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“Nur meine Stimme wird mit dem Alter besser. Alles andere geht den Bach runter.” – Interview mit THE DOGS-Sänger Kristopher Schau

El Verdugo“, Album Nummer elf, kommt zu spät: Normalerweise veröffentlichen THE DOGS seit Jahren immer am ersten Montag im Januar eine neue Platte. Warum das 2022 nicht geklappt hat verrät THE DOGS-Sänger Kristopher Schau im Interview – und auch, warum man mal andere für sich arbeiten lassen sollte, warum ein Dackel das Bandlogo ziert und warum er heute lieber Songs schreibt anstatt Skandale zu provozieren.

2003 wurde Kristopher Schau zu „Norway’s Sexiest Man“ gewählt. In der Folge tat er alles, um diese Auszeichnung des Modemagazins ELLE zunichte zu machen: skandalöse Konzerte mit seiner damaligen Band THE CUMSHOTS, bei denen er unter seinem Alias Max Cargo vieles von dem auf der Bühne zeigte, was man eigentlich hinter verschlossenen Türen tut. Schräge TV-Experimente und Kunstperformances verschafften ihm in Norwegen Berühmtheit und die verruchte Aura eines der letzten Enfants Terribles. Inzwischen scheint der 51-Jährige geläutert, treibt Sport und spekuliert auf Schnäppchen, wenn nach der Pandemie Langhanteln und ähnliches bei eBay landen. Doch seine Band THE DOGS und er sind noch lange keine Heiligen – trotz ihres Priester-Looks.

Vinyl ist Mangelware, die Kapazitäten in den Presswerken auch. Euer neues Album „El Verdugo“ erscheint deshalb nicht am ersten Montag des Januars wie die zehn Alben zuvor. Dafür hast du Anfang des Jahres eine sehr spezielle Version von „El Verdugo“ vorgestellt: eine limitierte (und komplett nutzlose) Version auf einer Vinyl-Scheibe ohne Rillen.

Wir werden diese LP ohne Musik beim Spellemannprisen, also den norwegischen Grammys, in der Rubrik ‚zeitgenössische Musik‘ einreichen. Ich werde stinksauer, wenn wir nicht gewinnen! Eine Vinyl-Scheibe ohne Musik darauf ist genau das, was zeitgenössische Musik im Jahr 2022 ausmacht! Wir konnten so lange nicht live spielen – aktuelle Musik klingt genauso wie diese Platte, sie ist stumm und tonlos. Aber so wie es aussieht, geht es aufwärts, wir planen ja gerade fleißig Konzerte.

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“The Tears Are Voodoo” erschien 2014, Kristopher Schau hält es für eines der besten THE DOGS-Alben. Auch wenn es danach acht weitere Alben gab.

Mir gefällt „El Verdugo“ fast so gut wie das beste aller THE DOGS-Alben „The Tears Are Voodoo“ aus dem Jahr 2014.

‚The Tears Are Voodoo‘ ist auch mein Lieblingsalbum, es ist unser bestes. Das ist ein bisschen blöd, denn wir haben zwischenzeitlich ja acht weitere Alben aufgenommen. Ich kann dir nicht genau sagen, warum „The Tears Are Voodoo“ so besonders ist, es ist einfach ein spezielles Album, auf dem alles passt.

Was war anders bei den Aufnahmen von „El Verdugo“? Euer voriges Album „Post Mortal Portraits of Loneliness” entstand gezwungenermaßen im Proberaum – wegen Covid19 konntet ihr nicht wie geplant im Studio aufnehmen.

Vor den Aufnahmen zu „Post Mortal Portraits of Loneliness” hatten wir gut 20 Songs angesammelt. Wir haben dann den Produzenten Chips Kiesbye kontaktiert. Die Idee war, neuen Wind reinzubringen – wir machen alles ja schon ewig immer gleich und alleine. Diesmal sollte ein Außenstehender mitarbeiten. Ich mag sehr, was Chips zum Beispiel mit THE HELLACOPTERS gemacht hat, sein Sound und sein Feeling sind außergewöhnlich. Wir haben ihn gefragt, welche Songs er am liebsten mag und er wählte zehn aus. Die anderen zehn Tracks landeten auf „Post Mortal Portraits of Loneliness” – das Album haben wir in unserem Proberaum aufgenommen.
„El Verdugo“ hingegen entstand im Athletic Sound Studio. Wir hatten zum ersten Mal zwei Jahre Zeit, an Songs zu arbeiten. Das war zum Teil nicht einfach, weil man eben auch erkennt, was alles nicht funktioniert. Aber es hat auch Spaß gemacht, das und die Zusammenarbeit mit Chips.

Es ist also ok für dich, wenn jemand in deine Arbeit reinquatscht?

Ja, unbedingt. Bislang haben wir unsere Favoriten ausgewählt. Es hat sich dann meist herausgestellt, dass wir daneben lagen: Andere Leute außerhalb der Band hatten immer ganz andere Lieblingstracks. Nach Konzerten fragen uns Fans, warum wir ausgerechnet diesen Song spielen und jenen aber nicht. Und manchmal, sehr selten, werden wir im Radio gespielt. Die nehmen aber nie die Singles. Kurz, wir wissen einfach nicht, was den Leuten gefällt. Deshalb haben wir es diesmal anders gemacht und jemanden um Rat gefragt.

„El Verdugo“ überzeugt zum einen durch deinen Gesang, der sich nochmal deutlich gesteigert hat. Das Album ist kompletter, runder – und mit „And Pain Say Nothing“ habt ihr wohl den bislang eindringlichsten und vielleicht ernsthaftesten Track eurer Diskografie aufgenommen.

Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist. Für mich ist der Song auch etwas Besonderes, er floss einfach aus uns heraus. Manchmal passiert das – du schreibst einen Song und merkst sofort, dass er etwas besonders ist.

Wie pflegst du deine Stimme? So wie du dich reinsteigerst, müssen Aufnahmen oder gar eine Tour die Hölle für deinen Stimmapparat sein.

Wir haben am vergangenen Wochenende für die anstehenden Konzerte geprobt. Am Morgen nach den ganzen Proben – dreieinhalb Shows in 24 Stunden – war meine Stimme fit wie nie. Ich weiß nicht, warum das so ist. Meine Stimme ist das Einzige, was mit dem Alter besser wird – alles andere zerfällt langsam. Und dabei mache ich gar nichts für meine Stimme. Ich wärme sie nicht auf, ich habe noch nie Gesangsübungen gemacht. Mein Vater war Schauspieler (Finn Schau spielte unter anderem verschiedene Hauptrollen am Nationaltheatret in Oslo und ist ein bekannter Syschronsprecher), er hatte nie Stimmprobleme – und auch er hat nie etwas für seine Stimme getan. Sein Rat war: „Mach einfach!“.

„El Verdugo“ , auf deutsch “Der Henker” ist auch der Titel eines spanischen Films von 1963.

Ja, das haben wir aber erst herausgefunden, als der Titel schon feststand. Eigentlich mochte ich erst nur den Klang der Wörter. Sie passen gut zu diesem Album, da es ein bisschen düsterer ist. Als wir dann auch noch die alte Dame für das Coverfoto gefunden hatten und ich diese Lederhaube aufgetrieben habe, fügte sich alles zusammen. Die Worte „El Verdugo“ transportieren ein bestimmtes Gefühl.

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Erzeugt irgendwie ein ungutes Gefühl: Das Cover des neuen THE DOGS-Album “El Verdugo”. Das Model hatte sich übrigens nicht für die Musik der Band interessiert.

Ja, man fühlt sich richtig unwohl beim Anschauen. Das Cover ist fast noch schlimmer als das von „Crossmaker“, auf dem ihr kleine Kinder in den Wald lockt. Beides ist sehr düster – man tut sowas nicht.

Auf dem nächsten Cover machen wir dann irgendwas mit kleinen, kuscheligen Kätzchen, haha! Du kannst dir übrigens nicht vorstellen, wie unwohl ich mich beim Fotoshooting fühlte. Ich meine, das war eine wirklich alte Lady! Irgendwann wurde es auch der Dame von der Modelagentur, über die wir die Lady gebucht hatten, zu viel. Sie flüsterte mir ganz aufgeregt zu: „Das ist jetzt aber wirklich die letzte Aufnahme, es reicht jetzt!“.

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Unheilschwanger – gibt es ein Wort, dass das Cover des 2020er-Albums “Crossmaker” besser beschreibt?

Was sagte das Model zu eurer Musik?

Sie war professionell, für unsere Musik hat sie sich überhaupt nicht interessiert. Sie hat halt ihren Job gemacht und für die Fotos posiert. Für das Cover wollte ich unbedingt mit der Fotografin Agnete Brun zusammenarbeiten. Sie ist verdammt gut darin, rote Dinge zu fotografieren. Ich wollte sie und etwas Rotes auf dem Cover. Und dann kam der Titel auf, ich habe diese Leder-Maske entdeckt – und dachte, eine alte Frau in Rot mit einer Henkersmütze wäre ein starkes Motiv.

Das Cover erregt auf jeden Fall Aufmerksamkeit und passt zu euren Konzept. Ich mag eure Texte, diese wirklich pechschwarze Ironie. Und du hast ein Talent für großartige Reime: „I always had a good defence against wisdom and common sense”. Wie man in den vergangenen zwei Jahren sehen konnte, trifft das auf recht viele Menschen zu.

Es sollte noch eine weitere Zeile rein: ‚the internet, a museum for the uninformed‘, ich habe aber keinen passenden Reim auf uninformed gefunden. Mir ist klar, dass viele Texte nicht gelesen werden, Ich gebe mir trotzdem Mühe, mir ist das wichtig.

Wie seid ihr denn ohne Livekonzerte zurechtgekommen? Eure Konzerte sind sehr intensiv, das sieht man auf jedem Mitschnitt bei YouTube.

Wir mussten fast alles absagen, wir spielten nur eine Show in Dänemark, eine in Schweden und rund 20 in Norwegen. Eigentlich ganz gut für die aktuelle Situation. Im ersten Jahr dachten wir noch, dass wir auf gar keinen Fall Konzerte mit Einschränkungen wie Abstand oder gar Sitzplätzen geben würden. Im zweiten Jahr waren wir weichgekocht und haben alles mitgemacht, wir wären sonst verrückt geworden. Wir durften in Norwegen vor 200 Leuten spielen, im Sommer 2021 nach den ersten Öffnungen, das war großartig. Dann kam der nächste Lockdown. Nun ist seit Mitte Februar alles wieder geöffnet. Wir waren so ausgehungert nach Konzerten, dass wir einen Club gemietet haben und dort gespielt haben, ohne Publikum, als Probe für die nächste Tour. Es war sooooo gut!

Vielleicht ist „El Verdugo“ auch weniger melancholisch als der Vorgänger, weil ihr wieder ein paar Konzerte geben konntet?

Ja, das spielt sicher eine Rolle. Und Chips hatte auch viel Einfluss, „El Verdugo“ hat auch mehr Classic Rock-Elemente, das geht wohl am ehesten auf ihn zurück.

Mit Balladen wie „Some Love“, „Someone” “Whatever Your Dreams Are” gab es auf euren anderen Alben immer wieder Brüche oder typische B-Seiten-Opener – die Alben waren nicht so kompakt wie „El Verdugo“.

Chips hat auch die Reihenfolge der Songs bestimmt – auch die war überraschend für uns. Er legte „Melt“ als erste Single fest. Wir hätten natürlich einen ganz anderen Song, nämlich „Fuck It, Let’s Go“, ausgesucht. Aber er hatte recht, „Melt“ funktionierte gut.

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Kristopher Schau blutüberströmt und ein paar stumpfe Gegenstände – man will keine Details über die Entstehung dieser Fotos wissen. Das Compilation-Album “Rid Me Of Knives” gibt’ s nur bei Konzerten.

„Punkrock is coming Through“ ist nicht nur ein Songtitel von eurer „Rid Me Of Knives“-Compilation, man könnte auch „El Verdugo“ damit beschreiben. Der Song „Doomsday Prepper“ erinnert mich an die BAD BRAINS, “Fuck It Let’s Go” ist eine klassische Punknummer, das Album ist rauer als die voherigen.

Ich höre eh nur Punkrock, nix anderes. Das wird immer schlimmer mit den Jahren. Vielleicht haben die anderen begonnen, mehr von der Musik zu hören, die ich mag. Die Produktion tut das übrige. Wir waren übrigens nicht sicher, ob „Doomsday Prepper“ überhaupt funktioniert – und ob der Refrain mit der gestotterten „Doomsday Pre-ppppp-er“-Zeile nicht einfach nur blöd ist. Aber Chips sagt, das müsse so bleiben. Also blieb es.

Wie schreibst du Songs?

Es beginnt hier in diesem Zimmer (deutet auf eine Gitarre, die an der Wand hängt). Ich und die E-Saite. Ich kann nämlich nicht spielen, kenne keine Akkorde oder Griffe. Ich suche mit meinen Fingern auf dem Griffbrett rum, bis ich etwas gefunden habe, das gut klingt. Das präsentiere ich dann den anderen: Wir schämen uns für nichts, im Proberaum darf jeder alles vorstellen. Wenn es mir nicht gefällt, sage ich halt: „Ok, mach es besser, dann singe ich dazu!“ (lacht). Ich glaube nicht an Musiktheorie, das finde ich langweilig. Einfach ausprobieren und schauen, ob‘s es gut klingt.

Und woher kommt diese creepy Atmosphäre, die sich durch deine Songs zieht?

Ich schreibe ständig Texte. Wirklich ständig. Wenn mir was einfällt, schreibe ich es auf. Es gibt es riesiges Word-Dokument mit 70 oder 80 Seiten, alles einzelne Textzeilen. Wenn ich eine neue Idee mit der Gitarre habe, schaue ich in diesem Textfile nach, ob es einen passenden Text gibt. Und um dieses Textfragment herum baue ich weiter. Tja, und meine Texte sind nicht fröhlich.

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Die Cover der Alben “Black Cameleon Prayer” (2015), “Swamp Gospel Promises” (2016) und Death By Drowning (2017)

 

Zu „Swamp Gospel Promises“ hatte das Cover von „Black Chameloen Prayer“ gepassst, da steht ihr im Wasser. Und zu „Death by Drowning“ hatte auch auf das Cover von „Swamp Gospel Promisis“ gepasst.

Ok, da gibt es tatächlich einen Zusammenhang: Als wir im Sumpf die Fotos für „Black Chameleon Prayer“ gemacht haben, haben wir schon die Songs für „Swamp Gospel Promises“ geschrieben und geprobt. Auf dem Coverfoto von „Death By Drowning“, sind wir aber klatschnass – da gibt’s also schon auch einen Zusammenhang zum Titel. Das Shooting war übrigens auch sehr speziell: Wir hatten es nicht angemeldet und die Polizei tauchte auf. Zwei Wochen zuvor gab es einen Axtmord in derselben Gegend. Es war also keine besonders gute Idee, da mit Äxten, Vorschlaghämmern und anderen Werkzeugen bewaffnet auf der Straße aufzumarschieren. Das Cover von „Black Chameleon Prayer“ macht mich wahnsinnig, der Winkel ist so komisch. 87 Grad statt 90 Grad oder so.

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Das Covershooting für “Death By DRownong” sorgte für einen Polizeieinsatz.

Wird es zu einem Song von „El Verdugo“ ein Video geben?

Darauf werden wir diesmal wohl verzichten, Videos drehen langweilt mich – und es ist sehr teuer. Schließlich kümmern sich Profis darum und das sollte angemessen bezahlt werden.

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Ein Videostill aus dem Clip zu “Suicide Appetite”. Diese Szene ist noch ganz harmlos, blutig wird’s erst später.

Ihr habt in der Vergangenheit krasse Clips gedreht, im Video zu „Suicidal Appetite“ präsentierst du dich den Zuschauer*innen von einer extrem gewalttätigen Seite – der Clip ist aus der Perspektive eines Opfers gedreht, dem du so lange ins Gesicht schlägst, bis Blut fließt.

Der Videoshoot war ein Erlebnis. Ich habe eine Menge Box-Equippment, wir haben für den Dreh alte Thaiboxing-Pads, also Pratzen für die Kicks, verwendet. Und einige Schwämme mit Kunstblut, die in Plastiktüten verpackt waren. Ich habe draufgeschlagen, bis sie geplatzt sind. All das hat in einem Take funktioniert, was gut war, denn der Regisseur stand auf Onetakes.

Was euch von anderen Skandi-Rockband unterscheidet, ist dass man bei euch zwar 60er Jahre Classic Rock, aber auf gar keinen Fall KISS raushören kann. Und jetzt solltet ihr für KISS ein Konzert eröffnen.

Das hatte ich total vergessen, bis du es eben erwähnt hast. Ich glaube an nichts, das nicht wirklich passiert ist. Natürlich haben wir zugesagt, aber mal ehrlich: Sowas passiert m relaen Leben doch nicht. Obwohl: Wir haben vor Bruce Springsteen gespielt. Ich habe das erst geglaubt, als wir auf der Bühne standen. Aber natürlich habe ich auch ich Träume: Ich hätte wahnsinnig gerne vor DEAD MOON gespielt, als sie noch aufgetreten sind. Und natürlich die RAMONES.

Eure Auftritte in norwegischen TV-Shows sind ganz anders als eure Klubkonzerte. Das Publikum sitzt und applaudiert höflich. Warum tretet ihr im Frühstücksfernsehen auf?

Es gibt in Norwegen kaum Formate für Rockmusik im Fernsehen. Und wenn du dann eingeladen bist, sagst du zu – ganz egal wo. Diese Auftritte in den Morningshows haben uns geholfen, auf das ein oder andere Festival-Billing zu kommen. Aber es macht keinen Spaß, im TV zu performen, es ist einfach nur harte PR-Arbeit.

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Für das 2021-Album “Post Mortem Portraits Of Loneliness” verwendeten THE DOGS die Songs, die ihr Produzent aussortierte

Ihr habt euch vor der Veröffentlichung von „Post Mortal Portraits of Loneliness” über die stattlichen Beihilfen gefreit und auch eine Zahl genannt: 500.000 norwegische Kronen, also gut 50.000 Euro, gab’s für euch vom Staat.

Es ist albern, sich als Künstler in Norwegen zu beschweren. Wir sind ein furchtbar reiches Land. Wir dürfen uns nicht beschwerden. Arbeiter in Norwegen, Künstler in anderen Ländern können das tun – wir nicht. Wir durften Shows vor 100 Leuten geben und wurden bezahlt als ob 1000 da gewesen wären. So lief die Kompensierung in Norwegen.

Unser Problem hier sind nicht fehlende Einnahmen der Künstler, sondern die Frage, ob es noch Clubs gegen wird, wenn die Pandemie vorbei ist. Wir brauchen diese Clubs – auch bei euch in Deutschland. Ich freue mich sehr auf die Konzerte in Deutschland, ihr seid ein wichtiger Markt für Bands wie uns. Und es ist großartig, dass wir vor THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY spielen – wir kennen sie sehr gut. Ich spiele gerne als erste Band, wir geben alles, um es den anderen so schwer wie möglich machen. Ich fürchte, es wird sehr, sehr wild werden.

Euer bekanntester Song ist eure Hymne auf die norwegische Hauptstadt. Wo finde ich euer Oslo, eure Stadt mit euren Regeln?

Geh ins „Last Train“. Das ist eine Rock ‘n’ Roll-Bar, in der alle wichtigen Bands gespielt haben. THE HIVES. DICTATORS, TURBONEGRO – die Wände dort atmen Geschichte.

Wie viele euer Gullydeckel liegen in Oslo? Zu eurem Band-Merchandise gehört auch ein Kanaldeckel aus Gusseisen mit eurem Bandlogo.

Keiner! Wir konnten sie in ganz Norwegen verteilen, aber leider nicht einen davon in Oslo. Es ist ein wirklich schöner Merch-Artikel, bis du ihn tragen und verladen musst. 50 Kilo wiegt so ein Teil. Aber wir konnten gut 100 Stück verkaufen.

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Band-Merchandise der gewichtigen Sorte für echte Fans: Das ist der Original-THE DOGS-Kanaldeckel, Kostenpunkt ca. 500 Euro.

Auf den Gullydeckeln ist euer Bandlogo zu sehen. Warum habt ihr einen Dackel im Bandlogo? Ich hätte eher eine andere Rasse erwartet – aber es gibt ja auch einen ELVIS- Song mit dem Titel „The Hound Dog“

Das ist wieder so eine ganz dumme Geschichte: Für das Cover unserer ersten Single „No Refuge“ hatte ich ein altes Foto. Die Gesichter auf dem Foto wollte ich mit Hundeköpfen ersetzen. Also habe ich mir am Kiosk ein Hunde-Magazin gekauft und vier Hundeporträts ausgeschnitten, die die richtige Größe hatten. Wir brauchten auch einen Hund für das Logo, und der Dackel war halt der Einzige, der gerade in die Kamera blickte.

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Das Cover der ersten THE DOGS-Single ist klassischer Punk-DIY: Die Hunde hat Sänger Kristopher Schau aus einem Hunde-Magazin ausgeschnitten.
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Später wurde aus dem Schnipsel für das erste Singlecover das Bandlogo mit dem Dackel. Der wurde übrigens ausgesucht, weil er als einziger in die Kamera schaute.

Das klingt nach klassischen DIY-Punk.

Ja, ich liebe sowas. Ich mache übrigens zusammem mit Ivar Nikolaisen von KVELERTAK ein Fanzine namens SchnØrr, wir sind jetzt bei Nummer 7. Ich mag es, mit analogen Dingen zu arbeiten, dieses ganze Old School-Ding ist mir viel näher als irgendetwas an Computer zu arbeiten.

Du hast dich vor Jahren für eine TV-Show eine Woche lang in einem Laden mit Schaufenster einsperren lassen und versucht, deinen Körper mit Fast Food und deinen Geist mit Fernsehen zu vergiften. Was hast du als erstes gegessen, als du wieder draußen und wieder hungrig warst?

Obst. Ich hatte wahnsinnig Lust auf Obst. Denn das war da drin nicht erlaubt. Mindestens genauso schön war es, die Hände zu waschen. Daran erinnere ich mich gut, ein großartiges Gefühl! Ich mache solche Shows heute aber nicht mehr, ich konzentriere mich auf Musik und Podcasts. TV ist ein langsames Medium, das macht es so mühsam. Ich meine, ich werde alt. Ich könnte sterben, bevor eine TV Show fertig ist. Ich habe keine Zeit für sowas.

Naja, und du musst neue Songs schreiben – die Uhr tickt, es sind nur noch gut neun Monate bis zum nächsten Album von The Dogs.

Ich weiß. Aber wir haben schon 12 Songs, die ok sind. Ich will aber 20 Tracks, die wir wieder an Chips schicken können. Realistisch gesehen, wird es wohl März 2023 werden, bis das neue Album fertig ist.

Ihr brecht wieder mit euer Tradition?

Ja, das werden wir wohl müssen.

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Die Weihnachtsansprache von Kristopher Schau, pünktlich an Neujahr um 20 Uhr, exakt eine halbe Stunde nach dem norwegischen König Harald V.

Aber es gibt ja noch andere Traditionen, die du fortführen kannst: Was hat es mit deiner Neujahrsansprache auf sich?

Der norwegische König richtet sich zu Neujahr in einer Fernsehansprache an das Volk. Um 19.30 Uhr. Ich mache das dann eine halbe Stunde später, um 20 Uhr. Wir haben vor sechs Jahren damit angefangen und müssen das jetzt durchziehen, man erwartet es von uns. Wir fassen zusammen, was im vergangenen Jahr gut war und was schlecht war.

Gab’s denn 2022 überhaupt etwas Gutes?

Der Gag war in diesem Jahr, sich nicht zu beschweren. Einfach, weil sich so viele andere norwegischen Musiker beschwert haben.

 

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