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SHADOW OF INTENT: Elegy [Eigenproduktion]

Nicht mehr nur Deathcore: SHADOW OF INTENT erweitern auf “Elegy” ihren Horizont und vermögen die symphonischen Elemente sowie das dominante Death-Metal-Fundament auch über umfangreiche 60 Minuten auszubalancieren.

Manche Fehler machen wir nur einmal. Zum Beispiel SHADOW OF INTENT vorschnell auf ihre symphonischen Elemente zu reduzieren. Denn obgleich der cineastische Auftakt des Openers „Farewell“ eine deutliche Sprache spricht – für einige Arrangements hat man sich Pianist Francesco Ferrini (FLESHGOD APOCALYPSE) ins Boot geholt -, haben sich die US-Amerikaner vom klassichen Symphonic Deathcore ein Stück weit emanzipiert. Klar, die Wurzeln sind auf „Elegy“ weiterhin präsent, sie stehen allerdings nicht immer an vorderster Front.

Stattdessen versucht das Quartett auszudifferenzieren, wofür der Name SHADOW OF INTENT im Jahr 2022 guten Gewissens stehen kann. Ein stärkerer Hang zum Death Metal macht sich schnell bemerkbar, wobei Gitarrist Chris Wiseman (CURRENTS) zwischendurch catchy Midtempo-Riffing auspackt („Of Fury“), um dann wieder mit dem Vorschlaghammer und ordentlich Wumms zu agieren. Doch trotz Blast Beats und ausladender Double-Bass-Teppiche besitzen „Farewell“ oder „Saurian King“ so etwas wie Textur. Tempowechsel, leise Parts und gefühlvoll gespielte Soli hauchen dem sonst unterkühlten Songgerüst etwas Leben ein, während Frontmann Ben Duerr mit seinem markigen Growling selbiges wieder auszulöschen sucht.

SHADOW OF INTENT wissen die symphonischen Elemente und das Death-Metal-Fundament auszubalancieren

Das resultiert in spannenden Kontrasten, die auch deshalb nicht eintönig werden, weil der Sänger sich nicht nur auf eine Tonlage beschränkt, sondern auch gerne mal gellende Screams hinzuaddiert. Abgerundet wird das Ganze durch Gitarrist Wiseman, der ab und an ein paar melodischere Gesangsparts („Elegy“; „The Coming Fire“, „From Ruin… We Rise“) beisteuern darf. Das verkommt aber nicht zur billigen Masche, weil SHADOW OF INTENT selbst dieses Werkzeug in ihrem Repertoire dosiert und songdienlich einzusetzen wissen.

Eine Gabe, die für „Elegy“ geradezu charakterisierend ist. Denn obgleich die symphonischen Klänge eine tragende Säule der Platte darstellen, verdrängen sie nie das massive-Death Metal-Fundament. Im Gegenteil, Piano und Streicher treten in der Regel erst dann ins Scheinwerferlicht, wenn sich die klassische Metal-Besetzung zurücknimmt und die Songs atmen lässt. An anderer Stelle agieren beide Seiten Hand in Hand, um etwa „From Ruin… We Rise“ einen dezent hymnenhaften Anstrich zu verpassen oder in „Life Of Exile“ die vorherrschende Melancholie zu unterstreichen.

“Elegy” erweitert das abgesteckte Spielfeld um neue Klänge

„Where Millions Have Come To Die” packt überdies eine ganz kleine Prise Industrial hinzu, wohingegen uns das instrumentale “Reconquest” vor dem letzen Akt nochmal tief Luft holen lässt, um das finale Kapitel „Elegy“ in seinen drei Teilen auch entsprechend würdigen zu können. Hier brechen SHADOW OF INTENT ein letztes Mal mit etablierten Strukturen, um das Songwriting in leicht progressive Bahnen zu lenken. Das hätte über 13 Minuten auch als einzelner Track funktioniert, aber wir wollen an dieser Stelle keine Erbsen zählen.

Das wäre auch fehl am Platz, denn nach vier Alben zeigt sich die Band mutig genug, das selbstgesteckte Spielfeld auch mal etwas großzügiger zu erweitern: Die Idee, einen Thrash-/Deathcore-Brecher mit Chuck Billy (TESTAMENT) aufzunehmen, mag man etwa auf dem Papier noch belächeln, wird dann aber schnell eines Besseren belehrt. Noch so ein Fehler, der uns garantiert kein zweites Mal passieren wird.

Veröffentlichungstermin: 14.01.2022

Spielzeit: 60:41

Line-Up

Ben Duerr – Vocals
Chris Wiseman – Gitarre, Clean Vocals, Programming
Andrew Monias – Bass, Backing Vocals
Bryce Butler – Schlagzeug

Produziert von Chris Wiseman und Christian Donaldson (Mix und Mastering)

Label: Eigenproduktion

Homepage: https://www.shadowofintent.com/
Facebook: https://www.facebook.com/ShadowofIntentCT

SHADOW OF INTENT “Elegy” Tracklist

  1. Farewell
  2. Saurian King
  3. The Coming Fire
  4. Of Fury (Video bei YouTube)
  5. Intensified Genocide (Video bei YouTube)
  6. Life of Exile
  7. Where Millions Have Come To Die (feat. Phil Bozeman) (Audio bei YouTube)
  8. From Ruin… We Rise (Video bei YouTube)
  9. Blood in the Sands of Time (feat. Chuck Billy)
  10. Reconquest
  11. Elegy I: Adapt
  12. Elegy II: Devise
  13. Elegy III: Overcome
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