TENHI: Airut:aamujen

Ein schönes Album, das man an einem gemütlichen Abend mit Kerzenschein und einem guten Wein perfekt genießen kann.

Unaufdringlich, trist, naturverbunden, das trifft auf TENHI zu, die seit jeher in ihrem eigenen Kosmos Platten veröffentlichen, die man sich am besten dann anhört, wenn man mitten im Wald sitz, Beeren pflückt und mit den Tieren spricht. Ganz so extrem ist es zwar auch nicht, aber im letzten Urlaub in den Bergen war Maaäet schon ein treuer Begleiter.

Nun hat Airut:aamujen nicht viel mit dem letzten regulärem Studioalbum der Finnen zu tun, viel mehr handelt es sich um die bandeigene Saga, die erstmals seit 2001 fortgeführt wird und deren Hauptaugenmerk auf dem Klavier liegt. Schwere Töne kommen aus dem Hauptinstrument dieses Albums. Schwer sind sie und haben so viel Platz, sich zu entfalten – Minimalismus ist das Stichwort. Oftmals besteht ein Song nur aus vereinzelten Klaviertönen und Melodiebögen, der triste, beschwörende, monotone Gesang sorgt für wohliges Schaudern, besonders wenn Tyke Saarikko mit seiner rauchigen Stimme den Songs Leben einhaucht.

Airut:aamujen ist pure Atmosphäre, beschwörende Musik, weniger Naturverbunden als der Rest von TENHI, aber ähnlich gehaltvoll. Progressiv ist dieses Album nur zum Teil, aber dennoch ist die Herangehensweise der Band genau so, allein die Klavierarbeit bei Lupomisen Laulu, Kuvajainen und Hiesynty ist ungewöhnlich, originell und eigenwillig. Somit ist Airut:aamujen zwar relativ gleichförmig, doch innerhalb der eng gestrickten Grenzen passiert mehr als man denken könnte, man muss sich nur ausreichend reinhören. Klare Melodieführung und Songaufbauten sind wichtig um der Musik überhaupt ein Gesicht verpassen zu können, ansonsten würde auch nach zig Durchgängen nichts im Ohr bleiben.

SIGUR RÒS schaffen mit ihrem Minimalismus zwar spannendere und mitreißendere Musik, aber die stehen weit außerhalb jeglicher Konkurrenz. TENHI erschaffen auf ihrem neuen Experimentalwerk dennoch eine kongeniale Atmosphäre, sind ganz eigen, unaufdringlich und trist wie schön, was vor allem den Gesang von Janina Lehto so besonders werden lässt, denn dort kommt durchaus Farbe ins Spiel. Alles in allem ist TENHI wirklich ein besonderes Album gelungen, das man an einem gemütlichen Abend mit Kerzenschein und einem guten Wein perfekt genießen kann. Ergo wird es zumindest bei mir nicht oft laufen, aber wenn, dann gefällt es umso mehr.

Wer das normale TENHI-Material mag, könnte seine Probleme mit Airut:aamujen haben, wer sich aber zu Klavierklängen hingezogen fühlt, die alles andere als kitschig sind, darf hier gerne zugreifen. Zwar ist dies äußerst polarisierende Musik, die Einen werden es sterbends langweilig finden, die Anderen werden darin ihr Seelenheil finden, ein wenig mehr Biss hätte das Album doch vertragen können. Ansonsten: schöööön!

Veröffentlichungstermin: 27. Oktober 2006

Spielzeit: 52:19 Min.

Line-Up:
Ilmari Issakainen – Piano, Drums, Bass
Tyko Saarikko – Vocals
Janina Lehto – Vocals
Tuuka Tolvanen – Vocals

Label: Auerbach Tonträger, Prophecy Productions

Homepage: http://www.tenhi.com

Tracklist:
1. Saapuminen
2. Seitsensarvi
3. Lävitseni Kaikkeen
4. Luopumisen Laulu
5. Kuvajainen
6. Oikea Sointi
7. Kahluu
8. Hiensynty
9. Läheltä

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