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SEETHER: Holding On To Strings Better Left To Fray

Gutes Album für Leute, die gern NICKELBACK, THREE DOORS DOWN und Co. hören und nicht mehr wirklich für die PEARL JAM/Post-Grunge-Fraktion. Alt-Fans sollten also unbedingt vorher rein hören.

Dass seine südafrikanische Band nach Amerika geht und dort mit vom Grunge geprägtem Sound beachtliche Erfolge hat, das ist mal ehrlich eine schöne Geschichte. Mancher hat ihnen anfangs den Stempel Mini-PEARL JAM aufgedrückt , und mit der Neuauflage des SEETHER-Debüts Disclaimer (als SARON GAS hatte man 2000 bereits in der Heimat das Album Fragile veröffentlicht) hatte man 2004 in den USA mit Disclaimer 2 großen Erfolg. Nun, die Jahre in den USA haben Spuren hinterlassen, aber wohl nie so deutlich wie auf dem neuen, nunmehr fünften Album mit dem Titel Holding On To Strings Better Left To Fray.

Der Auftakt klingt noch deutlich nach SEETHER, wie man sie noch im Ohr hat von der Hitsingle Fake It vom letzten Album Finding Beauty in Negative Spaces einschließlich der erwarteten PEARL JAM-Anleihen. Neu aber gut: braver, sauberer, klarer Gesang, das wollte Shaun Morgan schon länger mal versuchen. Hier darf er es endlich, auch dank Produzent Brendan O´Brien (u.a. AC/DC, PEARL JAM, THE OFFSPRING, RAGE AGAINST THE MACHINE). Die Zeiten von Wutausbrüchen und Geschreie sind offensichtlich vorbei, jetzt wird gesungen, was bei diesem Sound durchaus Sinn macht. Denn der führt weg vom Post-Grunge, zielt eindeutig Richtung Radiokompatiblem Alternative-Rock, den man so in Amerika an jeder Ecke hört. Das kann schnell in die Hose gehen, aber zumindest auf der ersten Hälfte des Albums steht SEETHER dieser Sound sehr gut. Here And Now, die Single Country Song oder Tonight bringen alles mit für einen Radiohit, auch eine Herzschmerzballade wie das schöne Master Of Disaster und das melancholische Pass Slowly bietet sich an für das College-Radio, die Festival-Show oder auch als Soundtrack im nächsten Teenie-Lovestory-Film. Sehr deutlich pendelt man zwischen THREE DOORS DOWN und NICKELBACK, wer diese Bands und ihre unzähligen Nachkommen mag, der fühlt sich hier schnell wohl. Die Songs laufen gut rein, tragen auch mal eine melancholische Stimmung, aber eben nicht mehr die depressive Grundstimmung der Vorgänger. Fans, die sich auf Grunge-Klänge freuen, die werden wohl eher nicht mit dem neuen Wandel klarkommen. Auch die bekannten Wutausbrüche würden hier nicht mehr passen, nur selten dreht die Band mal kurz auf und lässt gar mal einen fetten BLACK SABBATH-Lauf ertönen. Diese Momente retten Holding On To Strings Better Left To Fray davor, ein allzu billiger Abklatsch der Vorbilder zu werden. Auch die neuen gemäßigten Vocals können überzeugen, passen perfekt zum neuen Stil, der zudem im wirklich guten Sound und mit guten Texten daher kommt. Zum Ende hin flachen die Songs aber doch etwas ab, nur die wenigen lauten Momente wie bei Desire For Need lassen aufhorchen. Schlecht ist keiner der Songs, aber wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt nur die erste Hälfte des Albums.

Vor allem mit dem Hintergedanken, dass SEETHER mit der neuen Ausrichtung viele alte Fans vor den Kopf stoßen werden, ist das neue Album ein gefährliches Spiel. Wenn dies der Sound ist, den die Jungs nun fahren wollen, stellen sie sich in eine Reihe mit zahllosen anderen Bands, die auch gern ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Noch lassen sich einige eigene Momente erkennen, wenn die auch noch wegamerikanisiert werden, dann dürfte bei SEETHER zumindest außerhalb der USA bald die Luft raus sein. Hier mit dem neuen Album präsentieren sie ein angenehmes Alternative-Rock-Album, das Spaß macht und sich im Autoradio oder auf der Sommerparty als Begleiter empfiehlt. Aber eben für Leute, die gern NICKELBACK, THREE DOORS DOWN, STAIND und Co. hören und nicht mehr wirklich für die PEARL JAM/NIRVANA/ALICE IN CHAINS-Fraktion. Also unbedingt vorher rein hören, damit das eigentlich gute Album nicht zur bösen Überraschung für Alt-Fans wird.

Veröffentlichungstermin: 13.05.2011

Spielzeit: 45:57 Min.

Line-Up:
Shaun Morgan – Vocals, Guitar
Dale Stewart – Bass, Vocals
John Humphrey – Drums

Produziert von Brendan O´Brien
Label: Wind Up/EMI

Homepage: http://www.seether.com

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/seether

Tracklist:
1. No Resolution
2. Here And Now
3. Country Song
4. Master Of Disaster
5. Tonight
6. Pass Slowly
7. Fade Out
8. Roses
9. Down
10. Desire For Need
11. Forsaken

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