THE GAZETTE: Nil

THE GAZETTE kreieren Visual Kei – und pendeln zwischen Mainstream Pop und sperrigen Metalgitarren.

Noch vor einigen Jahren ging die japanische Musik eher am europäischen Hörer vorbei. Klar gab es Ausnahmen, hier und dort ein vereinzelter, teurer Import oder mal ein Tape aus Nippon von einer Brieffreundin, aber der großangelegte Klangangriff aus dem Land der aufgehenden Sonne blieb doch eher aus. Mittlerweile hat sich das geändert, nach MUCC und SHIZUKO OVERDRIVE steht mit Nil von THE GAZETTE schon das dritte Visual Kei-Werk zur Besprechung an und wagt den Sprung nach Europa. Die Formation THE GAZETTE wurde zwar erst 2002 gegründet, kann jedoch schon beachtliche (Hitparaden)-Erfolge im Heimatland vorweisen und macht auf Nil auch rasch klar, dass im technischen Bereich keine Schwächen bestehen. Die Produktion des Werkes ist professionell und auf dem Niveau von Mainstream Rock/Pop anzusiedeln.

Eine gewisse Mainstream-Kompatibilität zumindest im japanischen Sinne lässt sich der Musik von THE GAZETTE auch sonst nicht absprechen. Denn hier und da geht es schon sehr poppig zu und her, auch wenn die Japaner in Bath Room durchaus an ihre Landsleute von MUCC erinnern. Allerdings macht sich gerade in diesem Song der etwas näselnde Gesang von Ruki negativ bemerkbar – dies bleibt jedoch nicht immer so, da Ruki vom aggressivem Shouting (etwa in Maggots), bis zu typisch J-Pop-artigem Clean-Gesang zahlreiche Register zieht. Zwar trifft der Fronter den richtigen Ton, doch manchmal driftet seine Darbietung auch in die Sparte allzu nervig ab – schon deswegen bedarf es vor einem Erwerb von Nil wohl aufmerksamen Anhören. In Sachen Instrumentenbeherrschung kann man THE GAZETTE indes nichts Negatives vorwerfen – alles sitzt, wo es sitzen soll, es wird abwechslungsreich gerockt. In Discharge oder Maggots dürfen es auch mal härtere, sperrige Gitarren sein, in D.L.N schlagen die Japaner eher balladeske Töne an.

Einen Anspieltipp herauszupicken fällt schwer, da die Japaner in jedem Song eine große stilistische Bandbreite zum Besten geben. Darin liegt neben der Gesangsfrage dann wohl auch die Crux bei der Kaufentscheidung: Wer darauf steht, wenn jemand von Metal bis B`Z-mäßigem J-Pop alles in einen Song packt, wird THE GAZETTE als willkommene Abwechslung zu Bands sehen, die sich in ihrer Stilschublade wohl fühlen und weniger wild durch die Musikgenres hüpfen. Andere dürften bei der Mischfreudigkeit dieser Japaner jedoch schneller Bauchschmerzen bekommen als nach einer zu großen Portion Sushi mit zu viel Wasabi.

Veröffentlichungstermin: 14.07.2006

Spielzeit: 55:56 Min.

Line-Up:
Ruki: Vocals, Gitarre
Uruha: Gitarre
Aoi: Gitarren
Reita: Bass
Kai: Drums

Label: CLJ Records

Homepage: http://marie.saiin.net/~mxm/band/pc/top

Tracklist:
1. The End
2. Nausea & Shudder
3. Bath Room
4. Maggots
5. Namaatatakai Ame to Zaratsuita Jyounetsu
6. D.L.N.
7. Shadow VI II I
8. Barrette
9. Cassis
10. Silly God Disco
11. Discharge
12. Taion

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