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TOMORROW´S RAIN: Hollow

Man soll ja nicht über vergossene Milch weinen, vielleicht über vergossenes Bier, wenn die Vorräte zur Neige gehen. Offenbar hervorragend weinen kann man aber bereits heute über den „morgigen Regen“, denn die Gothic-Jünger von TOMORROW´S RAIN aus Tel Aviv tun dies auf vorliegender CD wahrhaftig ausgiebig und mit viel Mühe und Anstrengung. Außerdem mit einer beeindruckenden Anzahl an Gast-Beiträgen von Aaron Stainthrope (MY DYING BRIDE), der Mann ist ja Weinen gewohnt, über Greg Mackintosh (PARADISE LOST), Fernando Ribeiro (MOONSPELL), beide auch den Tränen nicht fremd, bis zu einer ganzen Reihe weiterer Namen aus Doom, Gothic und dem Metal-Gemischtwaren-Laden. Ich habe wirklich keine Lust, die Beiträge der elf (!) Gäste jetzt im Detail aufzudröseln, also wer in welchem Song sein Taschentuch zückt, denn leider rechtfertigt die Qualität von „Hollow“ das ganz und gar nicht. Qualität oder Inspiration sind hier leider so verloren wie Tränen im Regen.

TOMORROW´S RAIN liefern eine Wagenladung Kitsch

Denn was die Band trotz aller Gäste, trotz transparenter, teurer Produktion mit allerdings recht künstlich klingenden Drums und jeder Menge Ambitionen leider so gar nicht auf ihrer Platte hat, sind Eigenständigkeit, so etwas wie gute Ideen oder den Mut, einen Millimeter vom Schema-F-90er-Gothic-Song abzuweichen.

Dafür gibt es eine Wagenladung Kitsch, Pathos, klimpernde Gitarren, die Tiefsinnigkeit vorgaukeln oder Allerwelts-Stakkato-Riffs schrammeln, leidende, flüsternde Männerstimmen, die dann kurz ihren Frust über das schlechte Wetter oder die hohen Benzin-Preise heraus growlen müssen, aber danach sofort wieder feinsinnig leidend mit einem Glas Rotwein am flackernden Kamin sitzen und dem Weltschmerz frönen.

“Hollow” ist überflüssig wie eine Großpackung Patchouli

Nichts an den 8 Songs (plus „Accoustic“ Version von “Fear”, man könnte es auch Schlager-Version nennen) ist irgendwie herausragend, erwähnenswert oder ansprechend. Stangen-Ware vom Aller-Gewöhnlichsten. Ohne Höhepunkte oder tieferen Eindruck zu hinterlassen plätschern und leiden die Songs am Hörer vorbei und gleiten auf einer Schleimspur aus Gefälligkeit ins unendliche Nichts der Belanglosigkeit. Die völlig überflüssige bis ärgerliche Cover-Version von NICK CAVEs „Wheeping Song“ einberechnet.

Das gilt zumindestens für mich. Ich bin mir sicher, dass es haufenweise Leute gibt, die zwischen den CDs aus PARADISE LOSTs mittlerer Phase, BEYOND THE BLACK, UNHEILIG und der Groß-Packung Patchouli noch Platz im Regal für „Hollow“ haben werden. Ich bin froh, wenn ich das Album nach Abspeichern dieses Reviews nicht mehr hören muss. Ansonsten fange ich nämlich noch an zu weinen und das kann niemand wollen…

Release Date: 11.09.2020

Label: AOP Records

TOMORROW´S RAIN “Hollow” Tracklist

Trees
Fear feat. Aaron Stainthorpe (Audio bei YouTube)
A Year I Would Like to Forget
In the Corner of a Dead End Street feat. Sakis Tolis, Kobi Farhi, Gregor Mackintosh (Audio bei YouTube)
Misery Rain feat. Fernando Ribeiro, Mikko Kotamäki
In the Mouth of Madness feat. Jeff Loomis, Kobi Farhi
Hollow feat. Spiros Antoniou
The Weeping Song feat. Kobi Farhi, Lisa Cuthbert, Anders Jacobsson

Line Up:

Yishai Sweartz – Vocals
Raffael  Mor – Guitars
Yoni Biton – Guitars
Yaggel Cohen – Bass
Shiraz Weiss – Keyboards
Nir Nakav – Drums

https://www.facebook.com/TomorrowsRain

https://artofpropaganda.bandcamp.com/album/hollow

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