SIDEWAYTOWN: Years in the Wall

Eine "skygazing Post Rock-Symphony" oder Langeweile auf hohem Niveau?

Die Neuorientierung, die AUTUMNBLAZE-Chef Markus Baltes nach dem Ableben seiner ehemaligen Band vollzogen hat, ist konsequent und doch ungewöhnlich. Der Weg führt den kreativen Kopf hin zu Post Rock und Shoegazer, dabei werden ewige Vorbilder wie ANATHEMA jedoch nicht verleugnet. Das klingt abenteuerlich und experimentell, doch SIDEWAYTOWN verlieren sich mitunter leider in Soundscapes, die langatmig sind und ermüdend wirken. Also doch nix von wegen A Skygazing Post Rock-Symphony?

Der Titel Years in the Wall aber lässt anderes vermuten: Ungebremste, Wände zerschmetternde Kreativität, die den Hörer umhaut und nach der vermeintlichen Sackgasse AUTUMNBLAZE eine wahre Explosion des dargebotenen Materials darstellt. Ich glaube ihm das auch, doch um den Hörer zu beeindrucken und zu berühren, reicht das leider noch nicht. Dabei haben es sich SIDEWAYTOWN zwischen Größen wie GREGOR SAMSA, EXPLOSIONS IN THE SKY, SIGUR ROS, den sanften Stellen von OCEANSIZE und natürlich ANATHEMA bequem gemacht und zelebrieren friedliche, leise, teilweise detailverliebte Musik, die dazu geeignet ist, nach einem harten Tag abzuschalten und Frieden zu finden.

Das ist ja im Prinzip eine wunderbare Sache. Aber Years in the Wall bietet leider keinerlei Ecken und Kanten, keine ungewöhnlichen Ideen und Vorgehensweisen, die ihre Vorbilder stets einbauen. Zwar gibt es wunderschöne Songs, teilweise schön unbequem arrangiert, zum Seele baumeln lassen, wie Paper Walls, Put Your Sun in the Corner und Outpatient: Voice, aber auf Albumlänge will all das noch nicht so recht funktionieren. SIDEWAYTOWN sollten ihre angezogene Handbremse lösen und sich gehen lassen. Ich bin mir sicher, es würde mehr Abwechslung dabei rauskommen, ohne dass die Homogenität darunter leidet.

Ganz klar, die Band hat Potenzial, Markus Baltes hat eine sanfte, schöne Stimme entwickelt, die ebenso wie seine Gitarren, egal ob verzerrt oder clean, durch Zeit und Raum schweben. Seine Mitstreiter Schwandorf und Bassist Fabian Strauß geben das richtige Fundament, damit ihr Boss sich austoben kann. Von Markus Stock mit einem schön erdigen Sound versehen, gibt es zumindest hier einige Ecken und Kanten zu hören. Markus Baltes startet SIDEWAYTOWN mit überaus großem Selbstbewusstsein, übernimmt sich allerdings, auch anhand der auftretenden großen Namen. Auch für einen erfahrenen Musiker wie ihn steht noch ein weiter Weg bevor. Von der Skygazing Post Rock-Symphony ist das Trio ein Stück weit entfernt. Davon abgesehen ist Years in the Wall eine gute dreiviertel Stunde Musik, die Freunden von sehr ruhigem Post Rock durchaus gefallen wird. Zu beziehen ist das Album auf der Bandhomepage.

Veröffentlichungstermin: November 2007

Spielzeit: 44:00 Min.

Line-Up:
Markus Baltes – Vocals, Guitars
Fabian Strauß – Bass
Schwandorf – Drums

Produziert von Markus Stock
Label: Skygaze Music

Homepage: http://www.sidewaytown.com

Email: sidewaytown@gmx.de

Tracklist:
1. Sorry for the Bad View
2. Paper Walls
3. Asylum F22.0
4. Put Your Sun in the Corner
5. Beautiful Accident
6. Lightseconds
7. Empty Station
8. Don´t Visit a Dying Bastard
9. Outpatient: Voice
10. The Fine Print

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