SILVER KNIFE aus Brüssel sind eine „All-Star-Band“. Die bekanntesten Namen, mit denen personelle Überschneidungen bestehen, mögen WOLVENNEST, OERHEKS, LASTER, HÄXENZIRJKELL und DÉHÀ sein. Black Metal mit Post-Punk-Einflüssen ist nicht erst seit gestern eine erfolgreiche Angelegenheit. Warum auch nicht? Wehmut, Weltschmerz und Hoffnungslosigkeit sind in beiden Genres zuhause, die Mischung kann hervorragend funktionieren, wenn alle Elemente ineinander greifen und ein kohärentes Ganzes entsteht. Hier auch?
Wir haben eine Band, die genau weiß, wie man tut, was sie eben tut. Ihre Lieder bauen auf melancholischen Mustern auf, die häufig wiederholt werden und von einem sehr präsenten Bass gestützt werden. Über allem schwebt ein verloren wirkendes, verzweifeltes Geschrei, und fies schreddernde Gitarren sorgen für den kranken Kontrapunkt dazu.
Die nüchterne Beschreibung indes mag es schon vermuten lassen: So richtig begeistert bin ich von dem Album nicht. Das liegt in erster Linie an der Produktion, die die Gitarren – ähnlich wie bei den Kollegen von SHAGOR – einfach viel zu aggressiv in die Gehörgänge krachen lässt. Da wäre weniger mehr gewesen, auch wenn man die anderen Instrumente sehr gut vernimmt und der Gesang an genau der richtigen Stelle platziert ist, um trotz geringer Lautstärke präsent zu sein. Aber das beißende Geschredder macht mich irgendwann einfach fertig.
Schwieriger Sound, wenige Höhepunkte – die aber sind brilliant
Der schwierige Gitarrensound ist schade, macht das Album aber natürlich nicht unbedingt zu einem schlechten. SILVER KNIFE wissen eben, wie sie die oben genannten Gemütszustände ausdrücken können. Zwischendurch schleicht sich sogar der ein oder andere triumphale Moment in die Songs ein – ein Songtitel wie „Triumph in Tragedy“ kommt ja nun auch nicht von ungefähr. Diese Form von künstlerischer Auseinandersetzung mit Weltschmerz taugt mir ja nun in der Regel bestens, und so habe ich auch diesem Album viele Durchläufe gegönnt. Doch bleibt es meist dabei, dass ich mich nur auf die Höhepunkte am Ende freue: Der plötzlich im Hintergrund auftauchende Chor und die dazu gespielte Melodie in „Reticent Paroxysm“ sowie eben die Klimax in „Triumph in Tragedy“ sind brilliant. Allein, die vier Stücke davor sind es eher nicht.
Woran das – außer an der Produktion – noch liegen mag? Vielleicht daran, dass ich schon zu viel Atmo-Black in meinem Leben gehört habe. Vielleicht auch daran, dass mir genau diese Melodien, genau diese Melange aus Geschredder und Geschrei eben nicht so zusagen. Weltschmerz-Junkies sollten SILVER KNIFE trotzdem unbedingt ein Ohr leihen und es selbst beurteilen.
Spielzeit: 46:37 Min.
Label: Amor Fati
Veröffentlichungsdatum: 19.04.2025
SILVER KNIFE „Silver Knife“ Tracklist
1. Sliver (7:54)
2. Restless Blight (7:45) (Audio bei NoCleanSinging)
3. Techne (7:13)
4. Transfiguration (5:24)
5. Reticent Paroxysm (5:37) (Audio bei YouTube)
6. Triumph in Tragedy (12:48)