DOOM IN BLOOM FESTIVAL V: Back to the Roots

DOOM IN BLOOM, bei Freaks, die schon lange im Doom unterwegs sind, kommen da wohlige Erinnerungen hoch. Dass dieses DIB-Festival von echten Szene-Freaks nun neu aufgelegt wird, ist natürlich ein Fest für Doom-Maniacs, die dafür sicher gern am kommenden Samstag, dem 8.10. ins beschauliche Esslingen pilgern.

DOOM IN BLOOM, bei Freaks, die schon lange im Doom unterwegs sind, kommen da wohlige Erinnerungen hoch. Gerade wenn man wie ich vom Norden ins Schwabenländle ausgewandert war und erleben konnte, was für eine intensive Doom-Community dort damals in den 90ern bestand. Dass dieses DIB-Festival von echten Szene-Freaks nun als Nummer Fünf neu aufgelegt wird, nunmehr 20 Jahre nach der ersten Auflage, ist natürlich ein Fest für Doom-Maniacs. Die werden dafür sicher gern am kommenden Samstag, dem 8.10. ins beschauliche Esslingen pilgern. Der Weg dorthin ist allen sehr vertraut, fand doch im benachbarten Göppingen viele Jahre das DOOM SHALL RISE statt.  

                                  

So mancher denkt bei Doom halt an das DOOM SHALL RISE Festival. Dabei ist eben dieses Festival bzw. die Idee dazu entstanden bei einer gemeinsamen Show von den Italienern THUNDERSTORM, den Schwabendoomern MIRROR OF DECEPTION und WELL OF SOULS in der Eiche in Crailsheim. Wir hatten dort halt über eben jene gemütlichen DOOM IN BLOOM-Abende philosophiert. Nun ist das DSR seit 2013 Geschichte und Ihr packt das DIB wieder aus. Was hat Euch dazu gebracht?

Es war mal wieder Zeit. Wir sprachen seit 2009 ja immer wieder darüber, ein neues DOOM IN BLOOM zu veranstalten, aber es kam immer etwas dazwischen. Die Farbstraße, der Veranstaltungsort aller bisherigen DIBs, wurde ja z.B. leider abgerissen. Dann kommt wie immer das Zeitproblem hinzu. 2016 hat es sich dann gefügt und wir sind wieder da.

Eure Bandauswahl könnte passender kaum sein. Ein Doom-Konzert in Esslingen ohne MIRROR OF DECEPTION wäre wohl kaum denkbar, das deutsche Doom-Urgestein kommt von dort. NAEVUS, ebenfalls Veteranen des deutschen Doom, die gerade nach episch langer Pause ein neues starkes Album am Start habe. VERSUS THE STILLBORN-MINDED sind ebenfalls alteingesessene Kollegen, sie gehören ganz klar auf Eure Bühne. Die Frankennasen sind sludgy, derb und anders intensiv als die traditionelleren Bands im Billing. Ihr achtet also auf Abwechslung. Stell uns doch mal die anderen Bands im Billing vor.

Wir haben da ein paar schöne Sachen ausgekramt:
MUSTUM sind eine neue Band aus Esslingen selbst. Die zwei Jungs werden bei uns ihre erste Show spielen und präsentieren uns ihre Interpretation vom Doom.
SINISTRO kommen aus Portugal und sind wohl die außergewöhnlichste Band im Line Up. Sie mischen schwere Gitarren mit melancholischen Elementen. Sie ergänzen ihren Sound aber mit Trip Hop-Elementen und obendrauf gibt es diesen wunderschönen Gesang von Patrícia Andrade. Das hat schon Soundtrack-Atmosphäre.
SUBROSA aus Utah sind die Headliner. Es gibt sie schon länger und wie so manche Band im Line Up veröffentlichten sie 2016 ein neues Album. Klassischer Doom ist das auch nicht. Die Band ist schwerer zu greifen, wunderschöne hymnische Melodien von zwei Geigen treffen auf sludgige Gitarren. Ab und an erinnert es auch an Slowcore.

DOOMEure Ausrichtung vergißt nicht den Oldschool bzw. traditioneller Doom. Und das in Zeiten, wo viele bei Doom eher an derbes Gedröhne oder Anleihen an den 70er Retro-Rock denken. Absicht, dorthin zurückzukehren, wo alles anfing mit klassischem Doom? Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, alte Tugenden aufleben zu lassen? Sowas muss nicht unbedingt funktionieren, wie waren die Reaktionen bisher?

Naja, so ganz klassisch ist unser Line Up auch nicht, wir sind da schon recht abwechslungsreich. Nur im Tempo bleiben wir schön gemütlich. Und auch in den letzten zwei Ausgaben vom DIB, nachdem Tom und Timon das Ruder übernahmen, gab es Ausreißer. Ich denke da an EARTH FLIGHT oder PLANKS. Wichtig ist für uns immer, ein handverlesenes Line Up zu bieten, das nicht immer zum gängigen Mainstream passen muss. Hauptsache ist, dass uns die Musik gefällt. Ich muss dir aber Recht geben, ein paar klassische Bands müssen rein, sind sie doch oft etwas unterrepräsentiert. Insgesamt denke ich sind wir dieses Jahr wirklich fantastisch aufgestellt. Ein weiteres Ziel der DIBs ist es, die Jungs von damals wieder auf die Bühne zu holen. Natürlich müssen MIRROR OF DECEPTION spielen und ganz besonders freuen wir uns alle auf NAEVUS. Nicht nur weil deren Uwe damals das DIB begründet hat, sondern weil wir es mit einer der stärksten Doom-Bands der letzten Jahre zu tun haben. Wir haben bisher auch nur positive Resonanzen erhalten. Wird schon so passen.

Ihr seid ja auch schon eine Weile dabei. Was denkt Ihr, wird mit der Doom-Szene passieren? Kein Festival ohne Doom-Band, die letzten Jahre ist es geradezu trendy, Doom zu hören. Als wir 2002 das DOOM SHALL RISE starteten war man als Doomer ein Freak und die komplette Szene ein familiärer Kreis, für den sich der Normale Metalfan nicht die Bohne interessierte.

An der Stelle möchte ich auf den Wikipedia Artikel zu Doom Metal verweisen. Dort wird Gary Sharp-Young zitiert: Die Begriffe Doom Metal und Business Plan teilen sich nicht denselben Raum, geschweige denn dieselbe Sprache.
Im Grunde ist das mit den Trends nichts Schlimmes. Es ist schön zu sehen, dass langsame Musik auf reges Interesse stößt. Klar verwässern da Genregrenzen, aber es gibt auch einige Bands, die zwar auf klassischem Doom aufbauen, aber diese Impulse in der Szene nutzen und neue Elemente hinzuzufügen. Das macht alles lebendiger und spannender. Im Grunde ist es wie immer, gute Bands muss man erst finden. Ein positiver Nebeneffekt ist allerdings auch, dass z.B. die Maryland Doom Szene zu neuem Leben erwacht. Aber irgendwann ist der Trend sicher wieder vorbei und es wird sich wieder auf eine kleine Familie beschränken.

Es war zuerst der Plan, eine etwas größere Band aufs Billing zu packen. Geht Ihr in den kleineren Raum des KOMMA mit klarem Undergroundfeeling? Das passt ja auch irgendwie zum Grundgedanken hinter dem DOOM IN BLOOM, anstatt darauf zu setzen, mit einer bekannteren Band gezielt mehr Leute zu ziehen.

Naja, wir sind dieses Jahr schon im großen Saal des Kommas. Aber das wird schon familiär genug. Und ja, wir haben zunächst über den Teich geschaut und haben damit geliebäugelt; die eine oder andere Band aus Maryland rüber zu holen. Aber da ist dann nichts draus geworden.

Einzelschicksale in Doom, gerade ich kann aus familiären Gründen nicht dabei sein. Gibt es Hoffnung auf mehr? Erstmal schauen, wie es läuft, oder ist jetzt schon absehbar, dass aus dem DOOM IN BLOOM eine regelmäßige Veranstaltung wird? Ein echtes Familientreffen für die alten Freaks gibt es ja eigentlich nicht mehr.

Wir haben sicher Lust auf mehr, solange uns die Leute supporten. Unser Team ist regional recht weit verbreitet. Tom veranstaltet in Zukunft Konzerte in Berlin unter dem Namen DOOM IN BLOOM. Am 30.10. geht es los mit NAEVUS und PETRIFIED im Berliner Slaughterhous. Und ich denke für kommendes Frühjahr können wir demnächst, dank Simon, auch etwas in Karlsruhe ankündigen. Wir wollen aber nichts Großes oder gar Regelmäßiges auf die Beine stellen. Es gibt gerade nur viele Ideen.

Aber vorher gibt es noch Zickereien um den Veranstaltungsort. Ein Hotelier will aufräumen, weil sich seine Gäste angeblich von dem Lärm des Clubs gestört fühlen. bedenkt man, dass dieses Hotel ursprünglich auf Studenten und junge Reisende ausgerichtet werden sollte und dies nicht umgesetzt wurde, das ist schon alles recht schräg. Mit Eurer Veranstaltung seid Ihr davon ja zum Glück noch nicht betroffen.

Ja, das ist leider eine doofe Geschichte. Die Bar im Komma, das fuenfbisneun, hat vor kurzem geschlossen, da es dem Druck des benachbarten Hotels nicht mehr Stand halten wollte. Das Komma und unsere Veranstaltung sind erstmal nicht direkt betroffen, jedoch ist das Verhalten des Hotels ein direkter Angriff auf die Jugend- und Subkultur in Esslingen. Das Komma hat wichtige Arbeit geleistet und auch musikalisch viel erreicht. Aber ohne Kneipe kein funktionierender Jugendhausbetrieb. Es hat sich aber ein Kreis Engagierter gebildet, der viel Öffentlichkeitsarbeit betreibt und bei dem sich hier jeder informieren kann. An der Stelle möchten wir auch auf eine Petition hinweisen, die um den Erhalt des fuenfbisneun kämpft.

Zumal der Veranstaltungsort ja perfekt ist. Ihr könnt Situationsabhängig entscheiden, ob Ihr in den kleinen oder den großen Saal geht. Da kann man entsprechend wachsen, wenn sich das DOOM IN BLOOM dort neu etabliert.

Das ist richtig. Wir wollen gerne im Komma bleiben. Wir lieben diesen Laden und sind schon seit Jahren dort begeisterte Konzertgänger. Hier kann man Doom Metal genießen, frischen Post Punk oder auch mal Experimentelleres, wie z.B. die fantastische Darbietung des Twin Peak Soundtracks durch XIU XIU. Es ist fantastisch, dass wir mit dem DIB hier hin ziehen können, das hätte nicht besser laufen können.

Wie teilt Ihr die Organisation auf, stell doch mal Euer Hauptteam vor. Nur noch wenige Tage, alles entspannt oder doch eher stressig?

Das läuft alles in seinen Bahnen. Wir sind wohl ein recht großer Haufen und, wie gesagt, weit verstreut. Tom wohnt inzwischen in Berlin und hat früher in der Farbstraße Konzerte mit Rockground veranstaltet. Dadurch hat er 2008 die DOOM IN BLOOM Neuauflage möglich gemacht. Er ist heute für unsere Online Sachen zuständig.
Jojo ist dem Ländle treu geblieben und hat zusammen mit Freunden die Dusty Brain Stoner Festivals in Schwäbisch Gmünd veranstaltet. Da er so ziemlich alles was nicht bei drei auf dem Baum ist schon live gesehen hat, ist er unser Mann für die Bands.
Timon aus Stuttgart hat mit Tom das DIB wiederbelebt und eine Zeit lang mit Advanced Music Stoner und Doom Konzerte in Stuttgart veranstaltet. Heute kümmert er sich eher um die Sachen im Hintergrund.
Simon aus Karlsruhe ist diesmal frisch dabei. Er geistert schon seit langem in der Szene herum und war schon als Fahrer für so manche Band unterwegs. Mit dem DIB hat er so seine ganz eigenen Pläne. 😉
Ganz wichtig sind Katrin und Claus, unser Team für die Kunst. Sie haben seit jeher Flyer und Artworks entworfen. Ein ganz großes und herzliches Dankeschön für all die Mühen in den letzten 8 Jahren.

DOOMWas müssen wir noch wissen, warum sollen alle kommen, was wünscht du dir selbst für das kommende Wochenende?

Dank für das Interview und dass du dich so sehr für uns einsetzt, Frank. Ich hoffe, alle Besucher haben ihren Spaß auf dem DOOM IN BLOOM-Festival. Und immer daran denken, Doom ist Hoffnung!

Weitere Infos zum DOOM IN BLOOM gibt es auf der Homepage des Festivals sowie auf der Facebook-Seite.

Die Running Order:
18:00-18:30 – MUSTUM
18:45-19:25 – VERSUS THE STILLBORN-MINDED
19:45-20:30 – MIRROR OF DECEPTION
20:50-21:35 – SINISTRO
21:55-22:55 – NAEVUS
23:15-00:15 – SUBROSA

Bilder: Doom In Bloom-Festival

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