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SECRETS OF THE MOON: Privilegivm

Ein schwieriges Album, das allerdings zu faszinieren vermag.

Vielleicht war der jüngste Besetzungsschwund bei SECRETS OF THE MOON nicht das schlechteste. Die Osnabrücker Black Metal-Band zeigt sich auf Privilegivm deutlich erwachsener und ambitionierter, als auf ihrem trotzdem von Graf Zahl unverständlicherweise nicht besonders wohlwollend aufgenommenem letzten Werk Antithesis. Nicht dass Antithesis irgendwie unausgereift geklungen hätte, aber Privilegivm zeigt sich deutlich selbstbewusster und origineller. Als wären SECRETS OF THE MOON endlich der SATYRICON-Kaste entwachsen wird deren viertes Album mit geheimnisvoll-okkulten Chören eingeleitet, beginnt aber erst so richtig nach dem Intro des zweiten Tracks.

Und hier wird auch gleich das Problem von Privilegivm deutlich. SECRETS OF THE MOON kommen immer nur sehr langsam auf den Punkt. Wenn ihre Songs dann aber erstmal an Fahrt gewinnen, sind sie kaum aufzuhalten. Vielleicht nicht im Hinblick auf die Härte, dafür auf die Atmosphäre. Brutale Stellen gibt es nur selten zu hören, wie in der zweiten Hälfte von Black Halo, dafür haben das epische Sulphur, das erdig-brodelnde I Maldoror mit seinen vielen Facetten und das beschwörende Duo For They Know Not und Queen Among Rats genügend Potential für viele Stunden tiefsinniger Schwärze. Allerdings wollen SECRETS OF THE MOON den Hörer hiermit nicht erdrücken, sondern haben ein luftiges Album parat, das Platz zum Atmen hat und auch dem Konsumenten Zeit zum durchschnaufen gibt. Darunter leidet allerdings der Gesamteindruck des Albums, Privilegivm scheint immer wieder von vorne zu beginnen und würgt sich dann wieder ab. Man hört irgendwie, dass das Schreiben dieses Albums eine schwere Geburt war.

Auch die Intensitätsschraube wird nur selten wirklich angezogen. Trotz dem präzisem, treibendem Drumming, trotz der massiven Gitarrenwände. Und auch wenn es schwer zu fassende, teilweise überraschend lange Songs sind, sie bestehen nur aus einer Handvoll Teilen, die hier und da krude zusammen geworfen wurden und somit nur schwer ins Ohr gehen. Die Operation Privilegivm steht hier und da auf Messers Schneide, aber auch nach dem etwas kitschigen Rausschmeißer Shepherd bleibt ein positives Fazit. Und das nicht nur wegen dem Highlight des Albums namens Harvest, das in der instrumentalen ersten Hälfte noch nicht so richtig weiß, wo es hin will, dann aber alle Stärken dieser düsteren Stunde vereint.

Nein, der bleibende Eindruck liegt an der Detailverliebtheit, mit der SECRETS OF THE MOON zu Werke gehen, auch wenn es oberflächlich nicht so wirken mag. Aber immer wieder schleichen sich dezente Keyboards ein, die neue Bassistin LSK hat einige versteckte gesangliche Einsätze und es gibt sogar hier und da genrefremde Elemente wie Percussions zu hören. Dennoch werden SECRETS OF THE MOON nach wie vor angeführt von sG, dessen Stimme ebenso charakteristisch ist, wie sein Gitarrenspiel. Abgerundet wird das Album mit dem schönen Artwork und durch die passende, massive Produktion von Markus Stock. Wer auf Standard-Black Metal steht ist bei Privilegivm könnte ebenso enttäuscht werden, wie Fans von avantgardistischen Bands des Genres. Wer sich aber ganz dem pulsierendem, ebenso eigensinnigem wie vertrautem düsterem Metal hingeben mag, der sollte SECRETS OF THE MOON und ihrem überaus mutigem neuen Werk eine Chance geben.

Veröffentlichungstermin: 18. September 2009

Spielzeit: 65:27 Min.

Line-Up:
sG – Guitar, Vocals
LSK – Bass, Vocals
T. Thelemnar – Drums

Produziert von Markus Stock
Label: Lupus Lounge

Homepage: http://www.secretsofthemoon.org

MySpace: http://www.myspace.com/secretsofthemoon

Tracklist:
1. Privilegivm
2. Sulphur
3. Black Halo
4. I Maldoror
5. Harvest (Part I: I Forgive Myself / Part II: The Tree Of Life / Part III: Exsultet)
6. For They Know Not
7. Queen Among Rats
8. Descent
9. Shepherd

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