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CROSSCUT: Härter und glaubwürdig

Nach ihrem wirklich starken Album “Nonesizefitsall” haben sich CROSSCUT Ende November mit “Director´s Cut” zurückgemeldet und konnten ein weiteres Ausrufezeichen in der deutschen Metallandschaft setzen. Grund genug also mit Hauptsongwriter und Gitarrist Frank zu plaudern.

Nach ihrem wirklich starken Album “Nonesizefitsall” haben sich CROSSCUT Ende November mit “Director´s Cut” zurückgemeldet und konnten ein weiteres Ausrufezeichen in der deutschen Metallandschaft setzen. Grund genug also, mit Hauptsongwriter und Gitarrist Frank zu plaudern.

“Director`s Cut” ist der Titel eurer neuen CD. Wie siehst du die Scheibe und wie würdest du die Songs beschreiben?

Es ist auf jeden Fall ein Muss und sollte in jedem CD-Schrank seinen Platz finden. Zumindest bei Leuten, die auf harte Musik stehen. Nee, also Spaß beiseite. Im Bezug auf die Bandgeschichte ist es sicherlich ein Unterschied und eine Weiterentwicklung zu den beiden Vorgängeralben. Wir sind etwas härter geworden, aber die Melodien, die schon immer da waren, sind immer noch vorhanden. Im Grunde ist es so, dass die harten Sachen noch härter geworden sind und die melodischen noch melodischer. An gewissen Stellen wurden die Songs mehr auf den Punkt gebracht. Es fällt mir auch auf, dass wir viel bessere Kritiken bekommen. Im Hammer waren wir sogar auf Platz 8 im Soundcheck und wir geben viele Interviews, was ja in der heutigen Zeit auch nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Stimmt. Die Songs sind definitiv in der Gesamtheit härter, was mich doch überrascht hat. Ich rechnete eigentlich damit, dass ihr etwas softer werdet und damit auch eure Verkaufszahlen etwas nach oben schrauben wollt.

Die Taktik ist anders: Wir werden härter und verkaufen trotzdem mehr. Hintergrund, warum alles härter geworden ist, ist vor allem dass wir gemerkt haben, dass bei unseren Gigs die Leute am meisten bei den harten Songs abgegangen sind und uns diese Art von Lieder zu spielen auch am meisten Spaß macht. Warum sollten wir also auf der Platte etwas anders machen als was wir live verkörpern?

Stehst du also auch privat auf härtere Musik?

Das ist schon mein Schwerpunkt. Ich bin aber auch ziemlich offen was andere Sachen angeht – solange es selbst gemacht wird. Das ist für mich das Wichtigste. Ich höre mir aber auch mal gerne ruhigere Sachen an, vor allem beim Autofahren. Da fahr ich dann automatisch langsamer und das tut meinen Fahrstil doch recht gut.

Song Nummer 3, “Parade Of Clones”, ist ja eure erste Clubsingle. Der Beginn des Stücks würde sich gut als Klingelton machen. Schon mal daran gedacht über diese Schiene Geld zu verdienen?

Es ist sogar ein originaler Handyklingelton und hat auch Bezug zum Text. Wir leben in einer sehr oberflächlichen Gesellschaft und das Wichtigste scheint zu sein, was man sich als nächstes runterladen kann. Und auch dieser Handykult geht mir auf den Geist. Das Traurige ist ja, dass die Kids darauf total abfahren und ihre Schwerpunkte im Leben falsch setzen. Das mit dem Handy ist nur so ein Beispiel.

Sind die Texte wichtig für euch?

Ja, definitiv.

CROSSCUT: Director's Cut
CROSSCUT: Director’s Cut – Cover

Von was handeln eure Lyrics? Ich habe leider nur eine Promo-CD mit einfachem Pappcover und kann die Texte deshalb nur schwer nachvollziehen.

Die Schwerpunkte sind auch bei dieser Platte wieder persönliche Erfahrungen, die man in den letzten Jahren gemacht hat. Aber nicht nur ausschließlich – wie bei den ersten beiden Scheiben. Dazu kommen jetzt auch noch sozialkritische Texte. Der Song “Significant Skills” ist so eine Art Flashback von Timo über seine Schulzeit und die Idee kam ihm, als wir mal bei einem Abi-Festival gespielt haben. “Roll The Dice” nimmt Bezug auf den musikalischen Hintergrund und unsere Einstellung zur Musik. Wir machen Musik für uns so lange es Spaß macht und lassen uns von Keinem reinreden.

Von der Musik zu leben bleibt dabei aber nur ein Wunschtraum, oder?

Ja, auf jeden Fall. Da darf man auch nicht blauäugig sein. Das können wirklich nur die wenigsten Bands in Deutschland. Es ist ein schöner Nebenverdienst, aber dass man seinen Lebensunterhalt davon bestreiten kann, ist natürlich nicht der Fall.

Nach eurer letzten CD ist ja recht viel bei euch passiert. Ihr habt viele Gigs gespielt, unter anderem als Vorband von SEPULTURA. Was gibt es darüber zu berichten und was ist sonst noch so Lustiges “on the road” passiert? Ich lese ab und zu das “Gigtagebuch” auf eurer Homepage und es scheint ja doch manchmal recht lustig und chaotisch bei euch zuzugehen.

Ja, das stimmt. Erfahrungen macht man bei jedem Konzert. Sowohl positive, als leider halt auch manchmal negative. Ich erinnere mich gerade an ein Konzert in Volkach, bei dem der Veranstalter kein einziges Plakat im Vorfeld aufgehängt hat und auch keiner wusste, dass wir an dem Abend dort spielen. Im Enddefekt waren dann drei zahlende Gäste da. Wir fragten ihn dann wie es mit Essen aussieht, woraufhin er uns in ein Hinterzimmer führte und uns einen alten und verrosteten Grill zeigte. Daneben lagen einfach ein paar Würstchen. Natürlich auch ganz lecker für zwei Mitglieder von uns die sich ausschließlich vegetarisch ernähren. Irgendwann fragte er dann, ob wir den Gig nicht einfach vergessen und wieder nach Hause fahren könnten. Aber das wollten wir dann auch nicht. Die Tour mit SEPULTURA war dann natürlich total klasse. Die ziehen immer noch viele Leute und sind live nach wie vor sehr gut. Einige sagen ja nicht mal zu Unrecht, dass die Band schon ihren Zenit überschritten hat. Aber für eine Truppe von unserer Größe war das natürlich ein absolutes Highlight.

Kommt man auf Tour an die Musiker ran oder sind sie abgeschottet?

Man kommt schon an die Musiker ran. Über unseren Sponsor haben wir ihnen dann ein paar Klamotten geschenkt, worüber sie sich sehr freuten und ich habe erst vor Kurzem Fotos gesehen, da hatten sie genau diese Sachen an. Schön fand ich auch, dass sie sich unsere Shows angesehen haben und immer mal Zeit für einen Small-talk hatten. 2001 waren wir ja mit CLAWFINGER unterwegs. Die waren noch etwas unkomplizierter und wir haben da eine richtig gute Beziehung aufgebaut.

Und wann kommt die SEPULTURA-Reunion mit Max?

Ich würde es mir wünschen, obwohl ich beide Bands total mag. Ich stelle mir aber eine Reunion sehr schwierig vor, höchstens wenn beide Bands in arge finanzielle Nöte geraten.

Themawechsel. Ihr habt nach eurer “ersten Platte” mal bei mir um die Ecke in Bamberg gespielt. Kannst du dich an den Gig noch erinnern?

Ja, das war in so einer Altstadt, oder?

Stimmt. Da waren total wenige Leute. Ich habe mir den Gig aber mehr aus Langeweile angesehen und weil ein Freund unbedingt hin wollte. Obwohl mir die Scheibe damals nicht so zugesagt hat, habt ihr mich an diesem Abend total überrascht. Wenn man so eure Presseinfos liest, die ganze Sache mit eurem ersten Sänger, der ja bei VIVA war, betrachtet, die Hochglanzplakate in der Stadt Bamberg, usw. – da dachten bestimmt viele Leute an eine weitere gehypte Band…

Freut mich, dass wir dich überzeugen konnten und das hat man früher auch öfter gehört. Und so wenige Leute waren da doch gar nicht. Wir hatten schon Konzerte, da kamen noch viel weniger. Für uns ist es egal wie viele Fans beim Konzert anwesend sind. Wir wollen und werden immer alles geben und nehmen auch jeden Gig total Ernst. Die Leute, die dort waren, haben ja auch Eintritt gezahlt.

CROSSCUT

Wie geht´s jetzt weiter mit euch? Was passiert nach der Veröffentlichung?

Jetzt spielen wir erstmal ein paar Konzerte im Januar. Zum Teil als Headliner oder in Ingolstadt als Vorband von MEGAHERZ. Der eine Gitarrist von denen hat mich mal kontaktiert, weil wir auch einen neuen Sänger suchten, und fragte, ob wir jemand kennen der für sie in Frage käme. Ich habe ihm da was zukommen lassen – ob sie jemanden davon genommen haben kann ich aber gar nicht sagen. Schwerpunkttechnisch werden wir im Januar und Februar unterwegs sein und soeben habe ich auch die Bestätigung für das With Full Force erhalten. Die Basis ist also gelegt. An solche Sachen wie das Rock Im Park oder Rock Am Ring zu kommen ist für eine Band wie uns halt schwierig. Wir sind nun mal bei einem kleinen Label und da reden so viele Leute bei der Bandauswahl mit…

Du hast euer Label mal kurz angesprochen. Wie zufrieden bist du mit deren Arbeit?

Mir fehlen die Vergleiche wie es bei anderen Bands ist. Aber ich bin schon sehr zufrieden. Es ist alles sehr familiär, da zum einen nicht viele Leute dort arbeiten und zum anderen diejenigen, die dort arbeiten, immer ein offenes Ohr für die Bands haben und sich auch wirklich mit diesen auseinandersetzen. Wir haben zu ihnen also ein sehr gutes Verhältnis, was ich für sehr wichtig halte.

Läuft euer Vertrag noch länger, oder ist Schluss nach dieser Platte?

Das wird sich zeigen. Mal sehen wie die Situation nach der Platte ist. Es geht ja nicht immer nur von der Plattenfirma aus, auch wir als Band können ja uns mal umschauen. Laut Vertrag gibt es noch Optionen – ob die gezogen werden wird man sehen. Ich weiß, dass “Nonesizefitsall” die Platte war, die sich bisher beim Label am zweitmeisten verkauft hat. Mal sehen wie es weitergeht.

Glaubst du noch an den ganz großen Durchbruch mit CROSSCUT? Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass ihr mit dem letzten Song “Zone Of The Sphinx” irgendwann mal auf VIVA landet und kurze Zeit später über Nacht so groß werdet wie OOMPH!. Da rechnete ja auch keiner mehr mit.

Das stimmt. Ich hoffe es natürlich schon, alles andere wäre gelogen. Aber das ist für uns nicht wichtig um weiter Musik zu machen. Letztendlich tun wir uns aber nicht unbedingt einen Gefallen, wenn wir mit so einer Nummer bekannt werden, da der Song nicht typisch für uns ist. Das ist dann schon ein Stück weit Konsumentenverarschung. Wir haben auch noch keine Verkaufssingles, sondern nur Clubsingles von “Director´s Cut“. Und ich könnte mir vorstellen, dass wenn jemand “Zone Of The Sphinx” geil findet, er trotzdem ein Problem mit der kompletten CD haben könnte..

Deine drei Lieblingsplatten aller Zeiten?

Ich lege mich da gar nicht so gerne fest und sag Dir deshalb mal meine drei Lieblingsbands: METALLICA – von denen kauf ich mir alles, da sie mich auch zu harter Musik gebracht haben. SLAYER habe ich vor kurzem live gesehen und das war mal wieder total geil. Bei dem Konzert war ich von SLIPKNOT total enttäuscht. PANTERA fand ich immer sehr großartig. Das beste Album aller Zeiten hängt bei mir immer von der Tageslaune ab. “Burn My Eyes” von MACHINE HEAD würde ich vielleicht heute sagen. Die begeistern mich live auch jedes Mal. Es gibt wohl kaum einen besseren Frontmann als Rob Flynn.

Das sind jetzt alles Bands aus Amerika. Kannst du auch deutsche Bands empfehlen und seid ihr mit ein paar deutschen Gruppen befreundet?

Da gibt es mehrere. Mit 4LYN ist man immer in Kontakt. Ihr Sänger hat ja auch beim letzten Album von uns mitgesungen. Mit den EMIL BULLS waren wir mal auf dem Oktoberfest unterwegs. Mit CALIBAN habe ich ganz guten Kontakt. Henning von H-BLOCKX sieht man öfter mal – man trifft sich ab und zu auf Konzerten und tauscht sich aus.

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