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POLAR: Everywhere, Everything

POLAR zeigen sich weiterhin wandelbar: Stilistisch aufgeschlossen lassen die Briten neuen Einflüsse in ihren Metalcore / Post Hardcore-Mix einfließen, wodurch “Everywhere, Everything” innerhalb der Diskografie ein gänzlich eigenes Profil ausbilden kann.

„I will rebuild.“ Dass POLAR ihr fünftes Album mit einer optimistischen Botschaft beschließen würden, ist nach dem vorangegangenen auf und ab wahrscheinlich der beste Ausdruck für die neu gefasste Entschlossenheit der Briten. Schon auf dem Vorgänger „Nova“ (2019) erfand sich das Quartett in gewisser Weise neu, als man den Härtegrad deutlich anzog. „Everywhere, Everything“ wirft nun die Lehren der Vergangenheit zwar keineswegs über Bord, die Herausforderungen der Pandemie stecken den zehn neuen Songs allerdings irgendwie in den Knochen.

Nicht nur sind POLAR nach einigen Besetzungswechseln mittlerweile zum Quartett geschrumpft, auch die Musik spiegelt die Veränderung wider: Der rohe Metalcore des letzten Albums mag weiterhin das Rückgrat formen, hinzu nehmen die Musiker jedoch eine ganze Reihe neuer Einflüsse. Davon kündet schon das recht eindeutig betitelte „Winds Of Change“, das sich mit Synthesizern und zaghaftem Klargesang zunächst recht zerbrechlich nach vorne tastet und erst mit dem einsetzenden Rhythmusfundament an Zuversicht gewinnt.

POLAR zeigen sich auf “Everywhere, Everything” stilistisch aufgeschlossen

Dieser Kontrast ist vielleicht das zentrale Merkmal der Platte, den POLAR selbst als ein Gegenspiel von „Licht und Schatten“ umschreiben. Roh und aggressiv wandeln beispielsweise „Dissolve Me“ oder „Deliverance“ auf den Spuren des Vorgängers, wohingegen der vergleichsweise ruhige Titeltrack durch seine intelligente Melodieführung und die hinzugenommenen Post-Hardcore-Einflüsse so etwas wie Wärme und Optimismus versprüht.

Oftmals allerdings balanciert die Band zwischen den Extremen, indem Gitarrist Fabian Lomas den teils massiven Riffs und Shouts eine weitere melodische Spur zur Seite stellt. Das macht „Burn“ umgehend zum Eisbrecher, bevor „Gods And Heathens“ dank seines eingängigen Refrains das Erfolgsrezept von „Nova“ (2019) kurzzeitig wiederaufleben lässt. POLAR vermählen aber nicht nur ihren früheren Melodic Hardcore mit ihren späteren Metalcore, sondern zeigen sich über das ganze Album hinweg stilistisch aufgeschlossen.

“Everywhere, Everything” entwickelt über die komplette Laufzeit ein eigenes Profil

Am deutlichsten hören wir diese Tendenzen im experimentellen „Rush“, welches vielleicht nicht jeden Übergang perfekt meistert, doch dank Gastsängerin Ellie Price und einigen Shoegaze-Anleihen tatsächlich neues Terrain erschließt. Solche Wagnisse können und werden natürlich die Fangemeinde spalten, sorgen im Gegenzug aber dafür, dass „Everywhere, Everything“ in der Diskografie POLARs ein gänzlich eigenes Profil entwickeln darf: vielleicht mit etwas geringerer „Hitdichte“ als der Vorgänger, doch dafür stilistisch entsprechend vielfältiger.

Dass dieses Album im Zuge der Pandemie geradezu einem Kampf, einer schweren Geburt gleichkam, glauben wir daher gern. Und dennoch findet die Formation nicht nur das richtige Verhältnis aus „Licht und Schatten“, wie sie es betitelt, sondern auch die Kraft, aus einer schwierigen Situation gestärkt hervorzugehen. Wie sonst lässt sich die finale Botschaft in „Baptism Of Fire“ interpretieren, wo Adam Woodford zwischen Selbstfindung und der Bedeutung menschlicher Bindung ein eindeutiges Fazit zieht.

Veröffentlichungstermin: 13.01.2023

Spielzeit: 38:24

Line-Up

Adam Woodford | Vocals
Fabian Lomas | Gitarre
Gav Thane | Bass
Noah See | Schlagzeug

Label: Arising Empire

Homepage: https://www.polaruk.co/
Facebook: https://www.facebook.com/polaruk

POLAR “Everywhere, Everything” Tracklist

01. Winds Of Change
02. Burn (Video bei YouTube)
03. Gods & Heathens (Video bei YouTube)
04. Everywhere, Everything (Video bei YouTube)
05. The Greatest Sin
06. Rush (Video bei YouTube)
07. Dissolve Me (Video bei YouTube)
08. Deliverance
09. Snakes Of Eden
10. Baptism Of Fire

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