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RHAPSODY: Arbeiten und arbeiten und arbeiten

Mitte Januar unterhielt ich mich mit Keyboarder Alex Staropoli über die laufenden Aktivitäten der italienischen Filmmusik-Metaller, wobei der Hauptaugenmerk natürlich auf dem aktuellen Livealbum lag.

Eine der führenden Melodic Metal-Bands, Veröffentlichung des Part II-Albums, Tour als Vorband der großen Vorbilder, dabei Aufnahme eines Livealbums fernab der Heimat. HELLOWEEN auf dem Zenith ihres Schaffens? Nein, RHAPSODY 15 Jahre später! Mitte Januar unterhielt ich mich mit Keyboarder Alex Staropoli über die laufenden Aktivitäten der italienischen Filmmusik-Metaller, wobei der Hauptaugenmerk natürlich auf dem Album Live in Canada 2005 – The Dark Secret lag.

Wann seid ihr die Idee gekommen, ein Livealbum zu machen?

In der neuen Situation, in der wir uns befinden, mit einem neuen Management und einem neuen Label, beschlossen wir alle Tourkonzerte, die wir spielen, mit Ton und Bild aufzunehmen, damit wir für die Zukunft viel Material haben. In Kanada war dann das Publikum wirklich großartig! Die Halle war cool und die technischen Aspekte der Aufnahme waren gut. Als wir uns danach die Aufnahmen anhörten, stellten wir fest, dass wir das komplette Konzert von jenem Abend verwenden konnten.

War es schwierig, die Songs für die Setlist auszuwählen?

Sagen wir so, es ist nicht immer einfach, alle glücklich zu machen. Irgendwie muss man immer Kompromisse bei der Setlist machen. Es ist sicherlich eine gute Sache, als Vorband von MANOWAR aufzutreten und dort eine Stunde lang zu spielen. Wir bemühen uns, unsere besten Lieder zu spielen. Es ist eher ein kurzes Set, aber es ist sehr cool. Es beinhaltet vor allem die livetauglichen Songs.

Fällt es euch leichter Songs vom aktuellen Album oder RHAPSODY-Klassiker wie Emerald Sword auszuwählen?

Auf dem neuen Album befinden sich einige Stücke, die live einfacher zu spielen sind. Das hatte bereits beim Songwriting einen größeren Einfluss als in der Vergangenheit. Es hängt sehr stark von den einzelnen Songs ab. Emerald Sword und Wisdom Of The Kings können wir problemlos umsetzen. Dann gibt es Erian´s Mystical Rhymes vom Symphony Of Enchanted Lands II-Album. Das Lied ist lang und erscheint sehr komplex. Aber es lässt sich leicht spielen. Holy Thunderforce oder Dawn Of Victory sind im Vergleich dazu wesentlich schwieriger zu spielen.

Variiert ihr hin und wieder die Setlist, wenn ihr auf Tour seid?

Das ist unterschiedlich. Eigentlich wollten wir keine Veränderungen vornehmen. Tatsächlich gefällt es uns mittlerweile aber, ein paar Lieder auszutauschen. Als Vorband von MANOWAR ist das Set allerdings mehr oder weniger immer das gleiche. Wenn wir wieder als Headliner auf Tour gehen, werden wir natürlich länger spielen. Da werden auch andere Lieder ihre Chance bekommen.

Wenn ich mir das Livealbum so anhöre, fallen mir besonders die euphorischen Publikumsreaktionen auf. Hattet ihr damit gerechnet, dass euch das MANOWAR-Publikum so offen aufnehmen wird?

Ich war zuvor bereits in Kanada auf Promotour gewesen. Da bekam ich bereits das Gefühl, dass es eine Menge Spaß bringen würde, dort zu spielen. Die Leute waren warmherzig und sehr darauf erpicht, die Band live auf der Bühne zu erleben. So wussten wir bereits, dass es sich lohnen würde. Aber wir ahnten nicht, dass es so erfolgreich werden würde. Es waren sehr viele Leute da und alle drehten durch. Wir gaben eine Autogrammstunde und sie drängten von der Halle in den Eingangsbereich, so dass die Halle beinahe leer war. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Es war unglaublich! Wir wurden sehr wohlwollend empfangen.

Werden RHAPSODY auch mal in alten Burgen oder an anderen mystischen Orten auftreten?

Das ist so eine Idee, die wir schon seit vielen Jahren haben. Das wäre allerdings eine intimere Angelegenheit, nicht mit tausenden Zuschauern. Wir werden das wahrscheinlich machen, falls wir irgendwann einmal ein Akustikset auf die Beine stellen. Das wäre sicherlich interessant. Die Umgebung ist bei so etwas auf alle Fälle wichtig.

RHAPSODY
Fabio Leone live in Aktion. Alex Staropoli: Inzwischen sind wir auch richtig scharf drauf, live zu spielen und RHAPSODY als Liveact zu etablieren.

Wie verbringst du die letzten Minuten, bevor du die Bühne betrittst? Hast du noch Lampenfieber?

Bei großen Festivals steht man sicherlich mehr unter Druck. Dort sind in der Regel mehr Leute und es liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Aber sobald ich dann die ersten Noten des Openers spiele, gehe ich in der Aufregung auf. Ansonsten relaxen wir üblicherweise vor unseren Konzerten. Wir versuchen uns einfach zu entspannen. Luca und Dominique spielen sich auf ihren Gitarren warm. Holzwarth macht sich ebenfalls warm und trainiert seine Beine. Fabio singt sich ein.

Wie hat sich in deinen Augen die Liveperformance von RHAPSODY in den letzten Jahren entwickelt?

Diese Frage taucht immer wieder auf, da wir RHAPSODY anfangs nicht als Liveband konzipiert hatten. Wir waren vor dem zweiten Album auch nie auf Tour. Heutzutage haben wir unseren eigenen Soundtechniker. Das ist ein großer Unterschied gegenüber früher. Spieltechnisch haben wir uns seit der STRATOVARIUS-Tour nicht besonders verändert. Wir sind immer noch die gleichen Musiker. Aber mit unserer Crew ist der Sound nun besser und wir können die Auftritte richtig genießen. Alles ist einfacher geworden. Inzwischen sind wir auch richtig scharf drauf, live zu spielen und RHAPSODY als Liveact zu etablieren.

Welchen Einfluss haben die Konzerterfahrungen auf das Songwriting?

Wie gesagt ist es leichter Stücke von unserem letzten Album für die Setlist auszuwählen. Wir haben sie geschrieben, um die Filmscore Metal-Fans zufriedenzustellen. Wir schreiben zwar immer noch komplexe Musik mit vielschichtigen Arrangements. Aber wir haben inwzischen immer den Gedanken im Hinterkopf, dass wir zumindest einige der Stücke live auf der Bühne umsetzen werden. Außerdem kann man feststellen, dass jetzt die Gitarren und das Schlagzeug in der Musik präsenter sind als früher.

Welchen Charakter aus den Texten von RHAPSODY würdest du gerne kennenlernen?

Ich denke Dargor hat die anziehendste Persönlichkeit. Aber die Saga ist so komplex und es gibt so viele Charaktere, dass es für mich fast so ist, wie wenn ich einen Charakter aus dem Herr der Ringe aussuchen müsste. Jeder ist auf seine Weise wichtig für die Geschichte.

Welche magische Fähigkeit hättest du gerne? Also zum Beispiel Fliegen, Unsichtbarkeit, Zeitreisen…

Das ist eine harte Frage. (grübelt) Es wäre faszinierend zu wissen, worin der wahre Sinn des Lebens besteht. Wahrscheinlich würde ich die Fähigkeit wählen, in die Zukunft zu sehen, wenn ich die Wahl hätte. Das würde mich mehr interessieren als Fliegen und dergleichen.

Hast du irgendwelche Vorsätze fürs neue Jahr gefasst?

Nein, habe ich persönlich nicht. Als Band haben wir sicher den Vorsatz, RHAPSODY auf eine neue Ebene zu bringen und alles zu geben. Wir versuchen auch besser miteinander umzugehen, mehr zuzuhören. Zwischen Luca und mir und Fabio und den anderen Bandmitgliedern gibt es eine immer stärkere Verbindung. Das ist wesentlich besser als in früheren Jahren, als wir uns noch nicht so gut kannten. Wir sind nun wirklich eine starke Band. Das ist die beste Stimmung, um mit diesem Zusammenhalt ins neue Jahr zu starten. Das gibt der Musik und der Liveperformance Energie.

Ist es für dieses Zusammengehörigkeitsgefühl besser ein Album zu machen oder auf Tour zu gehen?

Eigentlich ist beides gut. Wir kennen uns untereinander besser. Deshalb läuft die Arbeit im Studio leichter von der Hand. Wenn man auf Tour geht, muss man natürlich mehr oder weniger im Tourbus zusammenbleiben. Da muss man natürlich Rücksicht auf die anderen Leute nehmen. Das ist nicht immer einfach. Aber das hat sich im Vergleich zu früher auch besser eingespielt. Man kennt sich besser und es macht Spaß.

Wird dann vielleicht auch noch jemand anderes als Luca und du in Zukunft Ideen zum Songwriting beitragen?

Ich glaube nicht. Die Saga und die Musik ist sehr speziell. Deshalb haben wir RHAPSODY überhaupt ins Leben gerufen. Wir haben mit Fabio zusammen an ein paar Ideen gearbeitet, vielleicht ergibt sich daraus in Zukunft mal ein Song. Aber grundsätzlich basiert RHAPSODY auf Luca und mir.

Wenn ich mir die Inlays anschaue und die Berichte über RHAPSODY verfolge, stellt sich mir die Frage, wie viel Zeit ihr fürs eigentliche Musizieren habt und wie viel Zeit ihr damit verbringt, Orchester, Gastmusiker und dergleichen zu managen?

Es ist eine komplizierte Angelegenheit, die Musik zu schreiben und zu arrangieren, und im Falle von Luca die Texte zu schreiben. Dazu kommt die Gestaltung des Titelbilds und des Booklets. Wir haben mit der organisatorischen Seite aber keine Probleme. Es ist immer alles zur rechten Zeit am rechten Platz. Wir verschwenden nicht sehr viele Gedanken daran. Wir machen einfach alles Schritt für Schritte nacheinander, da wir den Weg bereits kennen. Wenn ich natürlich etwas Besonderes machen will, etwa an meinem Soloalbum arbeiten, finde ich keine Zeit dafür, da ich mit RHAPSODY beschäftigt bin, Interviews gebe und Vorbereitungen für die anstehende Tour treffe [die verschoben werden musste – Anm. d. Autors]. Es ist eine komplizierte Sache, aber mit Hilfe unseres Managements kommen wir zurecht und können unsere Vorstellungen umsetzen.

Wer wird dieses Jahr Fußballweltmeister?

Das ist eine Frage für Luca. Ich habe mit Fußball rein gar nichts am Hut! Tut mir leid.

Betätigt sich die Band auf Tour in irgendeiner Weise sportlich?

Ich bin Bodybuilding-Fanatiker! Ich mag Bodybuilding, ich laufe und schwimme gern. Ich versuche grundsätzlich, in jeder Stadt in irgendein Fitnessstudio zu gehen, um zu trainieren. Das ist das Erste, was ich nach dem Aufstehen unternehme. Luca ist verrückt nach Fußball, ich muss jeden Morgen ins Fitnessstudio. Dadurch fühle ich mich richtig gut, um dem Tag entgegenzutreten. Ich betätige mich lieber selber, als dass ich anderen zuschaue!

Habt ihr schon mit der Arbeit am nächsten RHAPSODY-Album begonnen?

Luca und ich sind eigentlich ständig aktiv, obwohl wir nicht ständig am Komponieren sind. Wir arbeiten also daran. Leider kann ich auf Geheiß des Managements nicht mehr sagen. Luca arbeitet außerdem an seinem nächsten Solo-Album. Wir arbeiten und arbeiten und arbeiten. (lacht)

Habt ihr überhaupt mal Ferien?

Ja. Ich mache gern Urlaub! Zuletzt war ich in Griechenland, den Vereinigten Staaten und Mexiko. Ich unternahm eine US-Reise von Los Angeles über Las Vegas zum Grand Canyon. Dann zurück nach San Diego und Tijuana. Insgesamt zwölf Tage. Das war eine tolle Tour! Zum Glück wohne ich hier in Triest nah am Meer. Dadurch fühlt man sich im Sommer immer gleich wie im Urlaub!

Hast du ein Keyboard oder ein anderes Instrument im Gepäck, wenn du verreist?

Nein, wenn ich privat in den Urlaub fahre, fahre ich einfach so. Ich habe natürlich meinen iPod dabei. Ich habe so die Musik, die ich gerne höre. Aber was das Spielen anbetrifft, trenne ich Arbeit und Freizeit. Das ist hilfreich. Wenn ich nach Hause komme, bin ich dafür umso inspirierter! Hin und wieder ist es eine gute Sache, das Musikgeschäft und alles einfach hinter sich zurückzulassen.

Wie ist es, wenn ihr nach langer Zeit wieder zu sechst im Proberaum steht, um euch für die anstehenden Konzerte vorzubereiten? Seid ihr so gut vorbereitet, dass auf Anhieb alles klappt oder braucht ihr einige Anläufe, bis ihr wieder in Form seid?

Außer Luca, Fabio und mir hatten wir uns drei Jahre lang überhaupt nicht gesehen. Die Band hatte lange nicht zusammen gespielt, da wir im Studio waren und von Limb zu SPV und Magic Circle Music wechselten. Wir waren dann in Auburn, New York, im MANOWAR-Proberaum eine Woche vor Beginn der US-Tour. Nach drei Jahren spielten wir das erste Mal wieder zusammen und alle waren erstaunt. Es war unglaublich! Die Songs klangen großartig! Natürlich war jeder vorbereitet gewesen. Nachdem wir drei Tage geprobt hatten, waren wir schon bereit. Wir haben dann trotzdem noch weiter geprobt, bis die Tour losging. Vorher hatte ich noch Angst, dass es anfangs alptraumhaft laufen würde. Aber dem war nicht so. Natürlich war der erste Song ein bisschen oh mein Gott. Aber nach dem zweiten und dritten Stück fühlte es sich richtig toll an! Kombiniert mit der Tatsache, dass wir inzwischen enger miteinander befreundet sind, war das die beste Vorraussetzung für eine gute Show.

Letzten Freitag habe ich euren Schlagzeuger Alex Holzwarth mit seiner Band SIEGES EVEN live gesehen. Dort rief vor dem letzten Song jemand nach dem Song Power Of The Dragonflame. Ist das umgekehrt schon mal bei einem RHAPSODY-Konzert vorgekommen?

Nein, das habe ich noch nicht erlebt. Aber ich freue mich für ihn. Es macht ihm viel Spaß mit SIEGES EVEN zu spielen. Er ist einer der nettesten Menschen, die je getroffen habe. Wenn man ihm im Studio oder auf der Bühne zuschaut, hat er immer ein Lächeln übrig. Nicht zuletzt deshalb passt er so gut zu RHAPSODY. Wir wollten nie tolle Musiker haben, die menschlich Arschlöscher sind. Wir suchten gute Musiker, die trotzdem nett sind. Mit Alex Holzwarth haben wir einen technisch versiertern Schlagzeuger, der zugleich eine sympathische Persönlichkeit besitzt. Wir sind sehr glücklich, ihn in der Band zu haben!

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