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VOLT: Rörhät

Noisig, ursprünglich, wild. Und groß.

Drei Jungs, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang. Ein Debütalbum, ein Tritt in die Fresse, ein lauter Schmerzensschrei. Für ihre Plattefirma ist dieses Album natürlich und zweifellos die Offenbahrung schlechthin. Davon abgesehen muss man VOLT wirklich attestieren, dass sie Ahnung von der Materie haben. Noisig, ursprünglich, wild – die Chemnitzer sind in diesem Bereich definitiv keine Waisenkinder.

THE JESUS LIZARD, MELVINS und HELMET lassen grüßen, die alten Zeiten leben wieder auf in Form dieses dreckigen Bastards. Das ist erfrischend, das reißt mit. Also rein in den Player und volle Möhre aufdrehen. Die neun Songs bestehen aus klassischen Noise-Riffs, schnarrenden unglaublich geil klingenden Bassläufen und minimalistischem, derb groovigem Drumming. Wenn Sänger Andre schließlich seinen Hass ins Mikro spuckt ist alles vorbei. VOLT haben wieder getötet. Und zwar die arme Seele, die gerade zugehört hat. Die neun Tracks auf Rörhät jedenfalls haben alle genügend Spielraum um sich zu entfalten, hier ist nichts überfrachtet, nichts überladen. Allein deshalb wirkt es atombombenähnlich wenn wie in Stativ die Band nach dem leisen Anfang immer wieder explodiert. Oder wenn VOLT wie in Zwiggillusion sich langsam steigern um schließlich in kurzen, aber umso effektiveren Ausbrüchen die Hirnschale auslöffeln.

Am eindruckvollsten sind VOLT jedoch bei Hospital in Wales, bei dem es tatsächlich so klingt als würde Sänger Andre tatsächlich mittels Zwangsjacke zurückgehalten werden, einen Massenmord zu begehen. Da kann man richtig Angst kriegen. Auch sehr verstörend ist es wie VOLT im Abschlusssong in über zehn Minuten leise, unheilvolle Soundwände entstehen lassen. Sehr minimalistisch das alles, das ist selbstverständlich. Dass Rörhät mit seinen 36 Minuten eigentlich viel zu kurz ist, ist ebenso klar. Demnach ist ein erneutes Drücken auf die Play-Taste vorprogrammiert, manchmal geht das sogar mehrere Stunden am Stück so. Somit hat der Erstling des Trios den Langzeittest nicht nur bravourös bestanden, das Album wird mit jedem Mal hören besser.

Abschließend lässt sich bemerken, dass mit Guido Lucas, dem deutschen Steve Albini, der richtige Produzent für Rörhät gefunden wurde. Die Scheibe klingt wie der von Ekel befallene Blick durch die verdrecke Linse – fantastisch. Anhängern der guten Noise Rock-Scheiben der 90ern ist dieses Album dringend zu empfehlen. Ich persönlich bin platt, entsetzt, begeistert. VOLT haben eine große Zukunft im Underground vor sich, soviel steht für mich fest. Und jetzt los los los! Kauft die Scheibe!

Veröffentlichungstermin: 1. September 2006

Spielzeit: 36:34 Min.

Line-Up:
Andre – Vocals, Guitar
Nico – Bass
Boris – Drums

Produziert von Guido Lucas und VOLT
Label: Exile on Mainstream Records

Homepage: http://www.volt-music.de

Tracklist:
1. Kreuz
2. Griffel
3. Frommburg
4. Zwiggillusion
5. Stativ
6. Hospital in Wales
7. Praecrox
8. Dr. Crox Medua
9. Volt

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