WYTCHCRAFT: I Taste your Fucking Tears of Sorrow

"I taste your fucking tears of sorrow" ist ein wirklich starkes, abwechslungsreiches und unkonventionelles Doom-Album geworden, das zeigt, dass man ganz kurz davor ist, den für sich idealen Weg gefunden zu haben.

Mit einem ungewöhnlichen Titel und einem ebenso ungewöhnlichen Cover präsentieren die Ruhrpotter WYTCHCRAFT ihre erste Full-Length-CD. Mit Doom-Metal würde man dieses Album auf den ersten Blick jedenfalls nicht in Verbindung bringen. Somit zeugt also schon die äußere Verpackung, dass die Band mehr vorhat, als einfach nur eine weitere Doom-Band zu sein.

Und auch musikalisch geht man eigene Wege und konnte sich zudem zur Vorgänger-Mini deutlich steigern. Dabei hat man die musikalischen Erkennungsmerkmale im Großen und Ganzen beibehalten, deutliche Fortschritte aber vor allem im gesanglichen Bereich, jedoch auch in der Darbietung des Sounds gemacht.

Berechenbar sind WYTCHCRAFT zu keiner Sekunde. Typische Doom-Trademarks werden mit mittellalterlich-folkloristischen, aber auch death-metallischen Elementen kombiniert – Keyboards sind dabei kein tabu, wenn sie songdienlich eingesetzt werden. Es gibt auch andere Bands, die mit einem ähnlichen Stilmix aufwarten, WYTCHCRAFT versuchen aber definitiv nicht, Blaupausen für ihr Songwriting zu nutzen.

Sehr stark vor allem, wie WYTCHCRAFT es verstehen die einzelnen Soundelemente in den Vordergrund zu bringen, dabei die Stücke an sich aber nie zu zerreißen oder den Fluss heraus zu nehmen. Das ist für mich eigentlich die ganz große Stärke an I taste your Fucking Tears of Sorrow. Mal stechen die Folk-Elemente mehr heraus, dann wieder düstere Doom-Teile mit Kirchenorgelsounduntermalung, um im nächsten Moment fast schon wieder Gothic-Metal-lastig daher zu kommen. Alles aber in einem homogenen Gesamtbild.

Winterland ist deutlich von BATHORY beeinflusst und in Kombination mit dem Gesang erinnert das Ganze mal eher an FURTHEST SHORE, dann wieder an die Österreicher SOULSEARCH. Die teilweise Verwendung von deutschen Lyrics tun da ihr übriges.

Für die meisten der strittigste Punkt wird aber nach wie vor der Gesang von Kai Tubbesing sein. Ich persönlich sehe seine Entwicklung aber als extrem positiv an und ich denke er ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Ein Song, der ihm bezüglich alle Gefühle vereint, ist dabei Lass mich gehen. Zu Beginn singt Kai in einer tieferen Tonlage und übertreibt es dabei fast schon mit dem Pathos. Das wirkt schon ein Stück zu gewollt, dabei fällt aber auf, wie viel Wert er bei seinem Gesang auf klare Betonung und Treffsicherheit legt. Seine Death-Metal-Grunts kommen im nächsten Teil punktgenau – das macht er einfach gut. Zwischendurch fällt einem im instrumentalen Bereich ein gewisser WHILE HEAVEN WEPT-Einfluss auf. Die mittelhohen Vocals im nächsten Teil zeigen eine weitere Fassette von Tubbesings Gesang, der um einiges natürlicher wirkt als die pathetischen Teile und somit auch mehr Gefühl vermittelt.

Pathway Into Eternity überrascht dann wieder mit einer fast schon an die Frühwerke von MY DYING BRIDE erinnernde Atmosphäre, wohingegen Lost extrem undoomig-vertrackte Parts mitbringt. Und auch Entities from an Unknown Plane bringt die proggige Seite der Band deutlich zum Vorschein, wohingegen Apocalyptic Visions nochmal den WHILE HEAVEN WEPT-Vergleich unterstreicht. Sehr effektvoll beim Rausschmeißer: die unter die Haut gehenden Sirenen.

I taste your fucking tears of sorrow ist ein wirklich starkes, abwechslungsreiches und unkonventionelles Doom-Album geworden. Steigerungsfähig sind WYTCHCRAFT definitiv noch, vor allem im gesanglichen Bereich. Das erste Full-Length-Album der Band zeigt aber gerade hierbei deutlich, dass man ganz kurz davor ist, den für sich idealen Weg gefunden zu haben. Viel zu entdecken gibt es auf I taste your fucking tears of Sorrow auf jeden Fall. Somit geht eine Kaufempfehlung an alle Doomer, aber auch an diejenigen, die einfach stets auf der Suche nach eigenständigen Bands und interessanten Stilmischungen sind.

Veröffentlichungstermin: April 2005

Spielzeit: 53:02 Min.

Line-Up:
Eric Asmussen (bass, backing vocals)

Markus Kratz (guitar)

Fabian Regmann (drums)

Kai Tubbesing (vocals)

Daniel Westheide (guitar)

Produziert von Kristof Becker
Label: Eigenproduktion

Hompage: http://www.wytchcraft.info

Tracklist:
01. I Taste Your Fucking Tears Of Sorrow

02. Prayer´s Night

03. Winterland

04. Lass mich gehen

05. Pathway Into Eternity

06. Lost

07. Entities From An Unknown Plane

08. Apocalyptic Visions

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