MAGO DE OZ: Keine Berührungsängste

Kann die Sprache der Heimat eine Band um den verdienten Erfolg bringen? Txus – seines Zeichens Schlagzeuger, Bandkopf und Sprachrohr der spanischen Ausnahmeband MAGO DE OZ – dürfte sich diese Frage schon oft genug gestellt haben. Egal wie die Antwort auch sein mag, Sprachbarrieren können auf jeden Fall Missverständnisse entstehen lassen. Ob es diese aber waren, die dazu führten, dass Txus einige meiner Fragen wohl mehr als Kritik an der Band verstand, sei mal dahin gestellt. Eins wurde mir allerdings ganz klar: Mailinterviews haben ganz klar den Nachteil, dass der Gegenüber nur schwer einschätzen kann, wie eine Frage denn gemeint gewesen sein könnte…

Kann die Sprache der Heimat eine Band um den verdienten Erfolg bringen? Txus – seines Zeichens Schlagzeuger, Bandkopf und Sprachrohr der spanischen Ausnahmeband MAGO DE OZ – dürfte sich diese Frage schon oft genug gestellt haben. Egal wie die Antwort auch sein mag, Sprachbarrieren können auf jeden Fall Missverständnisse entstehen lassen. Ob es diese aber waren, die dazu führten, dass Txus einige meiner Fragen wohl mehr als Kritik an der Band verstand, sei mal dahin gestellt. Eins wurde mir allerdings ganz klar: Mailinterviews haben ganz klar den Nachteil, dass der Gegenüber nur schwer einschätzen kann, wie eine Frage denn gemeint gewesen sein könnte…

Gratulation zu „Gaia“, bei dem man endlich auch mal wieder das Labelinfo mit bestem Gewissen zitieren kann: ein Album voller neuer Facetten, mit dem ihr euch aber dennoch absolut treu geblieben seid – etwas, das man schon fast als Trademark der Band bezeichnen kann?

Wir spielen bereits seit sehr vielen Jahren die gleiche Musik und ich denke, dass man sie schon als Marke bezeichnen könnte (oder Markenzeichen, wie Du es nennst)

Trotz einiger neuer Elemente wirkt Gaia insgesamt homogener als sein Vorgänger. Während Finisterra wie ein Sammelsurium an Ideen und verarbeiteten Einflüssen erscheint, ist das neue Werk in sich geschlossener – es ist mehr eine Atmosphäre die sich durch das Album zieht.

Wir sind als Personen gereift, aber auch als Musiker, und das macht sich bemerkbar. Es hat auch damit zu tun, dass Sergio, Kiskillas und Fernando zu festen Bestandteilen der Band geworden sind und Ideen einbringen. Wir mögen es auch, dass unsere Scheine ‘komplexer’ ist. Und danke für Deine Bemerkung.

Nach wie vor erstaunlich ist es, welch unterschiedlichen Stellenwert MAGO DE OZ in den verschiedenen Ländern auf dem Erdball inne haben. Musikalisch würde ich sagen ist die Musik von MAGO DE OZ eigentlich geradezu prädestiniert um auf dem deutschen Markt Erfolg zu haben, tatsächlich ist die Band hier aber nach wie vor ein Geheimtipp, während sie in der Heimat oder in Südamerika unglaubliche Erfolge feiert. Eigentlich ist es doch unglaublich dass Erfolg im Musikbusiness nach wie vor noch so sehr davon abhängt, welche Sprache eine Band spricht – oder würdet ihr den Grund für diese Unterschiede eher woanders suchen?

Das verstehe ich auch nicht, wirklich nicht. Hier in Spanien sind RAMMSTEIN beispielsweise sehr beliebt. Die Leute bewegen sich zum Rhythmus, zur Musik, etc., und die Botschaft der Texte ist wichtig, aber wenn einen die Musik berührt, dann interessiert man sich schon für das, was darin zum Ausdruck gebracht wird, In Amerika ist die Sache einfacher und dort füllen wir Stadien mit 15.000 Leute, ebenso wie in Spanien.

Seht ihr es für euch auch als Zeichen der Glaubwürdigkeit an, dass ihr euch nicht diesem kommerziellen Druck beugt und bei eurer Sprache bleibt?

Wir können kein Englisch und deshalb können wir uns in dieser Sprache auch nicht ausdrücken. Es wäre ein Betrug am Publikum, und auch gegenüber uns selbst. Wir empfinden keinen Druck, wir haben 200.000 Exemplare von „Gaia“ innerhalb von zwei Monaten verkauft. Wir waren drei Wochen hintereinander die Nummer zwei in den spanischen Charts. Warum sollten wir Druck empfinden?

Auf der anderen Seite scheint euch der Erfolg in anderen Ländern auch gar nicht so wichtig zu sein. Zumindest wird dieser Eindruck dadurch vermittelt, dass ihr eure Homepage – von ein paar englischen Übersetzungen der Texte abgesehen – nach wie vor komplett in spanisch haltet, von Einzelauftritt abgesehen scheint ihr Versuche z.B. in Deutschland auf Tour zu gehen gar nicht erst anzutreten, die DVD ist komplett in Spanisch und lediglich mit etwas dürftigen englischen Übersetzungen versehen worden, usw.. Ihr seid eigentlich ganz zufrieden mit dem was ihr erreicht habt, oder? 😉

Natürlich interessiert uns das englischsprechende Publikum sehr, und genauso das deutschsprechende, das ebenso wichtig für uns ist wie das japanische Publikum. Unsere Seite ist in Spanisch gehalten, weil unser Webmaster kein Englisch kann. Aber alle Informationen kann man auf der Seite der Plattenfirma bekommen, die sowohl in Spanisch als auch in Englisch angeboten wird.

Es tut uns Leid, dass die DVD nicht in Englisch erhältlich ist, aber das ist nicht unser Problem, vielleicht hat das Label die Schuld. Da musst Du mal mit Ihnen sprechen.

Eine ganz besondere Qualität der Band ist ganz offensichtlich im Livesektor anzusiedeln, das hat euer Auftritt auf dem Bang Your Head und die Live-DVD bei mir ganz klar als Eindruck hinterlassen. Denkt ihr nicht dass das genau der Ansatzpunkt wäre, auch in anderen Ländern Fuß zu fassen? Oder wäre es schwierig für euch, plötzlich auf aufwändige Bühnenaufbauten zu verzichten und stattdessen in kleinen Clubs vor weniger Leuten aufzutreten?

Wir haben keine Probleme damit uns anzupassen, das ist falsch. Hier in Spanien und in Amerika haben wir drei Tour-Trucks und 52 Leute, die bei den Shows arbeiten, ein Piratenschiff mit drei Etagen, das 30 Meter hoch ist, wir haben Pyrotechnik, große, aufblasbare Puppen, einen elektrischen Stuhl, etc., aber wir passen uns an jeden möglichen Ort an. Wir haben wirklich sehr große Lust, in Deutschland und ganz Spanien zu spielen, aber vielleicht ist es ein Problem der Promoter und von Locomotive in Deutschland.

Ein Beweis für eure künstlerische Freiheit für mich ist z.B. die Tatsache, dass ihr nach einem Intro das neue Album gleich mit einem großartigen 11-minütigen Epos beginnt, was aus kommerzieller Sicht alles andere als ein kluger Schachzug ist, und das Album mit einem genauso langen Stück beendet…

Unser Produzent verlangt viel, aber Du musst auch in Betracht ziehen, dass es sich hier immer um Konzeptalben handelt und die Geschichte einen Dreh- und Angelpunkt samt Argumente hat. Wir haben aber keine Probleme damit. Unsere Fans mögen solche Themen. Die Bewährungsprobe ist, dass wir dies auch weiterhin machen können, aber das ist nichts, was wir im Voraus planen.

Ich hasse eigentlich die allgemeine Frage nach Texten, allerdings muss ich in eurem Fall wirklich zugeben, dass ich A – des Spanischen nicht wirklich mächtig bin und B – der Promo keine Texte beiliegen, weshalb es für mich fast unmöglich ist auch nur zu erahnen um was es bei den Lyrics auf Gaia geht. Könntest du uns einen kleinen Überblick über die einzelnen Songs verschaffen?

Ich denke, dass Ihr die Texte anfordern könntet und man Euch Übersetzungen geben könnte. In Spanien werden die Scheiben den Journalisten zur Verfügung gestellt und man gibt ihnen alles, was sie benötigen, um arbeiten zu können. Fordert von Locomotive Deutschland bitte die übersetzten Texte ein, dass man sie Euch zur Verfügung stellt. Diese Dinge lassen Dich glauben, dass wir an Euch nicht wirklich interessiert sind, weil Ihr kein Spanisch sprecht.

Bei Gaia geht es um die Eroberung Amerikas durch die Spanier und damit um die Zerstörung der Kultur, ihrer Tradition, ihrer Frauen, ihrer Reichtümer. Es war eine Schande für uns und für die gesamte Menschheit.

Spanien ist ein Land mit sehr interessanten und vielfältigen Kultur und Geschichte – welche Aspekte Deines Heimatlandes beeinflussen Dich bezüglich der Musik und der Texte?

Nur das Beste. Spanien ist ein sehr reiches und abenteuerliches Land, wir fühlen uns aber nicht als Patrioten, wir verteidigen aber sehr wohl unsere Kultur (Essen, Trinken, Fiesta, Siesta) und unsere Lebensform. Spanien ist kulturell ein sehr reiches Land, weil viele verschiedene Kulturen unser Land beeinflusst haben, von den Arabern, den Franzosen, den Kelten, den Römern, den Phöniziern, etc.

In Spanien sind Kultur und Geschichte, besonders aber religiöse Aspekte immer noch sehr ‘präsent’ und wichtig – kannst Du Dich mit dieser Haltung identifizieren oder empfindest Du es als ‘erdrückend’?

Religion ist eine Sache für wesentlich ältere Menschen. Das einzige, was uns ‘erdrückt’, sind Wochenenden mit sehr intensiven Konzerten, ha ha ha.

Stierkämpfe empfinden viele Menschen in Europa nicht als Teil von Kultur und Tradition, sondern einfach als Tierquälerei – wie ist Deine Meinung dazu?

Wir sehen es genauso wie 90% der Spanier, die gegen Stierkämpfe sind und somit gegen das Morden von Tieren. Bei diesen Stierkämpfen sieht man auch nur ältere und auch bekannte Personen, die dorthin gehen, um ins Fernsehen zu kommen. Du wirrst dort keine jungen Menschen bei diesen wirklich schmerzhaften Spektakeln sehen. Das Problem ist, dass diese Regierung den Veranstaltern solcher Stierkämpfe hilft und sie sogar sponsert. Ich möchte wiederholen, dass die jungen Menschen in Spanien nicht zu den Kämpfen gehen und die Quälerei und Ermordung der Tiere strikt zurückweist. Ich denke, wenn ein Deutscher, ein Franzose oder ein Engländer diese Kämpfe sieht, einfach nur denkt, wir seien total bescheuert. Wir mögen aber zudem auch nicht das Spektakel von Pamplona, aber wie mögen die anderen, ‘normalen’ Fiestas, bei denen Leute Spaß und eine gute Zeit haben. Schafft die Stierkämpfe ab!

Für mich persönlich besteht bei meinen größten musikalischen Favoriten in den allermeisten Fällen eigentlich immer eine Wechselbeziehung aus Musik, Texten und Ausstrahlung der Band. Glaubst du, dass den nicht spanisch sprechenden Fans von MAGO DE OZ eine sehr wichtige Komponente in der Musik verborgen bleibt und ist das für dich ein Umstand, den du selbst bedauerst?

Ich kann nur wiederholen, dass Ihr wirklich einmal mit Locomotive Deutschland spricht, um dieses wirklich große Problem mit den Texten zu lösen. Ich denke, sie müssen ihre Arbeit gut machen.

Gerade bei MAGO DE OZ scheint es inzwischen sehr wichtig, dass es ganz klare Identifikationspunkte gibt – die Ausstrahlung der Musiker, die Coverartworks, usw. Eigentlich könnte man bei MAGO DE OZ doch schon fast von einem Gesamtkunstwerk sprechen. Fühlst du dich damit wohl, kannst du dich damit identifizieren oder hast du manchmal das Gefühl, dass dies doch etwas zu hoch gegriffen ist? Zumindest auf den Bildern der DVD macht ihr den Eindruck von auf dem Boden gebliebenen Musikern, die das Rock´n´Roll-Leben in vollen Zügen genießen, aber nach wie vor den Zauber dahinter sehr zu schätzen wissen. Wenn Leute von einem Gesamtkunstwerk reden, denkst du dann manchmal hey, ich bin doch nur ein Musiker, der das was er macht aus Spaß daran macht? Oder ist es dir schon auch wichtig, dass die Leute dich als Künstler betrachten und das Schaffen entsprechend bewerten?

Uns gefällt, dass die Leute zu unseren Konzerten kommen und intensiv jede Sekunde dieser Momente und jeden einzelnen Gitarrenakkord erleben. Unsere Texte vermitteln positive Dinge und ich wünsche mir, dass es den Leuten gut geht, aber dass sie wissen, dass sie niemals aufgeben und auch keine Pessimisten sein sollen. Man muss für das, an das man glaubt, kämpfen.

Inwiefern fühlst du dich und die Band denn überhaupt auf der DVD getroffen? Denkst du dass der Fan die Band vor allem in der Dokumentation so zu sehen bekommt, wie sie wirklich ist?

Wenn Du die Live-DVD meinst, dann glaube ich schon, dass es eine genaues Bild dieser Tour wiedergibt. Die derzeitige Tour ist anders, viel größer, mehr Medien, etc. Mir fällt da gerade etwas ein: Warum sagst Du unserer Plattenfirma nicht, dass sie Euch zu einem unserer Konzerte in Spanien einlädt? In Spanien sagen wir: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen, ha ha ha.

Was sind für dich eigentlich die wichtigsten Elemente an eurer Musik – oder ist das wichtigste Element letzten Endes die Stilvielfalt und die Stiloffenheit?

Ich denke, es ist klar, dass die Elemente, die uns musikalisch von jeder anderen Gruppe auf dieser Welt unterscheiden, die Violine, die Flöte, das Klavier, das Akkordeon und der Gesang auf Spanisch sind. MAGO DE OZ ist eine Band, die dem spanischen Gesang eine sehr große Bedeutung beimisst, und das ist so aus einem bestimmten Grund. Weil wir einfach anders sind.

Gibt es etwas, das du gerne einmal mit MAGO DE OZ umsetzen würdest, bei dem du aber Angst hast, dass es nicht zur Band passen könnte?

Ich würde gerne mehr in Europa spielen, größere Tourneen machen, eine Soloscheibe aufnehmen, mehr in Amerika spielen, bessere Platten machen. „Gaia“ ist ein Album, das am Anfang einer Trilogie steht und es ist erst das erste Album dieser Trilogie. Der zweite Teil von „Gaia“ ist bereits fertig komponiert und wird 2005 veröffentlicht.

Was denkst du, welche Rolle MAGO DE OZ bei den Fans einnimmt?

Ich glaube, dass MAGO DE OZ eine Möglichkeit zur Flucht bietet, eine Möglichkeit, eine gute Zeit z7u haben. Das alles aber mit einer Botschaft und einem sehr persönlichen Stil.

Stell dir vor die Band strandet auf einer einsamen Insel – welches Bandmitglied würdest du als erstes Essen?

Ich glaube, wir würden Emilio Ortiz zuerst essen, unseren Tourmanager, der 120 Kilo wiegt und wir somit Essen für mehrere Wochen hätten, ha ha ha. Wie makaber seid Ihr eigentlich?!

Apropos einsame Insel – auf dem Album gibt es dieses Geisterschiff-Intro, es gibt diese Karibik-Einflüsse. Purer Zufall, dass es da derzeit einen sehr genialen und auch erfolgreichen Film mit Johnny Depp namens Pirates of the Caribbean: Curse of the Black Pearl gibt? 😉

Es ist ein purer Zufall. Unsere Scheibe haben wir zwischen Februar und Juni aufgenommen, und es ist wirklich purer Zufall. Dieser Film hat aber hier in Spanien sehr schlechte Kritiken bekommen und er wird auch nicht mehr im Kino gezeigt. Ist der Film gut?

Ja aber absolut! Macht ihr euch in der Band gegenseitig Weihnachtsgeschenke

Ist das etwa Heavy Metal?

Stell dir vor, eines der Cover von MAGO DE OZ würde Realität werden? Welches davon wäre dir am liebsten und in welche Figur würdest du gerne schlüpfen? Warum?

Ich wäre gerne ein riesengroßes Etwas, das “Tunos” umbringen würde. Weißt Du, was diese scheiß Tunos sind?

(“Tuno” bezieht sich auf die Mitglieder einer “Tuna”, eines Studentenchores, die in seltsamen Klamotten sehr seltsame Lieder trällern, und das sehr schlecht. – Anm. d. Übers.)

Was sind die letzten drei Alben, die du dir selbst gekauft hast oder die dich besonders beeindruckt haben?

Ich kaufe mir keine Scheiben, wir kriegen von unserer Plattenfirma CDs. Gut finde ich ASTRAL DOORS, TIERRA SANTA, EASY RIDER, LUJURIA.

Was war dein lustigstes Erlebnis live on stage?

Einfach wenn wir sehen, dass die Menschen Spaß haben an unserer Musik und unsere Lieder mitsingen.

Welche Persönlichkeit würdest du gerne mal treffen und warum (du darfst dich auch gern mit Toten unterhalten)

Ich würde gerne einige tote Familienmitglieder treffen, die es nicht geschafft haben, unseren Erfolg mitzuerleben.

Interview: Fierce & Claudia

Übersetzung: Claudia

Layout: Fierce

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