ROOT: Heritage Of Satan

Orientierungsloser und überflüssiger Output der einstigen Pioniere für tschechischen Black Metal.

ROOT mögen einen Vorreiterstatus in der Tschechischen Metal-Szene inne haben, den ihnen niemand auf Lebenszeit mehr nehmen kann. Denn dafür mischen sie einfach schon zu lange den Untergrund auf und haben den Sound für okkulte Musik in ihrer Heimat zusammen mit MASTERS HAMMER maßgeblich geprägt, wenn nicht sogar im Alleingang mit dem Album Zjevení / The Revelation definiert. Doch diese ersten Pionierarbeiten liegen nun schon mittlerweile 25 Jahre zurück – anscheinend scheint der Zeitpunkt gekommen, an dem sich alternde Musiker gezwungen fühlen, eine weitere Existenzberechtigung auszustellen. Ob dies mit Heritage of Satan besser als mit dem gespalten aufgenommen Vorgänger Daemon Viam Invenient gelingt, wird das folgende Review aufzeigen.

Eins muss man ihm lassen: Mühe gegeben hat sich der Bandkopf und Church of Satan-Vorsitzende, der auf den gar nicht so gruseligen Name Big Boss hört, in gewisser Weise schon. Ein recht ansehnlich gestaltetes Artwork vom Satansbraten Erik Danielsson aus dem Hause WATAIN gesellt sich zu einer prominent besetzten Gästeliste, die bekannte Musiker wie Blasphemer (ex-MAYHEM) oder dem genesenen Nergal (BEHEMOTH) vereint. Doch was nützen die klangvollsten Features, wenn die Musik nicht zu überzeugen weiß? Diese Aversion hat viele Gründe, und beginnt bereits bei dem viel zu lang geratenen Introprincipio, in dem man geschlagene fünfeinhalb Minuten sehr spartanisch mit Orgelklängen und Windgeheul unterlegten Zeilen über die Auferstehung von finsteren Mächten lauscht. Diese Eröffnung soll wohl so etwas wie das Teilhaben an einer finsteren Messe vermitteln, verbreitet in dieser Ausführung aber bestenfalls das Feeling eines langatmigen B-Horror-Movies. Und spannender geht die Reise auch nicht weiter, sobald sich auch endlich die restliche Band einschaltet. Das Hauptproblem stellt das größtenteils belanglose, auf Schülerband-Niveau befindliche Riffing und das zum Gähnen verleitende Songwriting dar. In den Gründungsjahren mag diese gewollte Einfachheit in Kombination mit dem Proberaumsound durchaus noch seinen ungehobelten, naiven Charme versprüht haben, wirkt im 21. Jahrhundert und mit gereiften Musiker an den Instrumenten jedoch nicht anders als stark überholt. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Album insgesamt nur von der sehr prägnanter und gewöhnungsbedürftiger Stimme von Big Boss zusammengehalten wird, denn das Songmaterial passt von Stil und Stimmung nur wenig zusammen. Auf der einen Seite schleppen sich die träge, meist in leicht groovender Manier (Revenge of Hell, His Coming) dargebotene Midtempostücke dahin, auf der anderen Medaillenseite versucht man in Songs wie Legacy of Ancestors (mit sich penetrant wiederholenden Hardcore-Chören) oder dem abschließenden The Apocalypse, den langsamen Thrash-Metal für Rollator-Besitzern zu fröhnen. Beide Formate haben gemeinsam, dass sie nicht sonderlich unterhaltsam daher kommen, selbst wenn man dies mit Elektrospielereien in Son of Satan oder mit sparsam eingesetzten Keyboards in Fiery Message vergeblich zu kaschieren versucht. Doch glücklicherweise haben es die Tschechen auf dem neunten Output in dem mit Darksome Prophet betitelten Song wenigstens einmal geschafft, die dauerhaft angezogene Handbremse vollständig zu lösen. Dieses Lied stellt dadurch einen Ausreißer nach oben im Moor aus Beliebigkeit dar und führt vor Augen, was möglich gewesen wäre, wenn man nicht auf Krampf versucht hätte, die Trademarks der vergangenen Tage zu reproduzieren. Nicht zu imitieren versucht man hingegen den Klang der alten Aufnahmen – die Recordingqualität hat sich seit den Anfängen verbessert, jedoch ist das hier zu hörende Ergebnis alles andere als optimal. Für die Oldschoolfraktion ist das Album zu klar und glatt produziert, alle übrigen Gruppen werden sich an der Kraftlosigkeit der Instrumente und den zu zentralen Platz des Gesangs im Mix stören.

Insgesamt haben sich ROOT mit diesen Album keinen Gefallen getan. Zu uninspiriert das Songwriting, zu wenig bedrohlich die Stimmung, und zu generisch die zusammengewürfelt Tracklist – so lauten die Hauptanklagepunkte für die Altmeister. Falls die Mannen um Big Boss es nicht noch einmal schaffen sollten, an die ehemalige Form anzuknüpfen, muss man sich ernsthaft Gedanken machen, ob es nicht vielleicht für alle das Beste wäre, das Erbe ruhen zu lassen.

Veröffentlichungstermin: 28.10.2011

Spielzeit: 42:09 Min.

Line-Up:
Big Boss – Vocals
Ashok – Guitars
Igor Hubík – Bass
Pavel Kubát – Drums
Jan Kone?ný – Guitars

Produziert von Ashok und BigBoss
Label: Agonia Records

Homepage: http://www.rootan.net

Tracklist:
1. Introprincipio
2. In Nomine Sathanas     
3. Legacy of Ancestors     
4. Revenge of Hell     
5. Darksome Prophet     
6. Fiery Message     
7. Son of Satan     
8. His Coming
9. Greetings from the Abyss     
10. The Apocalypse

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