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POLAR: Nova

Wie oft haben wir es schon erlebt, dass eine Band über die Jahre ihrem ursprünglichen Stil entwachsen ist? PARKWAY DRIVE und WHILE SHE SLEEPS sind nur zwei prominente Beispiele, die sich mit jedem neuen Album weiter vom Metalcore emanzipieren und für manch einen gar den Tod des Genres prophezeien. Daher ist es umso erfrischender zu sehen, dass es auch anders herum gehen kann. Die (Melodic) Hardcore-Band POLAR suchte für ihr viertes Studioalbum „Nova“ nach einem Rezept für mehr Durchschlagskraft und fand die Antwort im Metal.

Das Resultat ist eine durchaus frisch wirkende Verschmelzung beider Genres, da die Engländer zu keiner Zeit bereit sind, ihre Hardcore-Wurzeln gänzlich zu leugnen. Dem melodischen Einschlag, der POLAR seit jeher auszeichnete, bleiben Ecken und Kanten erhalten. Selbst wenn sich in „Cradle“ Backgroundchöre und kurzzeitig sogar Klargesang fast schon hymnisch aufschwingen, atmet „Nova“ einen erfrischend authentischen Geist.

“Nova” punktet mit Elan und Spielfreude

Das Quintett marschiert nicht unbedingt über unerforschtes Gelände, so ehrlich müssen wir sein. Die eingängige Single „Drive“ oder der eröffnende Banger „Devil“ funktionieren nach typischem Metalcore-Schema: Brachiale Riffs treffen auf ruppig-gnadenlose Screams treffen auf melodischen Refrain. Der eine oder andere Moshpart („Breathe“) darf natürlich ebenso wenig fehlen, wenngleich Breakdowns keinen allzu hohen Stellenwert auf „Nova“ genießen.

Es spricht für POLAR, dass sie dieser altbekannten Rezeptur so viel Elan und Spielfreude entlocken, dass die Kompositionen nicht im Ansatz abgedroschen wirken. Die leidenschaftlichen Vocals von Sänger Adam Woodford tragen sicherlich ihren Teil dazu bei. Dessen Performance ist nach wie vor fest im Hardcore verwurzelt: Kraftvoll und mit leicht kratzigem Unterton erinnert das in „Breathe“ manchmal an Jamey Jasta (HATEBREED), nur dass Woodford im Refrain den heiseren Shouts gerne Melodie beimischt.

POLAR wollen den Metalcore gar nicht retten

POLAR kitzeln aus dem Genremix überraschend viele Facetten heraus. Selbst wenn in „Amber“ poppige Arrangements samt Damengesang auf Gangvocals im Stil von WHILE SHE SLEEPS treffen, bringen die Jungs das Schiff sicher in den Hafen. An anderer Stelle setzt „Prey“ mit dezenten Synthesizern, brutalen Riffs und erdrückenden Moshparts den krassen Gegensatz dazu. Wie weit POLAR sich beim Songwriting entfalten können, zeigen sie schließlich mit dem sechsminütigen „Brother“. Irgendwo zwischen WHILE SHE SLEEPS, neueren PARKWAY DRIVE und DEVIL SOLD HIS SOUL schwingt sich das Stück nach zunächst leisen Strophen zu einem erhebenden Finale samt dezenten Streichern auf.

„Nova“ hat also zu keinem Zeitpunkt den Anspruch, den Metalcore zu retten. Vielmehr ist das Album ein Statement, dass er überhaupt keiner Reanimation bedarf. Metalcore stirbt nicht, er entwickelt sich fort – und POLAR sind mit ihrer ungezügelten Leidenschaft sowie ihrem ungeschliffen-melodischen Sound Beleg, warum das eine gute Sache ist.

Veröffentlichungstermin: 05.04.2019

Spielzeit: 42:10

Line-Up:
Adam Woodford – Vocals
Tom Green – Gitarre
Fabian Lomas – Gitarre
Jonny Bowman – Bass
Nick Jones – Schlagzeug

Label: Arising Empire

Homepage: https://www.polaruk.co/
Facebook: https://www.facebook.com/polaruk/

POLAR “Nova” Tracklist

01. Mære
02. Devil
03. Cradle
04. Drive (Video bei YouTube)
05. Adore (Video bei YouTube)
06. Sonder
07. Amber
08. Breathe
09. Prey
10. Dusk
11. Midnight (Video bei YouTube)
12. Brother

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