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SAFFRONKEIRA: A New Life [2-CD]

Mit einem Umweg über das Universum zurück in den Mutterleib. Gute Reise.

Dunkle Ecken gibt es überall auf dieser Welt, im hohen Norden ebenso wie in südlichen Urlaubsparadiesen, im Geiste wie im Körper. Eugenio Caria alias SAFFRONKEIRA zeigt daher schon auf zweifachem Wege vom Dasein einer alternativen Finsternis. Nicht nur, dass er aus dem sonnenverwöhnten Sardinien stammt, auch das freudige Ereignis der Geburt ist sein kreativer Katalysator. Von der Finsternis des Mutterleibs in das kalte Licht eines Krankenhauses, in der bösartigen, gefährlichen Welt, und schließlich das Verlassen dieser Welt, das ist schwarz und zugleich Licht. Immer dem Tunnel folgen. Ob der Tod und die Geburt Türen sind, durch die man schreiten muss, und auf deren Seite wieder das selbe lauert. Der Buddhist findet diese Vorstellung reizvoll, der Atheist hält es für romantische Träumerei. Es verwundert nicht, dass SAFFRONKEIRA Ambient bietet, der so organisch, sanft und vertraut wirkt, wie das, was wir im Mutterleib fühlen mussten.

2001: Odyssee im Weltraum hat schon vor vierundvierzig Jahren die Verbindung zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos gezeigt. Heute wird es nicht ganz so abstrakt, aber ebenso unheimlich deutlich. Statt fetter, mächtiger Beats gibt es sanft pulsierende Rhythmen zu hören, die auf die Membrane übergehen, die aber nur aus Zischen bestehen können, während flächige Synthesizer schier hypnotisch immer wieder kehren. Hängen bleibt vermeintlich wenig von A New Life, die gut zwei Stunden Musik fließen dahin und vibrieren, wirken vor allem im Dunkeln. Viele mögen SAFFRONKEIRA langweilig finden, wer A New Life ein paar Mal gehört hat, der wird dieses surreale Klangerlebnis aber früher oder später in sein Herz schließen. Um es zum lernen oder arbeiten zu hören ist es eigentlich zu schade, aber dennoch ist diese Art von Musik perfekt um die Teile des Gehirns in einen Ruhezustand zu versetzen, die dem arbeitenden Teil des Gehirns im Wege stehen.

Extrem minimalistisch geht Caria an die Arbeit, auf der zweiten CD New Life etwas weniger als auf Old Life, aber dennoch genügend, um hellwach zu sein, in dieser unheimlichen Welt alles zu erfassen, was wichtig ist. Und egal ob es eine monotone Klaviermelodie oder eine atmosphärisch-repetitive Gitarre ist, ob es die zahlreichen Soundspielereien im Hintergrund sind oder die abstrakten Elemente, die immer wieder einfließen, SAFFRONKEIRA erschafft ein harmonisches Ganzes, das konsequent auf den Endpunkt Endless Agony Of Being Sick zusteuert. Obwohl Old Life für mich eher nach New Life klingt, und umgekehrt, dieses Mammutwerk ergibt in seiner eigenen Welt völlig Sinn. A New Life ist unheimlich, wunderschön, poetisch und unaufdringlich, strahlt eine Ambivalenz aus, an der man sich nach einer Eingewöhnungsphase gar nicht satt hören kann. Irgendwo zwischen TIM HECKER und FENNESZ experimentiert SAFFRONKEIRA so autark und eigenständig, dass jegliche Kategorisierung eh zwecklos ist. Wer elektronische DENOVALI-Releases bisher gut fand, wird vom Geschmack des Labels auch in diesem Fall nicht enttäuscht sein. Kurz: Mit einem Umweg über das Universum zurück in den Mutterleib. Gute Reise.

Veröffentlichungstermin: 20. Juli 2012

Spielzeit: 64:13 + 73:29 Min.

Line-Up:
Eugenio Caria

Produziert von Eugenio Caria
Label: Denovali Records

Homepage: http://saffronkeira.tumblr.com/

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/saffronkeira

Tracklist:
A New Life Part I – Old Life:
1. Soliga
2. Symbiosi
3. Intrepidation
4. Ethan
5. Pregnancy
6. 8th months
7. Last Days

A New Life Part II – New Life:
1. 111208
2. First Denti
3. Psychologically Destroying
4. 190305
5. Acceptance Of Mental Disorder
6. Endless Agony Of Being Sick

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