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YELLOW EYES: Rare Field Ceiling

Man kann freilich einfach nur Spaß haben an den ausgefeilten Kompositionen, dem schrillen Gesang, der unbändigen Gewalt, die hier zum Ausdruck kommt.. oder man hat halt Bilder dazu im Kopf!

Manche Assoziationen bleiben: Vor vielen Jahren las ich mal über den Namen der Band BETHLEHEM, dass er in seiner subtilen Blasphemie fieser und gemeiner sei als, nun ja, z.B. DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT (was, nebenbei bemerkt, auch generell auf das Schaffen beider Bands zutrifft). In der Einfachheit liegt oft die tiefste Seele – auch das sowas, das geblieben ist in meinem – zum Glück meistens ziemlich klaren – Kopf.

Die New Yorker YELLOW EYES wissen ebenfalls um die Sprengkraft eines Namens, dessen verstörende Bedeutung sich erst nach einiger Zeit erschließt: Gelbe Augen entstehen bei einer kaputten Leber oder einer zerstörten Bauchspeicheldrüse, und beides bedeutet den langsamen, sicheren Tod, oft als Folge jahrelangen Alkoholkonsums. Welcher wiederum häufig aus Verzweiflung erfolgt.

Sie haben ihn am Haken

Und genauso hört sich “Rare Field Ceiling” auch an – die Verzweiflung springt uns aus jeder Sekunde dieses extremen Meisterwerks an, ausgedrückt durch qualvolle Schreie in einer Kakophonie aus Gitarrengrauen; und doch wird direkt zu Beginn deutlich, dass YELLOW EYES es gut mit uns meinen: Der Opener “Warmth Trance Reversal” presst dem Probanden ein faszinierendes Riff in die Synapsen, irgendwie warm klingt’s, so dass sie sofort nach mehr verlangen. Es fühlt sich gut an! Scheiße: Sie haben ihn am Haken und lassen nicht mehr los. Darauf muss Verdammnis und Vernichtung folgen (“No Dust”) und dann – man glaubt es kaum – ein Harlekin, der Zähne fletscht in all dem Flimmern (“Light Delusion Curtain”); der Proband ist im Delirium angelangt. Als “Nutrient Painting” erscheint er dann endlich, der wahnsinnige Wissenschaftler, der sich das alles ausgedacht hat, und er erscheint groß und mächtig und lacht, hinter ihm die Höllenhunde, Ausgeburten eines früheren Experiments (“Rare Field Ceiling”); sie zerfleischen alles, auch den Irren selbst – zurück bleibt das Meer (“Maritime Flare”). Aber warum flackert der Leuchtturm so komisch!?

“Rare Field Ceiling” ist kathartischer Krach für klare Köpfe

Und das sind nur ein paar der Assoziationen, die man mit diesem Album haben kann. Man kann freilich auch einfach nur Spaß haben an den ausgefeilten Kompositionen, dem schrillen Gesang, der unbändigen Gewalt, die hier zum Ausdruck kommt, trotz oder gerade wegen der kompositorischen Klasse; aber ich weiß nicht, ob das noch von einem klaren Verstand kündete. Und den braucht es schließlich in einer Welt, die sowohl gelbe Augen als auch das Bedürfnis nach Katharsis durch Krach bei so vielen Menschen immer wieder hervorruft…

Veröffentlicht am 28.6.2019 auf Gilead Media
Spielzeit: 45:50 Min.

YELLOW EYES – “Rare Field Ceiling” – Tracklist

1. Warmth Trance Reversal
2. No Dust (Audio bei Decibel Magazine)
3. Light Delusion Curtain
4. Nutrient Painting
5. Rare Field Ceiling
6. Maritime Flare

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