SD77: Epilog

Ein entspannendes Retro-Instrumentalalbum, dass mit den modernen Interpreten des Genres nicht mithalten kann.

Eine Instrumentalplatte jenseits aktueller Strömungen, ist, so sehr ich das Genre liebe, auch mal etwas Erfrischendes. Heißt, RED SPAROWES, PELICAN und Co. tretet mal für eine Stunde ab und überlasst SD77 das Wort. Kryptischer Bandname, der Titel des Debüts Epilog macht die Sache nicht unbedingt leichter. Fakt ist, dass diese Band viel mehr inspiriert ist von PINK FLOYD, KLAUS DOLDINGERS PASSPORT, aber auch der Hörspielmusik von Carsten Bohn und somit auf stur schaltet, was moderne Musik betrifft. Initiator und Multiinstrumentalist Sebastian Durst hat eine Schar an begabten Musikern um sich gesammelt, um seiner ruhigen Progressive-Welt Leben einzuhauchen.

Dabei muss ich an das wunderschöne BRIAN ENO-Album Music for Airports denken, nicht wegen musikalischer Ähnlichkeiten, viel mehr, weil die Musik ebenso dahinplätschert. Klare Songstrukturen lassen sich nicht erkennen, auch keine dynamischen Aufbauten, viel mehr ein entspanntes Gefühl, für Sonntag Morgens, nach ordentlichem Ausschlafen im Bett noch ein wenig rumliegen und dann von der Holden Frühstück ans Bett kriegen. Fürs Kochen, fürs Rumliegen an einem faulen Urlaubstag. Die Musiker hätten allerdings mehr drauf, als derart eintönige Entspannungsmusik.

Dennoch gibt es glücklicherweise einige Variationen, wenn auch nur minimal in Geschwindigkeit, Effekten und dem Einsatz der Instrumentierung. Somit ist Epilog kein Album, das aus einem einzigen 55minütigem Stück besteht und siehe da, mit Pure Gravity Synthax und seinem großartigen Jazz-Saxophon, sowie dem folgenden Wide Zounds mit seiner wunderbaren Slide-Gitarre, haben sich auch zwei dezente Highlights eingeschlichen.

Das Kollektiv aus Rottweil verschenkt einige Möglichkeiten, tötet einige interessante Aspekte leider zu schnell ab, weshalb ein intensives, mitreißendes Album nicht zustande kommt. SD77 liefern dennoch schöne Klangcollagen und bieten Wohlfühlmusik, die manchmal den Moment gut zu unterstreichen vermag. Neben den tollen Leistungen der Musiker und dem wunderschönen, die Stimmung der einzelnen Songs visualisierendem Artwork, bietet das Album vor allem Musik für nebenbei, für Hardliner der 70er Jahre, auch etwas zum genauer hinhören. Mit der Spannung und Intensität der modernen Instrumental-Rock Bands können SD77 und ihr Album Epilog allerdings zu keiner Zeit mithalten.

Veröffentlichungstermin: 29. Mai 2008

Spielzeit: 54:55 Min.

Line-Up:
Sebastian Durst – Schlagzeug, Percussion, Bass, Synthesizers, Grand Piano, Effekt-Gitarre
Alexander Kunz – Gitarre, Bass
Denis Keller – Gitarre, Bass
Jason Campbell – Gitarre
Rainer Demattio – Gitarre
Markus Obergföll – Saxophon
Simon Buss – Grand Piano

Label: House-Master-Records

Homepage: http://www.sd77.de

Tracklist:
1. Intro Volcano
2. Symbolism
3. Tack Sa Mycket
4. Lakoca
5. Wortkarg
6. Whales
7. Pure Gravy Synthax
8. Wide Zounds
9. Antique
10. Morning
11. Kausale Kausalität
12. Frauîcheur

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