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THE DOGS: El Verdugo

Let’s go down on our knees and pray
We’re closer to the devil this way*

Dem Leibhaftigen sind THE DOGS schon häufiger nähergekommen, ihre eigenen Seelen haben sie längst verkauft und dabei vermutlich auch die der Nachbarn an den Finsterfürsten verschachert. Wie sonst soll man solche Songs schreiben? Jetzt veröffentlichen die Hohepriester des Hammondorgel-durchdrungenen Schweinerocks ein neues Album. Und THE DOGS „El Verdugo“ (zu deutsch: Der Henker) ist ein weiterer guter Grund, auf die Knie zu fallen.

THE DOGS, die Band aus der Gosse

Man will gar nicht wissen, welchen Deal THE DOGS mit dem Teufel eingegangen sind, denn „El Verdugo“ ist das Hohelied des gepflegten skandinavischen Rotzrock. Dabei sind THE DOGS den Rockstars wie THE HELLACOPTERS oder GLUECIFER gar nicht so wahnsinnig ähnlich. THE DOGS sind die dreckigen Verwandten aus der Gosse, unzivilisiert, ungewaschen, ungehobelt – und dabei so wunderbar charmant, dass man sie trotz allem einfach lieben muss. Diese Band ist chaotisch wie die frühen KVELERTAK oder TEMPEL und punkig wie THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY, laut und unangepasst wie TURBONEGRO, als diese noch deutsche TV-Kommissare auf ihre Plattencover packten. Und gleichzeitig schütteln die Meister der Versuchung wunderbar harmonische und unwiderstehliche Melodien aus den Hemdsärmeln.

Für „El Verdugo“ holten sich THE DOGS Beistand

THE DOGS haben schon immer sehr süße, sehr eingängige Melodien mit fieser Brutalität kombiniert. Am besten gelang das der Band um Sänger Kristopher Schau bislang auf ihrem zweiten Album „The Tears Are Vodoo“, mit dem sie Sixties-Rock, opulenten Orgelklängen, dreckigem Punk, doppeldeutig-düsteren Texten und den zerfetzten, kaputtgeschrienen Stimmbändern ihres Sängers zu ihrer Liturgie machten – und fortan diese auf allen weiteren Alben zelebrierte.

Ein Hochamt der Rockmusik

„El Verdugo“ ist dichter, kompakter und zwingender als alles, was man bislang von THE DOGS gehört hat. Die Band hat zum ersten Mal eng mit Produzent Chips K zusammengearbeitet. „Wir wissen einfach nicht, welche Songs am besten bei unseren Fans ankommen. Deshalb haben wir es diesmal anders gemacht und jemanden um Rat gefragt“, erklärt Kristopher Schau im Interview. Die Idee, sich Beistand zu holen, zahlt sich aus: „El Verdugo“ ist so solide wie Gusseisen. Kristopher Schau säuselt und singt gut wie nie zuvor, und wenn er plötzlich „I’m gonna fuck you up“ brüllt, weiß man, dass er das auch so meint.

„Doomsday Prepper“ ist eine flotte Punknummer, die an die BAD BRAINS erinnert, „Fuck It Let’s Go“ hält, was der Titel verspricht, das Duett „Whispered Apologies“ ist eine Litanei zwischen THE DOGS-Sänger Kristopher Schau und dem norwegischen Musiker Trond Andreassen. Kurz verschnaufen kann man bei „Scars Are Just Memories“ und „The Story Of Who I Used To Be“, beides ruhigere Nummern, bei denen sich unbedingt ein Blick ins Textbooklet lohnt – denn Schau benutzt ganz eigene, originelle Metaphern und Gleichnisse, wenn er von der Abgründen der menschlichen Seele predigt.

“And Pain Said Nothing“: THE DOGS können auch anders

Mit „And Pain Said Nothing“ haben THE DOGS schließlich einen Song geschrieben, arrangiert und aufgenommen, der anders ist. Ernsthaft waren die Norweger auf ihre eigene, verquere Art schon immer – aber es schwang immer das mit, was man im Moshpit „good friendly violent fun“ nennen könnte. „And Pain Said Nothing“ ist keine Nummer für den freundlichen Circle Pit, es sind ziemlich bittere und schmerzhaft ehrliche viereinhalb Minuten, quasi eine Offenbarung.

Die Tour mit THE GOOD, THE BAD AND THE ZUGLY, die nebenbei bemerkt 2020 mit „Algorithm and Blues“ ja eines der besten Alben der letzten Jahre rausgebracht haben, verspricht ein Hochamt der Rockmusik zu werden.

VÖ: 4. März 2022

Label: Drabant Music

Besetzung:

Henrik Odde Gustavsen – Drums
Tommy Reite – Bass
Kenneth Simonsen _ Percussion
Stefan Höglin – Keyboards
Mads Martinsen – Gitarre
Kristopher Hugh Nilsson Schau – Gesang

Spielzeit: 38:00

THE DOGS “El Verdugo” Tracklist

Melt (Stream)
Sommelier of Lies
Where the Man Beast Crawls (Stream)
Doomsday Prepper
Scars Are Just Memory
The Story of Who I Used to Be
Fuck It, Let’s Go (Stream)
Whispered Apologies (Stream)
Sanity Is History
And Pain Said Nothing

* aus: Where The Man Beast Crawls

 

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