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THOMAS GILES: Pulse

Das beeindruckend schöne und stimmungsreiche Soloalbum des BETWEEN THE BURIED AND ME-Frontmannes.

Irgend jemand hat mal gemeckert, dass er, wo er doch so schön singen kann, blöderweise die ganze Zeit brüllt. Bitte sehr, hier ist das Soloalbum von THOMAS GILES, der BETWEEN THE BURIED AND ME-Fans als deren Sänger und Keyboarder Tommy Rogers bekannt ist. Pulse zeigt hier den Musiker nicht unbedingt von einer anderen Seite, aber irgendwie überrascht es trotzdem, in welchen Gefilden sich der Multiinstrumentalist herum treibt. Zwei Namen geben bereits großen Aufschluss über Pulse: PINK FLOYD und RADIOHEAD. Dazwischen, gewürzt mit etwas kruder Elektronik und einem leichten Schuss Härte. Mal sind hier klassische Roger Waters-Balladen zu hören, dann wieder experimentelle, leise Momente, die doch ein wenig nach THOM YORKE klingen.

Die Handschrift ist allerdings klar diejenige von THOMAS GILES, dessen wundervoll emotionale Gesangslinien auch bei BETWEEN THE BURIED AND ME stets für Gänsehaut sorgen. Im Endeffekt bietet Tommy Rogers mit seinem komplett in Eigenregie entstandenen Album alles, was man sich von ihm wünscht. Zurückhaltung ebenso wie große Momente, Melancholie ebenso wie eine gewisse Verrücktheit. Pulse beginnt mit dem Sleep Shake, das dank seinem mächtigen Chorus wie das Intro zum The Great Misdirect-Nachfolger klingt, wird dann wavig-treibend, wie Reverb Island zeigt, hat sogar Minimalismus im Singer/Songwriter-Stil zu bieten, was Scared und das fantastische, bodenständig-poetische Armchair Travel zeigen.

Nicht immer trifft er mitten ins Herz, gerade bei den etwas schrägen Stücken, wie die semi-Electro-Nummer Catch & Release und Reject Falicon und die STRAPPING YOUNG LAD-Hommage Medic zeigen. Wenn er aber seine Seele sprechen lässt, erleben wir Rogers wie üblich als Zauberer, der dein pumpendes Herz aus der Brust heraus reißt. Mr. Bird verneigt sich vor MUSE ebenso wie ULVER und liefert unwiderstehlich emotionale Musik, die tief unter die Haut geht. Ebenso Suspended The Death Watch und das abschließende, zeremonielle Hypoxia, die großes Gefühlskino liefern und nach kurzer Eingewöhnungsphase richtig süchtig machen. Hier wird deutlich, THOMAS GILES hat kein liebloses Soloalbum parat wie andere Frontmänner, die nur ihr übergroßes Ego noch stärker ausweiten wollen. Hier begibt sich ein Vollblutmusiker auf die Suche nach dem perfekten Moment, nach dem einzig wahren Song. Die elf Versuche, die Tommy Rogers hier unternimmt mögen teils grundverschieden sein, haben aber dank seiner wundervollen, glasklaren Stimme und seiner persönlichen Handschrift alle eine Gemeinsamkeit.

Pulse ist mal leise und mal laut, mal traurig und mal fröhlich, mal reduziert und mal ausufernd, und manchmal verbindet es all das, wie selbstverständlich. Nicht immer begeistert Tommy, der alles selbst eingespielt und auch produziert hat – ein paar experimentelle Momente hätte er sich schenken und sich stattdessen auf den Zauber eines wundervollen Songs beschränken dürfen, aber so richtig ins Gewicht fällt all das nicht. Pulse ist ganz weit weg von BETWEEN THE BURIED AND ME, trifft aber auch den Kern dieser Band. Darum ist dies ein Album, das weder Freunde von THOMAS GILES Hauptband, noch von englischem Rock, sei es RADIOHEAD, QUEEN oder sonst wem, ungehört stehen lassen sollten.

Veröffentlichungstermin: 28. Januar 2011

Spielzeit: 44:30 Min.

Line-Up:

Tommy Rogers – Gesang, Instrumente

Produziert von THOMAS GILES
Label: Metal Blade Records
MySpace: http://www.myspace.com/thomasgilesmusic

Tracklist:

1. Sleep Shake
2. Reverb Island
3. Mr. Bird
4. Catch & Release
5. Hamilton Anxiety Scale
6. Scared
7. Reject Falicon
8. Medic
9. Suspended The Death Watch
10. Armchair Travel
11. Hypoxia

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