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VENGEANCE: Crystal Eye

Ein echtes VENGEANCE-Album ist das hier nicht, sondern deren Sänger mit Begleitband. Wer auf gutgelaunten Heavy-Rock steht, der sollte mal reinhören.

Klar, wenn man den Metal unserer Nachbarn aus den Niederlanden schon mit Bands wie PICTURE und die großartigen BODINE verehrt hat, dann liebte man unabwendbar auch etwas später VENGEANCE. Ich zumindest. Und sicher nicht nur ich! Große Alben wie das spaßige Take It Or Leave It oder das folgende, anfangs etwas sperrigere Arabia haben für reichlich Fans auch bei uns gesorgt. Ups and Downs folgten, Sängerwechsel, Reunion mit Leon Goewie, dessen Stimme für die Fans ausschlaggebend für die Band steht, 2009 mit Soul Collector ein gutes Album, wohin mag die Reise also gehen? Einen großen Break brachte der überraschende Tod vom langjährigen Gitarrist Jan Somers, der am 28. Januar 2011 mit 46 Jahren an Herzversagen starb. Nun also steht VENGEANCE für Sänger Leon Goewie und eine bunte Promi-Gang, von einer Band mag man bei so einer Besetzung wohl eher nicht reden. Dafür hat der Mann mit Keri Kelli (ALICE COOPER, SLASH´S SNAKEPIT, L.A. GUNS), Chris Glen (MICHAEL SCHENKER GROUP, ALEX HARVEY BAND) und Chris Slade (AC/DC, ASIA) Leute an seiner Seite, die wissen, wie man knackigen Hard`n´Heavy-Rock spielt.
 
Das macht aber nicht automatisch ein gutes Album, aber der flotte, zeitlose Opener kann schnell beruhigen. Die guten alten VENGEANCE findet man nur hier und da mal, dafür reichlich klassischen Hard- und Melodic-Rock, dem man schnell anhört, das hier Michael Voss (MAD MAX, (MICHAEL SCHENKER GROUP, CASANOVA) seine Finger nicht nur am Mischpult hatte. Vieles kommt einem bekannt vor, wenn man mit dem vertraut ist, was aus seiner Schmiede so kam die letzten Jahre. Was soll´s, das meiste ist gut und passt zur kratzig-fröhlichen Stimme von Goewie. So gibt es groovige Tanzflächenfüller mit melodischem Refrain wie den Five Knuckle Shuffle, kraftvolle Stampfer mit einer guten Portion ACCEPT, aber auch einer Prise der alten VENGEANCE, gekrönt mit einem coolen Solo. Nicht jeder Song ist eine Heldennummer, der ein oder andere Track lässt doch keinen Zweifel, dass die Freunde der starken alten Alben eben bei diesen bleiben sollten. Die erwarteten, überraschend weit hinten platzierten Kuschelsongs, genauer die klassische Powerballade Promise Me und als Quasi-Schlusstrack Missing, nun ja. Letzterer wird so schmachtend vorgetragen, hat sofort verloren, wenn man die Gänsehautversion eben dieses Songs gerade erst wieder vom letzten PAUL SHORTINO-Album gehört hat, welches ja ebenfalls Michael Voss produziert hat. Der Titelsong hingegen stammt von ehemaligen VENGEANCE-Kollegen Arjen Lucassen (AYREON, AMBEON, STAR ONE, und ja: BODINE), kommt inklusive Heldenchören unerwartet sperrig und wirkt ebenso etwas fremd im Gesamtbild des Albums wie das flott-energische Whole Lotta Metal aus der Feder von Tony Martin (ex-BLACK SABBATH, EMPIRE), das mich etwas an VAN HALEN´s Hot For Teacher erinnert, ja, das mit dem coolen Video!

Nein, eine neues VENGEANCE-Album ist Crystal Eye eher nicht, dafür aber ein gelungenes Hard`n´Heavy-Rock-Album, das weitestgehend viel Spaß macht, die schwächeren Songs rettet Leon Goewie´s charismatische Stimme, die halt wie gewohnt gute Laune verbreitet. Ganz so knackig wie in den späten 80ern klingt der gute Mann zwar nicht mehr, aber mit viel Charme und Kraft in der Stimme singt er immer noch so manchen Helden der 80er an die Wand, von denen uns ja die letzten Jahre wieder reichlich vorgesetzt werden. Als tolle Verbeugung vor dem verstorbenen Kollegen gibt es zum Abschluss noch das kurze Gitarreninstrumental Jan´s End Piece, das den Fans einige der letzten Gitarrensoli von Jan Somers schenkt. Auch dessen Sohn Timo Somers (DELAIN) und Produzent Michael Voss steuern ein paar Gitarren bei, die offizielle Begleitband von Leon Goewie präsentiert sich erwartungsgemäß professionell.

Wie schon gesagt: ein echtes VENGEANCE-Album ist das hier nicht, sondern deren Sänger mit Begleitband. Wer auf gutgelaunten Heavy-Rock steht, der sollte mal reinhören, Fans der zweifelsohne coolen Stimme von Leon Goewie können blind zugreifen. Alte VENGEANCE-Fans sollten erst mal reinhören, wer die Niederländer noch nicht kennt, der greift erst zu den Klassikern oder einer der Best-Of-Scheiben.  Das Digipack hat mit Paint This Town und dem Radio Edit von Barbeque zwei weitere Songs dabei.

Veröffentlichungstermin: 24.02.2012

Spielzeit: 45:59 Min.

Line-Up:
Leon Goewie – Vocals
Keri Kelli – Guitar
Chris Glen – Bass
Chris Slade – Drums
 
Gäste:
Michael Voss – Guitar, Vocals
Timo Somers – Guitar

Produziert von Michael Voss
Label: SPV/Steamhammer

Homepage: http://www.vengeanceonline.nl

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/pages/vengeance/129946840408570

Tracklist:
1. Me And You
2. Bad To The Bone
3. Barbeque
4. Shock Me Now
5. Five Knuckle Shuffle
6. Desperate Women
7. Whole Lotta Metal
8. Promise Me
9. Crystal Eye
10. Missing
11. Jan´s End Piece

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