RAGNARÖK: Blackdoor Miracle

Wenn das Äußere nicht auf die Qualität des Inhalts schliessen lässt…

Bereits nach den ersten Klängen von „Blackdoor Miracle“ wird klar, dass sich thematisch bei RAGNARÖK nichts geändert hat — die Huldigung des dunklen Herrschers der Hölle steht wie bei In Nomine Satanas und Diabolical Age im Mittelpunkt des kreativen Schaffens der Norweger. Produktionstechnisch bewegt man sich auf durchwegs hohem Niveau, wieder hat man auf das Gespür von Tommy Tägtgren vertraut, was in einem druckvollen Sound mündet. Dieser ist natürlich nicht roh und die Bassdrums haben einen etwas künstlichen Touch erhalten. Als soundtechnischen Vergleich kann man somit durchaus das Unseen to Creation Album von THE LEGION zitieren…

Der grössten Unterschied zum Vorgängeralbum dürfte der Hörer bei den Vocals feststellen: Die gesanglichen Qualitäten von Hoest (der ja auch bei den begnadeten TAAKE tätig ist) machen einen Großteil der Atmosphäre auf „Blackdoor Miracle“ aus. Leider kommen die einzelnen Kompositionen nicht durchgehend an diese von ihm geschaffene Stimmung heran. Obschon die einzelnen Songs zeitweise durchaus fies groovend daherkommen, zeichnen sich schon beim ersten Durchlauf zwei Höhepunkte ab: „Blackdoor Miracle“ und „Kneel“. Der Titeltrack fällt vor allem durch das führende Gitarrenriff auf, das durch einen charakteristischen kaputten Sound gekennzeichnet ist. Auch die groovenden Übergängen geben dem Titeltrack einen hohen Wiedererkennungswert. Ebenfalls gelungen ist „Kneel“, wo unweigerlich vehemente Erinnerungen an neuere Werke von DARK FUNERAL aufkommen — auch wenn es RAGNARÖK manchmal an diesem gewissen Etwas, dem letzten fiesen Kick, der das dunkle Begräbnis besitzt, fehlt. Geschwindigkeitstechnisch zeigt sich auf „Blackdoor Miracle“ eine durchgehend starke Affinität zu RAGNARÖKs Labelkollegen DARK FUNERAL oder MARDUK.

Nicht nur vom letzten soundbezogenen Kick her zeigen sich allerdings Unterschiede zu den vorhin genannten Vergleichen. Der absolute Tiefpunkt von „Blackdoor Miracle“ ist das Cover. Nicht die nackte Frau mit den Einschusswunden ist das Problem (sie ist allerdings in einer viel zu aufrechten Position für wahrhaft nekrophile Phantasien), nein, die Bildkomposition an sich. Der unkreativste Breithosendepp hätte eine ansprechendere Collage hingekriegt, sei es mit Schere und Papier oder einer alten Photoshop-Version. Ausserdem dürften sich RAGNARÖK nach zehn Jahren Bandbestehen wirklich etwas mehr leisten — das Cover von „Nattferd“ (1995) hat schliesslich gezeigt, dass auch mit weniger Geld qualitativ mehr wert ist. Im Vergleich dazu wirkt das „Blackdoor Miracle“-Cover auch nicht trashig genug, vielmehr lässt sich daraus ein zwanghafter Versuch zu einer psychoanalytischen Interpretation (Stichwort: welche Symbolik hat eine Pistole?) lesen…

Wer allerdings einen ansprechendere Papierschuber bastelt, kann den ragnarokschen Schwarzmetall störungsfrei geniessen—auch wenn „Blackdoor Miracle“ nicht unbedingt das qualitative Maximum an Fiesheit, Technik oder Atmosphäre darstellt.

VÖ: 26.03.2004

Spielzeit: 42:17 Min.

Line-Up:
Jontho P.: Drums

Hoest (TAAKE): Vocals

Rym: Gitarre und Backing Vocals

Jerv Torfinnson: Bass

Produziert von Tommy Tägtgren (Abyss Studios)
Label: Regain Records

Homepage: http://www.ragnarokhorde.com

Email: jontho@sensewave.com

Tracklist:
1. Preludium

2. Heir Of Darkness

3. Recreation Of The Angel

4. Rites Of Geburah

5. Blackdoor Miracle

6. Murder

7. Kneel

8. Bless Thee For Granting Me Pain

9. Journey From Life

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner