SUNN o))) & ULVER: Terrestrials

Eine atemberaubende, längst überfällige Zusammenarbeit getreu dem guten, alten Motto: "Maximum Volume Yields, Maximum Results."

Wie unwirklich die Sonne auf dem Cover doch aussieht, eher wie einer ihrer Anhänger, Mars. Es ist eine Art Negativ, das wir sehen, eines das auf die Musik übertragen werden kann. Zunächst ist der Titel Terrestrials. Das Gegenteil ist zu hören. Die längst überfällige, seit nunmehr vier Jahren angekündigte Kollaboration von SUNN o))) und ULVER sollte viel mehr Celestials heißen – man verliert beim Hören nur zu gerne den Boden unter den Füßen. Auch wenn hier eine Art Terra Incognito vor uns liegt. Es gibt viele Geheimnisse, es gibt viel zu entdecken, viel Unerwartetes, Spannendes, Faszinierendes, Schauderhaftes. Es war zu erwarten, dass Terrestrials sehr ambientlastig wird, dass es dadurch zumindest von SUNN o))) ein Negativ zu hören gibt, und in der Tat, gerade das Drone-Duo zeigt deutliche Wandlungsfähigkeit, auch trotz mannigfaltiger Experimente und Kollaborationen in der Vergangenheit. ULVER hingegen müssen ihre musikalische Endlosigkeit gar nicht erst unter Beweis stellen.

Ich bin ehrlich, ich habe kein Wunder von dieser Zusammenarbeit erwartet, obwohl ich mir sicher war, dass nach den ganzen Jahren der Vorbereitung dieses Projekts eine gewisse Qualität bestehen würde. Während die ersten Durchläufe auch noch relativ unspektakulär wirken, macht es klick, als ich mich an das ewige Motto von SUNN o))) erinnere: Maximum Volume Yields, Maximum Results. Die Kopfhörer liegen an, die Musik ist voll aufgedreht. Und plötzlich ist da eine Fülle an Klängen, an Details, es wird mal klaustrophobisch und mal gänzlich befreiend. Die ambivalenten Gedanke sind passé. Terrestrials entfaltet sich und fordert beide Bands heraus. Das Grundgerüst von drei improvisierten Drones im Jahr 2008 ist nur noch bei Western Horn übrig, dem Stück, dass SUNN o))) am meisten und ULVER am wenigsten zulässt. Die voluminösen, dröhnenden Bariton-Gitarren sind auf dem ganzen Album zu hören, jedoch nirgends so präsent wie auf Western Horn. Aber auch hier gibt es unwahrscheinlich viele Klänge, Details und Geheimnisse zu entdecken. SUNN o))) beweisen mit Hilfe von ULVER, dass Drone in der Tat eine Kunstform darstellt. Ein beklemmendes Stück mit der Wucht von White 1, in neuer Ausführung.

Eingebettet ist dieses Stück von Let There Be Light auf der einen, von Eternal Return auf der anderen Seite. Das erste Stück nutzt Drone als Basis, darauf gibt es epische Bläser, bizarre Synthesizer, chaotisches Schlagzeug, ein Gefühl als würde die Erde aufbrechen und uns fressen. Das Gesicht von ULVER zeigt sich erst so richtig im abschließende Eternal Return. Ein paar Momente lang wirkt das fünfzehnminütige Stück so, als würden sich die Musiker an einem Stück von BOHREN UND DER CLUB OF GORE versuchen, dann gibt es eine psychedelische Wendung mit Myriaden von verschiedenen Sounds, die so wunderschön sind, dass das Herz zu schmerzen beginnt. Dass schließlich auch Kristoffer Rygg endlich seine Stimme erhebt ist beinahe schon zuviel des Guten. Eternal Return ist in der Tat ein Grand Finale für eine Zusammenarbeit, deren Qualität sich erst nach und nach offenbart.

In diesen drei Stücken steckt mehr Arbeit und Detailreichtum, als man es für möglich halten würde. SUNN o))) und ULVER ergänzen sich, fordern sich gegenseitig heraus, wobei ULVER mit etwas mehr Zurückhaltung agieren als SUNN o))). Es ist jammerschade, dass nur drei Stücke realisiert wurden, dieses Album hätte gerne doppelt so lange dauern dürfen, keine Sekunde würde langweilen. Davon abgesehen bleiben zumindest sechsunddreißig Minuten atemberaubender musikalischer Momente, die sich in Worte nicht packen lassen. Wer mit Skepsis dieser Zusammenarbeit entgegenblickte, darf beruhigt sein. Wer Großes erwartet hat, wird nicht enttäuscht werden. Zumindest wenn das Album in der richtigen Stimmung, der richtigen Umgebung und zwingend über Kopfhörer gehört und somit körperlich spürbar wird. Dann ist Terrestrials ganz einfach atemberaubend.

Veröffentlichungstermin: 7. Februar 2014

Spielzeit: 36:16 Min.

Line-Up:
Conceived in the interim 2008-2012 at Crystal Canyon Studios in Oslo, Norway, the aggregation of this recording are Greg Anderson, Stephen O´Malley, Daniel O´Sullivan, Kristoffer Rygg, Jørn H. Sværen & Tore Ylwizaker – with ghost appearances by Ole-Henrik Moe & Kari Rønnekleiv (viola & violin), Stig Espen Hundsnes (trumpet) & Tomas Pettersen (drums).

Produziert von Stephen O´Malley und Kristoffer Rygg
Label: Southern Lord Recordings

Homepage: http://sunn.southernlord.com/

Mehr im Netz: http://www.jester-records.com/ulver

Tracklist:
1. Let There Be Light
2. Western Horn
3. Eternal Return

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