STEEL ATTACK: Enslaved

Die schwedischen Melodic Metaller STEEL ATTACK präsentieren in diesen Tagen mit "Enslaved" ihr nunmehr viertes Studioalbum, welches durch die personelle und stilistische Umorientierung der Truppe kaum noch mit den Vorgängerwerken verglichen werden kann. Ob die Veränderungen das Quintett tatsächlich auf den richtigen Weg gelotst haben, muss sich allerdings erst noch zeigen…

Selbstbewusst beginnt die Presseinfo zur neuen STEEL ATTACK-Langrille Enslaved, welche die schwedischen Melodic Metaller nach personellem und musikalischem Umbruch in diesen Tagen vom Stapel lassen: Punkt eins: Das Album kann mit den Vorgängerwerken nicht verglichen werden. Punkt zwei: Bei diesem Release handelt es sich bisher um den stärksten Release der Schweden. Nun gut, für den ersten Hördurchgang behalte ich mir diese Lobeshymnen einmal im Hinterkopf, ohne allerdings so richtig von diesen großen Tönen überzeugt zu sein, schließlich waren meine bisherigen Eindrücke von STEEL ATTACK nicht sonderlich positiv und somit hielt sich die Vorfreude auf das neue Album auch in Grenzen.

Wider erwarten hat die Band ihr musikalisches Erscheinungsbild tatsächlich unbestreitbar verändert, was unter anderem auf die endlich zumindest teilweise abgelegte Melodic Metal-Maske – auf Kindermelodien a la GAMMA RAY und HELLOWEEN wird nun glücklicherweise gänzlich verzichtet – zurückzuführen ist. Ferner haben STEEL ATTACK noch eine fette Portion traditionelles 80er-Make-Up aufgetragen und sich somit ein völlig neues Gesicht verschafft, in welchem definitv ein erhöhtes Maß an Potenzial steckt. Hinzu kommt der neue Sänger Ronny Hemlin, der den bislang allzu leblosen Bandsonor unweigerlich auffrischt und selbst auch über eine recht hohe gesangliche Bandbreite verfügt, trotz aller Bemühungen aber keine Eigenständigkeit vorweisen kann – immerhin erhält die Hörerschaft so nun einen Eindruck, wie sich ein 75 prozentiger Tim Owens im Melodic Metal-Gewand anhören könnte.

Soweit erscheinen die neuen Ambitionen ja recht vielversprechend, doch gelingt es der Band, diese auf Enslaved auch entsprechend zu verwerten? Hier geraten wir an den anfangs erwähnten zweiten Punkt des Promotexts und ich wage es in dieser Hinsicht einfach nicht, ein felsenfestes Urteil zu fällen. Ich stelle mich ja wirklich nicht quer, wenn es um die technischen Fähigkeiten der Skandinavier geht, wie bei so vielen Acts aus der Region sind diese nämlich auf einem hohen Niveau – sowohl den präzise sägenden Instrumentalisten als auch dem vielfältigen und lebendigen Gesang kann auch der konsequenteste Pessimist nichts entgegensetzen, dennoch kann mich das aus diesen Attributen hervorgehende Liedgut einfach nicht so richtig packen. Klar, die Melodien sind eingängig, das Riffing ist dynamisch und die Songs sind auch nicht mehr ganz so vorhersehbar wie noch vor wenigen Jahren, trotzdem vermisst man in den Stücken irgendwie das Eigenleben, welches so mancher Konkurrent problemlos in das eigene Liedgut einhauchen kann. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen (der Titeltrack, Son Of A Thousand Souls und mit viel Wohlwollen auch Immortal Hate) gehen die Songs deshalb zwar schnell ins Ohr, aber auch ebenso geschwind wieder heraus und es entsteht beim Hörer auch nicht das Bedürfnis, diese Erfahrung noch einmal zu wiederholen, damit der ein oder andere Track eventuell doch noch seinen Anker in den Gehörgang auswerfen könnte.

Zusammenfassend sei also gesagt, dass STEEL ATTACK dem Rufe der anfangs zitierten Presseinfo leider nicht so ganz folgen können. Einzige Übereinstimmung ist der stilistische Umbruch, der zwar eine merkliche Reform im Soundgefüge bewirken konnte, dennoch aber durch die nach wie vor kaum vorhandene eigene Duftnote der Band eher fragwürdig erscheint – ein qualitativer Quantensprung ist den Schweden durch die Umorientierung jedenfalls nicht gelungen, auch wenn die Attribute auf Enslaved möglicherweise noch ausbaufähig sind. Mal sehen, was uns zukünftig noch aus dem Hause STEEL ATTACK erwarten wird…

Veröffentlichungstermin: 01.10.2004

Spielzeit: 46:09 Min.

Line-Up:
Ronny Hemlin – vocals

Johan Jalonen – guitar

John Allen – guitar

Anden Andersson – bass

Mike Steel – drums

Produziert von Peter in de Betou
Label: Arise Records

Homepage: http://www.steelattack.com

Tracklist:
01. Gates Of Heaven

02. Out Of The Flames

03. Forsaken

04. Bless My Sins

05. Immortal Hate

06. Son Of A Thousand Souls

07. Enslaved

08. Voices

09. When You Dream

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