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STILL REMAINS: The Serpent

Warum gefällt mir bloß so ein Kitsch?

Also eigentlich ist diese Band ja überhaupt nicht mein Ding. Zum einen sind das Christen, dann sind sie ziemlich kitschig und auf den ersten Blick aufdringlich modern. Ein kalkuliertes Signing, um im Fahrwasser der Emo-Welle noch ein bißchen Geld abzuschöpfen. Prinzipiell eine Band zum Hassen. Zumindestens, bis ich sie gehört hatte. Denn andererseits gibt es ein paar Sachen, die sie retten und mein Kitsch-Zentrum berühren oder meine feminine Seite oder was weiß ich. Und so finde ich mich kopfkratzend, mitsummend vor dem CD-Player und muss zugeben: Ja, verdammt! Das gefällt mir doch!
Zum einen ist da das Keyboard. Ja, das Keyboard! Herrliche 80er-Plastik-Sounds à la EUROPE oder gar LOVERBOY kleiden den recht schmissigen Heavy Rock zwischen HIM und LINKIN PARK, die ich im Original wirklich überhaupt nicht leiden kann, in ein seidenes Gewand voller Wohlfühlharmonien und amerikanischer Smiley-Seeligkeit, der man sich kaum entziehen kann. Und ab und zu scheint bei den Gitarren, neben den sehr guten Soli, sogar so etwas wie IRON MAIDEN durch. Eine merkwürdige Mischung, die noch dazu wirklich funktioniert. Das Ganze wird in Songs verpackt, die vor großangelegten Harmoniebögen und Melodien nur so wimmeln und förmlich Bring mich ins Stadion! schreien. Und vielleicht liegt da auch der Unterschied zu ähnlichen angesagten Bands. STILL REMAINS strahlen eine Unbeschwertheit und Fröhlichkeit aus, die so gar nicht zur üblichen Teenage-Depressions-Geld-Mach-Maschine passen will. Man nehme Dancing with the Enemy, dessen Strophe auch von den oben genannten Parkwächtern stammen könnte, der aber im Refrain, nicht zuletzt durch die altmodischen Keyboards, irgendwie wieder zur 80er Party-Hard-Rock-Atmosphäre zurück findet und schlicht gute Laune verbreitet. Was daran jetzt aufdringlich modern ist? Natürlich gar nichts! Aber es sind ja auch die Sachen, die die Platte zu einer guten machen. Leider gibt es auch noch ein paar andere. Nämlich den machmal nervigen Wechselgesang, zwischen gelungenen Harmonieparts und etwas angestrengt wirkendem Shouten, die zum Teil überflüssigen pseudo-modernen Breaks und die zu offensichtlichen Elchtod-Klauereien. Trotzdem überwiegt das gute Gefühl bei einer Band, bei der man eigentlich erwarten müsste, dass die eine Hälfte Pudel-Frisuren und Spandex-Hosen und die andere Hälfte Kajal und Baggy-Pants trägt. Ich kann mich nur wieder wundern, denn es ist überhaupt nicht meine Welt, aber mir gefällt die Platte. Für dieses Jahr habe ich also meine schöne Platte schon gefunden und kann mich somit wieder richtiger Musik zuwenden.
Ach so, beim Hören der Platte wird man von direkten christlichen Botschaften verschont, aber meinem prinzipiellen Atheismus mit Lemmy als einzig möglichem Gott könnte das sowieso nichts anhaben.

Veröffentlichungstermin: 08.2007

Spielzeit: 41.54 Min.

Line-Up:
Bone – Drums
Steve Hettland – Bass
Ben Schauland – Keys
T.J. Miller – Voice
Jordan Whelan – Guitar
Mike Church – Guitar

Produziert von Steve Evetts
Label: Roadrunner Records

Tracklist:
1. The Serpent
2. The Wax Walls of an empty Room
3. Stay Captive
4. Anemia in your Sheets
5. Maria
6. Dropped from the Cherry Tree
7. Dancing with the Enemy
8. The River Song
9. Sleepless Nights alone
10.An undesired Reunion
11.Avalanche

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