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SAOR: Forgotten Paths

Ach, wie schön ist Schottland. Wer’s nicht glaubt oder vergessen hat, braucht sich bloß eines der vier Album-Cover des seit Jahren hochgelobten Ein-Mann-Projekts SAOR anzuschauen, schon ist er mittendrin in den Highlands. Oder, im Falle von “Forgotten Paths”, in irgendeinem Wald…

Ach, wie schön ist Schottland. Wer’s nicht glaubt oder vergessen hat, braucht sich bloß eines der vier Album-Cover des seit Jahren hochgelobten Ein-Mann-Projekts SAOR anzuschauen, schon ist er mittendrin in den Highlands. Oder, im Falle von “Forgotten Paths”, in irgendeinem Wald. Wer Wald blöd findet, klicke sich ins Musikvideo zu “Bròn”, das ist (wenn man den Wald-Part überstanden hat) eine Art Live-Version des Covers der zweiten – und besten – SAOR-Platte “Aura”, allerdings mit – meine Güte, ernsthaft? – einer verwirrt durch die Gegend streifenden jungen Frau im Nachthemd. Muss das sein? Geht’s nicht eine kleine Spur weniger klischee- und formelhaft? Na gut, der Song ist wunderschön, die Landschaft auch – aber trotzdem. Schlimm! Aus Prinzip.

Bleiben wir bei “Bròn”; es bleibt nicht bei der visuellen Erinnerung an “Aura”, auch die Musik erinnert nach dem eher düsteren “Guardians” nun wieder mehr an diese Platte und kann als regelrecht fröhlich bezeichnet werden. Fröhlich, simpel, in Atmosphäre schwelgend, das ist SAOR anno 2019, und leider mal so gar nichts sonst. “Aura” hatte als Bonus das begnadete, verspielte Schlagzeug Austin Lunns und Melodien, nach denen sich in den 90ern jeder Happy-Rave-Komponist alle zehn Finger geleckt hätte; “Forgotten Paths” hat den Über-Hit “Bròn”, zwei weitere schöne Hymnen und ein Harfen-Outro. Das war’s.

“Forgotten Paths” – oder “‘Bròn’ plus zwei”?

Die beiden anderen Stücke sind ebenfalls knapp über zehn Minuten lang, taugen aber mangels wirklich großer Momente und trotz des freundlichen Gastbeitrags von Tausendsassa Neige (ALCEST) lediglich zum netten Mitschwelgen. Das ist nicht verkehrt und bringt eine schöne Untermalung beim Spazierengehen, aber ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich endlich den herrlichen Refrain von “Bròn”, gesungen von Sophie Rogers, hören will. Hinzu kommt, dass das Album eigentlich keines ist – die drei Stücke bestehen aus jeweils drei Songideen und sind nur deshalb so lang, weil Andy Marshall jede davon fünfmal so oft abspielt wie nötig. Es mag als kompositorisches Wagnis durchgehen, klassische Songstrukturen aufzubrechen, aber doch nicht dergestalt, dass jeder Refrain statt ein bis dreimal nun einfach zehn bis zwanzigmal kommt! Atmosphäre soll’s schaffen, klar, aber müde macht’s auch. Man kann zwischendurch aufs Klo gehen, eine rauchen, einmal im weißen Nachthemd ne Runde im Wald laufen – wenn man wiederkommt, klingt der Song genau so wie man ihn verlassen hat. Das dürfen nur Depri-Bands und SUMMONING, finde ich!

Trotzdem ein schönes Stück Musik, irgendwie, schöner als das gnadenlos überbewertete “Guardians” allemal – aber ich hör mir doch lieber wieder “Aura” an. Oder einfach nur “Bròn”.

Veröffentlicht am 15.2.2019 auf Avantgade Music

Mehr im Netz:
SAOR auf Bandcamp

SAOR “Forgotten Paths” Tracklist:

1. Forgotten Paths (11:04)
2. Monadh (10:21)
3. Bròn (12:22) (Video bei YouTube)
4. Exile (4:51)

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