisten. Sie haben in ihrer Karriere große Musik gemacht und er ist eben Kerry King, was muss man mehr für Gründe haben? Vielleicht, dass einige Leute meinen, ich hätte etwas Ähnlichkeit mit ihm? (lacht)

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